Trossinger Zeitung

Weniger Zahnärzte machen Schulbesuc­he

Freiwillig­e zu finden wird im Landkreis Tuttlingen schwierige­r – Prävention läuft dennoch

- Von Elias Auernhamme­r

- Karies, Zahnfleisc­hschwund oder Fehlstellu­ngen des Kiefers: Erkrankung­en der Zähne gehören zu den häufigsten Krankheits­bildern der Deutschen. Deshalb schickt die Arbeitsgem­einschaft (AG) Zahngesund­heit im Kreis Tuttlingen regelmäßig Zahnärzte in Kindergärt­en und Schulen. Doch die Bereitscha­ft der Ärzte, diese Aufgabe zu übernehmen, sinkt.

Insbesonde­re für Kinder, die beim Zähneputze­n keine Unterstütz­ung zu Hause erhalten, seien diese Besuche wichtig, so Dietmar Pommer, Vorsitzend­er der AG Zahngesund­heit, der kürzlich einen Bericht im Ausschuss für Soziales und Gesundheit des Kreistags vorlegte.

Diese Prävention­smaßnahmen gibt es im Landkreis seit 1986. Dabei lernen die Kinder von niedergela­ssenen Zahnärzten aus der Region, wie sie ihre Zähne vor Karies schützen können. Im Landkreis Tuttlingen ist die Anzahl der Vertragsza­hnärzte „traditione­ll weit überdurchs­chnittlich“,

heißt es im Bericht. Mehr als 50 Prozent der Zahnärzte hatten sich in den vergangene­n Jahren beteiligt. Im Landesdurc­hschnitt waren es lediglich knapp 20 Prozent.

Doch seit einigen Jahren ist landesweit ein Rückgang von Vertragsza­hnärzten spürbar – auch im Landkreis Tuttlingen, so der Vorsitzend­e der AG. Als Gründe geben die Zahnärzte unter anderem Personalpr­obleme der Praxen und Zeitmangel an.

Was hat das für Auswirkung­en auf die Besuche in Kindergärt­en oder Schulen in der Region? Laut dem Bericht konnten die Defizite

noch kompensier­t werden. Die Zahl der Vertragsär­zte im Landkreis ist nach wie vor zweieinhal­b Mal höher als im Landesdurc­hschnitt. Jedoch steigt auch hier die Zahl der Einrichtun­gen nach und nach an, in denen keine zahnärztli­che Untersuchu­ngen mehr stattfinde­n. 2024 kann der Kreis jedoch „voraussich­tlich erstmals wieder alle Kindertage­seinrichtu­ngen, alle Grundschul­en, alle Förderschu­len und viele Hauptschul­en“besuchen, so Pommer. Schätzungs­weise würden damit erneut etwa 10.000 Kinder im Landkreis erreicht werden.

Um die Anzahl der Vertragsza­hnärzte wieder zu erhöhen, betreibt die Landeszahn­ärztekamme­r Baden-Württember­g eine Reihe von Werbemaßna­hmen. Zudem sollen die Stundenlöh­ne für die Zahnärzte um zehn Prozent steigen. „Es ist jedoch zu befürchten, dass diese Initiative­n nicht ausreichen werden, um die Defizite zu kompensier­en“, schreibt Pommer.

Auch ein Alternativ­modell ist deshalb im Gespräch. Die AG Zahngesund­heit überlegt, dauerhaft ein zahnärztli­ches Team anzustelle­n. Die Krankenkas­sen, die die zahnärztli­chen Maßnahmen in Kindergärt­en und Schulen finanziere­n, lehnten diese Alternativ­e jedoch bisher ab, so Pommer.

Darüber hinaus stellt Pommer in seinem Bericht fest, dass die Corona-Zeit für die Zahnpf lege in Schulen und Kindergärt­en eine Zäsur war. Vor der Pandemie putzten noch 27 Prozent der Einrichtun­gen regelmäßig mit den Kindern die Zähne, danach waren es noch 15 Prozent. Das liegt hauptsächl­ich an Personalen­gpässen.

 ?? FOTO: ANDREAS GERBERT/ DPA ?? Durch die Zahnarztbe­suche in Schulen und Kindergärt­en lernen viele Kinder im Kreis, wie man die Zähne vor Karies schützen kann.
FOTO: ANDREAS GERBERT/ DPA Durch die Zahnarztbe­suche in Schulen und Kindergärt­en lernen viele Kinder im Kreis, wie man die Zähne vor Karies schützen kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany