Wasser ist der „Motor“für Hangrutschungen
Warum am Dreifaltigkeitsberg derzeit der Hang gesichert werden muss
- Wer derzeit hoch auf den Spaichinger „Hausberg“, den Dreifaltigkeitsberg, fahren möchte, muss noch bis voraussichtlich Anfang Oktober auf dem letzten Abschnitt der Strecke auf Baustellen achten, wo der Verkehr nur einspurig geführt wird. Die Firma Stumpp aus Balingen führt auf der Straße – der Landesstraße L431 – im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg Böschungssicherungsarbeiten aus. Die Hangrutschungen, die dadurch vermieden werden sollen, könnten im Zuge des Klimawandels und eventuell vermehrten Stark- oder Dauerregens allerdings auch in Zukunft zunehmend zum Problem werden.
Für Pater Alfons, Pater Superior der Claretiner auf dem Berg, ist es wichtig, dass der Berg auch weiterhin jederzeit zugänglich ist, auch für die Sonntagsgottesdienste. Lediglich an der jeweils aktuellen, 20 bis 30 Meter langen
Baustelle wird der Verkehr zu den Arbeitszeiten der Bauarbeiter einspurig geführt, an unübersichtlichen Stellen auch mit einer Ampel. In den entsprechenden Abschnitten ist die Geschwindigkeit auf Tempo 30 begrenzt.
„Wir waren relativ überrascht, dass das alles so schnell kommt“, so Pater Alfons. Denn ursprünglich seien die Hangsicherungsmaßnahmen erst für 2025 angekündigt gewesen. Denn schon lange planen die Claretiner ihr Fest „100 Jahre Claretiner in Deutschland“, das am Sonntag, 26. Mai, auf dem Dreifaltigkeitsberg gefeiert wird. Bei Gesprächen mit dem Straßenbauamt Donaueschingen habe man ihm versichert, dass dann auch Busse auf den Berg hochkämen, berichtet Pater Alfons.
An fünf Stellen entlang der L431 hat die Straßenmeisterei des Landkreises bei ihren regelmäßigen Kontrollen Hangrutschungen, Felsabbrüche und loses Gestein festgestellt, die zur Verkehrssicherung
so schnell wie möglich behoben werden müssen. An diesen fünf Stellen werden die Bankettbereiche jeweils auf einer Länge von 20 bis 30 Metern saniert. An vier Stellen wird die talseitige Böschung durch vernagelte Spritzbetonwände und Stahlbeton-Randbalken gesichert. An einer Stelle kommt das sogenannt Hydorozementationsverfahren
zur Verbesserung des Untergrunds zum Einsatz. Dabei wird das Erdreich mit Hilfe von mobilen Mischanlagen und Baggern mit einer Zementsuspension zu einer homogenen Masse vermischt, so dass sogenannter Erdbeton entsteht.
Rutschungen der Fahrbahn selbst sind nicht bekannt, so das Regierungspräsidium – jedoch gäbe es beginnende Rissbildung im Fahrbahnbelag als Anzeichen von ersten Schäden im Untergrund.
Die Arbeiten werden von der Firma Stumpp aus Balingen ausgeführt und kosten nach jetzigem Planungstand rund 850.000 Euro.
Großf lächige Rutschgebiete seien am Hang des Dreifaltigkeitsbergs, wie auch an einer Vielzahl von anderen Stellen des Albtraufs der Schwäbischen Alb bekannt, so das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) auf Nachfrage dieser Zeitung. „Die Ursache für das dortige gehäufte Auftreten von Rutschungen ist im Zusammenspiel von überlagernden, gut durchlässigen Kalksteinen des Oberjuras und unterlagernden gering durchlässigen Ton- bis Mergelsteinen des Mitteljuras zu sehen“, so Experte Ansgar Sage vom LGRB . Die Ton- bis Mergelsteine neigen bei Durchnässung zum Rutschen. Dadurch können die darüber liegenden Lockergesteinsschichten (vornehmlich Hangschutt) und Festgesteinsschichten aus Kalkstein abrutschen.
Hangrutschungen gehören also zu den natürlich ablaufenden Erosionsprozessen. Wenn es allerdings im Zuge des Klimawandels zu vermehrten Starkregenoder Dauerregenereignissen kommt, dann begünstigt das auch Hangrutschen, so Experte Ansgar Sage auf Nachfrage weiter. „Bekanntermaßen häufen sich Schadensereignisse durch Rutschungen nach langanhaltenden Niederschlägen und der Schneeschmelze. Wasser gilt gemeinhin als der ,Motor’ von Rutschungen“, so Sage. „Besonders in Lockergesteinen bewirkt der erhöhte Wassergehalt eine Gewichtszunahme, die das Gewicht der Rutschmasse und damit die hangabtreibenden Kräfte erhöht, was das Abgleiten des Rutschkörpers begünstigt.“Die Böschungssicherungarbeiten müssen planmäßig bis spätestens 2. Oktober abgeschlossen sein.