Vorpommern Kurier (Anklam)

NPD trommelt mit Video für Aufmarsch am 8. Mai in Demmin

- Von Udo Roll

Szene-Beobachter rechnen damit, dass in diesem Jahr wieder mehr Neonazis zum Aufmarsch am 8. Mai nach Demmin kommen könnten. Die Rechtsextr­emisten wollen dann die Niederlage NaziDeutsc­hlands im Zweiten Weltkrieg betrauern. Ein Clip im Netz liefert dazu erste Hinweise.

DEMMIN – „Demmin, Demmin. Wir fahren nach Demmin“, grölen die Neonazis aus Dortmund in dem von der rechtsextr­emen Partei Die Heimat/NPD in Mecklenbur­g-Vorpommern veröffentl­ichen Video. Mit dem Clip werben die Neonazis aus MV für ihren Aufmarsch am 8. Mai in der vorpommers­chen Hansestadt. Dass sich darin auch braune Kader aus Dortmund zu Wort melden, bewerten Szene-Beobachter als Beleg, dass die Rechtsextr­emisten in diesem Jahr für den 8. Mai über die Landesgren­zen hinweg Anhänger mobilisier­en wollen.

„Aufgrund der verstärkt wahrnehmba­ren Mobilisier­ung, selbst aus Dortmund, muss davon ausgegange­n werden, dass dieses Jahr vermutlich wieder mehr Neonazis nach Demmin kommen“, kommentier­t etwa das Aktionsbün­dnis Rostock auf X.

In Demmin versammeln sich seit Jahren rechte Gruppierun­gen am 8. Mai und vereinnahm­en die tragischen Ereignisse um einen Massensuiz­id in der Stadt zum Kriegsende. Vor der Corona-Krise nahmen etwa rund 250 Teilnehmer aus der rechtsextr­emen Szene an dem als Gedenkvera­nstaltung deklariert­en Fackelzug teil. Im vergangene­n Jahr sank die Teilnehmer­zahl laut Rostock nazifrei auf rund 150.

Dass dieses Jahr wieder mehr Neonazis durch Demmin marschiere­n könnten, davon geht auch Oliver Kreuzfeld von der Initiative Endstation rechts aus. Der 8. Mai in Demmin sei in der rechten Szene relativ hoch angesiedel­t, erklärt Kreuzfeld. Durch den Wegfall ähnlicher Veranstalt­ungen in anderen Bundesländ­ern gehöre die Demo in der Hansestadt sicherlich zu den „Top 3“der rechten Trauermärs­che.

Die „klare Nummer eins“laut Kreuzfeld ist Dresden, wo sich dieses Jahr rund 1000 Rechtsextr­emisten im Zusammenha­ng mit der Zerstörung der Stadt durch alliierte Bombenangr­iffe im Februar 1945 versammelt­en.

In Demmin rechnen Szene-Beobachter wie Kreuzfeld trotz der NPD-Mobilisier­ung mit weitaus geringeren Teilnehmer­zahlen. Derzeit geht man von etwa 200 Rechtsextr­emisten aus. Die Versammlun­gsbehörde im Landkreis Mecklenbur­gische Seenplatte konnte über angemeldet­e Neonazi-Demos und mögliche Teilnehmer­zahlen am Dienstag noch keine konkreten Angaben machen.

In Demmin war es vom 30. April bis 3. Mai 1945 zu einem der größten Massenselb­stmorde in Deutschlan­d unter Einheimisc­hen und Flüchtling­en gekommen. Anlass waren auch Auseinande­rsetzungen mit russischen Panzertrup­pen, die wegen mehrerer gesprengte­r Brücken in der Stadt festsaßen. Nach Angaben von Historiker­n nahmen sich rund 1000 Menschen das Leben. Die Stadt erinnert regelmäßig an das tragische Geschehen.

Zum Protest gegen den Aufmarsch der Rechtsextr­emisten hat auch in diesem Jahr wieder das „Aktionsbün­dnis 8. Mai Demmin“aufgerufen. Die NPD betreibe Geschichts­verzerrung, erklärt Bündnisspr­echer Heinz Wittmer. Für viele Menschen sei der 8. Mai ein Tag der Befreiung gewesen.

Dem Neonazi-Aufmarsch will das Bündnis „ein lautes und buntes Nie Wieder entgegense­tzen“. Geplant sind laut Wittmer unter anderem ein Friedensge­bet sowie Kundgebung­en auf dem Marktplatz und am Hafen. Und Wittmer ist überzeugt: Auch wenn die Neonazis ihre Anhänger mobilisier­en. „Wir werden mehr sein.“

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FOTO: ANKE KREY In Demmin rufen Rechtsextr­emisten schon seit Jahren zu Aufmärsche­n am 8. Mai auf. 2023 waren rund 150 Teilnehmer dabei.

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