Talheim muss über Kredite nachdenken
Lohnerhöhungen und Inflation führen zu strukturellem Defizit
- Die Gemeinde Talheim entwickelt sich erfreulich und geht positiv gestimmt in die Zukunft. Das ist bei der Einwohnerversammlung klar geworden, die kürzlich stattgefunden hat.
Mit 1250 Einwohnern hat die Bevölkerungszahl einen historischen Höchststand erreicht. Im vergangenen Jahr stehen 84 Zuzügen nur 72 Wegzüge gegenüber. Sieben Todesfälle waren im letzten Jahr zu beklagen, über 16 Geburten freuten sich Eltern. Zu den Zu- und Wegzügen sagte Bürgermeister Andreas Zuhl „das ist Zeichen des gesellschaftlichen Wandels. Man bleibt nicht mehr zwingend im Ort“.
Aus seiner Sicht ein schöner Trend sind die Geburtenzahlen, die sich seit einigen Jahren zwischen 15 und 20 bewegen. Bei der Betrachtung der Statistik wird deutlich, dass Talheim im Landesdurchschnitt
bei den Kindern bis zu zehn Jahren über dem Durchschnitt liegt.
Was auch Auswirkungen auf die Kindergärten und die Schule hat. Für den innerörtlichen Kindergarten stellte der Bürgermeister erste Vorschläge für eine Erweiterung vor, der Waldkindergarten ist voll belegt und für die Schule ist die Planung für eine Erweiterung auf den Weg gebracht worden.
Auch in Sachen Infrastruktur tut sich einiges. Die Straßenbeleuchtung wurde auf die moderne LED Technik umgestellt. Die Investition für die 251 Straßenlampen wird sich durch die Einsparung beim Stromverbrauch in sieben Jahren amortisiert haben, wobei man von einer Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren pro Lampe ausgeht.
Für den Bauhof liegt ein Vorschlag für ein Lagergebäude vor und für die Feuerwehr läuft die Ausschreibung für die Anschaffung eines Gerätewagens Transport.
Erfreut zeigte sich Andreas Zuhl ebenfalls über die geringe
Fluktuation bei den Mitarbeitern der Gemeinde. „Im Kindergarten wie auch in der Schule haben wir kaum Ausfälle zu beklagen, da wir alle Stellen besetzt haben“, erfuhren die Anwesenden. Ebenso freue er sich auf die anstehende Kommunalwahl, einer echten Wahl, wie er sagte. Haben sich doch für die zehn Sitze im Gemeinderat elf Kandidaten gefunden.
Was der Rathauschef jedoch nicht verhehlen konnte und wollte, war die finanzielle Situation der Gemeinde. Seit der Einführung der Haushaltsführung nach Doppik kommen Abschreibungen zum Tragen. Tarifbedingte Lohnerhöhungen und inflationsbedingte Mehrausgaben führen zu einem strukturellen Defizit im laufenden Jahr. „Noch haben wir Reserven um das auszugleichen, doch langfristig gesehen müssen wir über Kreditaufnahmen nachdenken“, so Zuhl.
Was die Gemeinde besonders drückt ist aber auch die zwar berechtigte, aber dennoch belastende Forderung der Städte Tuttlingen und Trossingen, sich an den Sanierungskosten der weiterführenden Schulen zu beteiligen. Diesem Ansinnen hat der Talheimer Gemeinderat vor Monaten bereits widersprochen. Gleichwohl sind die Verwaltungen im Gespräch, um tragfähige Lösungen zu finden.
Dieses Ansinnen kommentierte auch Bürgermeister-Stellvertreter Tobias Warncke in seinem Schlusswort: „Nicht alles, was rechtlich durchsetzbar ist, ist auch geboten“, vertrat er seine Haltung zu dem Thema. Weiterhin lobte er die Zusammenarbeit von Verwaltung und Gemeinderat. Als scheidendes Mitglied des Gremiums bezeichnete er die Arbeit als zielgerichtet und den Umgang als immer sachlich. „Es war mir eine Ehre“, schloss Warncke.