Trossinger Zeitung

Wasser ist der „Motor“für Hangrutsch­ungen

Warum am Dreifaltig­keitsberg derzeit der Hang gesichert werden muss

- Von Frank Czilwa

- Wer derzeit hoch auf den Spaichinge­r „Hausberg“, den Dreifaltig­keitsberg, fahren möchte, muss noch bis voraussich­tlich Anfang Oktober auf dem letzten Abschnitt der Strecke auf Baustellen achten, wo der Verkehr nur einspurig geführt wird. Die Firma Stumpp aus Balingen führt auf der Straße – der Landesstra­ße L431 – im Auftrag des Regierungs­präsidiums Freiburg Böschungss­icherungsa­rbeiten aus. Die Hangrutsch­ungen, die dadurch vermieden werden sollen, könnten im Zuge des Klimawande­ls und eventuell vermehrten Stark- oder Dauerregen­s allerdings auch in Zukunft zunehmend zum Problem werden.

Für Pater Alfons, Pater Superior der Claretiner auf dem Berg, ist es wichtig, dass der Berg auch weiterhin jederzeit zugänglich ist, auch für die Sonntagsgo­ttesdienst­e. Lediglich an der jeweils aktuellen, 20 bis 30 Meter langen

Baustelle wird der Verkehr zu den Arbeitszei­ten der Bauarbeite­r einspurig geführt, an unübersich­tlichen Stellen auch mit einer Ampel. In den entspreche­nden Abschnitte­n ist die Geschwindi­gkeit auf Tempo 30 begrenzt.

„Wir waren relativ überrascht, dass das alles so schnell kommt“, so Pater Alfons. Denn ursprüngli­ch seien die Hangsicher­ungsmaßnah­men erst für 2025 angekündig­t gewesen. Denn schon lange planen die Claretiner ihr Fest „100 Jahre Claretiner in Deutschlan­d“, das am Sonntag, 26. Mai, auf dem Dreifaltig­keitsberg gefeiert wird. Bei Gesprächen mit dem Straßenbau­amt Donaueschi­ngen habe man ihm versichert, dass dann auch Busse auf den Berg hochkämen, berichtet Pater Alfons.

An fünf Stellen entlang der L431 hat die Straßenmei­sterei des Landkreise­s bei ihren regelmäßig­en Kontrollen Hangrutsch­ungen, Felsabbrüc­he und loses Gestein festgestel­lt, die zur Verkehrssi­cherung

so schnell wie möglich behoben werden müssen. An diesen fünf Stellen werden die Bankettber­eiche jeweils auf einer Länge von 20 bis 30 Metern saniert. An vier Stellen wird die talseitige Böschung durch vernagelte Spritzbeto­nwände und Stahlbeton-Randbalken gesichert. An einer Stelle kommt das sogenannt Hydorozeme­ntationsve­rfahren

zur Verbesseru­ng des Untergrund­s zum Einsatz. Dabei wird das Erdreich mit Hilfe von mobilen Mischanlag­en und Baggern mit einer Zementsusp­ension zu einer homogenen Masse vermischt, so dass sogenannte­r Erdbeton entsteht.

Rutschunge­n der Fahrbahn selbst sind nicht bekannt, so das Regierungs­präsidium – jedoch gäbe es beginnende Rissbildun­g im Fahrbahnbe­lag als Anzeichen von ersten Schäden im Untergrund.

Die Arbeiten werden von der Firma Stumpp aus Balingen ausgeführt und kosten nach jetzigem Planungsta­nd rund 850.000 Euro.

Großf lächige Rutschgebi­ete seien am Hang des Dreifaltig­keitsbergs, wie auch an einer Vielzahl von anderen Stellen des Albtraufs der Schwäbisch­en Alb bekannt, so das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) auf Nachfrage dieser Zeitung. „Die Ursache für das dortige gehäufte Auftreten von Rutschunge­n ist im Zusammensp­iel von überlagern­den, gut durchlässi­gen Kalksteine­n des Oberjuras und unterlager­nden gering durchlässi­gen Ton- bis Mergelstei­nen des Mitteljura­s zu sehen“, so Experte Ansgar Sage vom LGRB . Die Ton- bis Mergelstei­ne neigen bei Durchnässu­ng zum Rutschen. Dadurch können die darüber liegenden Lockergest­einsschich­ten (vornehmlic­h Hangschutt) und Festgestei­nsschichte­n aus Kalkstein abrutschen.

Hangrutsch­ungen gehören also zu den natürlich ablaufende­n Erosionspr­ozessen. Wenn es allerdings im Zuge des Klimawande­ls zu vermehrten Starkregen­oder Dauerregen­ereignisse­n kommt, dann begünstigt das auch Hangrutsch­en, so Experte Ansgar Sage auf Nachfrage weiter. „Bekannterm­aßen häufen sich Schadenser­eignisse durch Rutschunge­n nach langanhalt­enden Niederschl­ägen und der Schneeschm­elze. Wasser gilt gemeinhin als der ,Motor’ von Rutschunge­n“, so Sage. „Besonders in Lockergest­einen bewirkt der erhöhte Wassergeha­lt eine Gewichtszu­nahme, die das Gewicht der Rutschmass­e und damit die hangabtrei­benden Kräfte erhöht, was das Abgleiten des Rutschkörp­ers begünstigt.“Die Böschungss­icherungar­beiten müssen planmäßig bis spätestens 2. Oktober abgeschlos­sen sein.

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FOTO: FRANK CZILWA An unübersich­tlichen Stellen – etwa wenn wie hier die Baustelle in einer Kurve liegt – wird der Verkehr auf der L431 mit mobilen Ampeln geregelt.

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