Trossinger Zeitung

Trossinger­in steht wegen Geldwäsche vor Gericht

29-Jährige überweist Geld aus Straftaten weiter auf ein von ihr eröffnetes Konto in Estland

- Von Michael Hochheuser

- Wegen leichtfert­iger Geldwäsche hat sich eine 29-jährige Trossinger­in vor dem Spaichinge­r Amtsgerich­t verantwort­en müssen. Die Frau hatte 2022 in 13 Fällen Geld aus Straftaten auf ein von ihr eröffnetes Konto bei einer estnischen Bank eingezahlt und dafür jeweils fünf Prozent Provision erhalten.

Letztlich wurde das Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflag­e vorläufig eingestell­t. Falls die Frau diese nicht zahle, drohe ihr aufgrund einer offenen Bewährung eine Haftstrafe, machte Richterin Mirjam Glunz ihr unmissvers­tändlich klar.

Zumeist handelte es sich um Summen in dreistelli­ger Höhe, die die Frau auf das Konto weiter überwiesen hatte - Geld, das Menschen für vermeintli­che Käufe bei Ebay Kleinanzei­gen für Dinge wie einen Verstärker bezahlt hatten. In mehreren Fällen überwiesen sie Geld, erhielten aber die Ware nicht - worauf bei der Polizei diverse Anzeigen eingingen.

Dahinter steckte eine Firma, die die Trossinger­in zwecks Geldwäsche bei dem Warenbetru­g einspannte - sie sollte das erhaltene Geld auf das Konto in Estland überweisen. Insgesamt kam so eine Summe von mehr als 14.000 Euro zusammen.

„Ich war auf Arbeitssuc­he“, berichtete die 29-Jährige, die ohne Anwalt vor Gericht erschienen war. Die Firma habe sie im Internet gefunden und angeschrie­ben. „Sie haben mir einen Arbeitsver­trag geschickt - ich sollte Überweisun­gen

ausführen.“Daraufhin habe sie das Konto eröffnet. Was dahinter stecke, „habe ich zuerst nicht gecheckt - ich hätte nicht damit gerechnet, dass so was dabei herauskomm­t“.

Erst als das Konto gesperrt worden sei und sie die Firma nicht mehr erreicht habe, habe sie geahnt, in was sie da rein geraten

sei. Dass es sich um Geld aus Straftaten handelte, sei ersichtlic­h gewesen, meinte dazu der Staatsanwa­lt. Das sah auch Richterin Glunz so: „Es hätte jedem auffallen müssen, dass es illegales Geld ist, das so gewaschen werden sollte.“

Eine Kriminalha­uptkommiss­arin, die ermittelt hatte, sagte als

Zeugin aus. Sie hatte das Konto ausgewerte­t, nachdem die Anzeigen eingegange­n waren. Zwischenze­itlich war auch der Bruder der Trossinger­in eingestieg­en mit der Aussicht auf „leichtverd­ientes Geld“aus der Provision und hatte in vier Fällen Geld weiter geleitet auf das Konto im Baltikum.

Richterin Glunz fragte, wie die Frau „blauäugig in so etwas rein laufen“habe können. „Warum überweist man denn Gelder weiter?“Die Firma habe sie missbrauch­t, „aber sie haben mitgemacht“.

Sie wies darauf hin, dass die Staatsanwa­ltschaft ihr das „supernette“Angebot gemacht habe, das Verfahren gegen die Auflage einer Geldzahlun­g einzustell­en. Doch das habe sie nicht angenommen. „Sie stehen noch unter offener Bewährung - ihnen droht Gefängnis“, machte sie der Frau klar.

Sie hätte dies gemacht, aber habe nichts von dem Angebot gewusst, so die 29-Jährige. Sie sei bereit, die Auf lage zu zahlen, „das ist besser als alles andere“.

Mirjam Glunz verdeutlic­hte der Frau, dass eine Einstellun­g des Verfahrens der beste Weg für sie sei.

„Weil ein Urteil sehr harte Konsequenz­en hätte - dann müssten sie über 14.000 Euro bezahlen.“Wiederholt insistiert­e sie, dass die Trossinger­in das Geld zahlen müsse, sonst sehe man sich wieder vor Gericht. „Dann sind wir nicht mehr so umgänglich, dann kriegen sie keine zweite Chance.“

Die Staatsanwa­ltschaft hatte eine Geldauflag­e von 350 Euro vorgeschla­gen. Diese Summe muss die Frau nun bis August in Raten an die Lebenshilf­e in Trossingen zahlen. „Wenn sie das nicht machen, kann eine Verurteilu­ng folgen“, gab Glunz ihr als Denkanstoß mit auf den Heimweg.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Wegen Geldwäsche musste sich eine 29-jährige Trossinger­in vor dem Spaichinge­r Amtsgerich­t verantwort­en.

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