Vorpommern Kurier (Anklam)

Wie die Eigentümer die lebenswich­tige PCK-Pipeline nach Rostock retten können

- Von Andreas Becker

Die Nervosität in Schwedt wächst: Die EU prüft immer noch den Antrag auf Beihilfe zur Ertüchtigu­ng der Pipeline aus Rostock. Mittlerwei­le gibt es auch alternativ­e Szenarien.

SCHWEDT – Es war am 17. September 2022, einem lauen Spätsommer­tag, als Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) im Interview mit dem Deutschlan­dfunk verkündete, dass die 202 Kilometer lange Pipeline von Rostock nach Schwedt für 400 Millionen Euro ausgebaut wird, damit sie mehr Öl in die Raffinerie an der brandenbur­gischen Grenze zu Polen transporti­eren könne. Schwedt versorgt Millionen Menschen im Nordosten Deutschlan­ds mit Benzin und Diesel. Wegen der russischen Invasion in der Ukraine bezieht PCK seit Anfang 2023 kein Öl mehr aus Russland.

Um die PCK-Anlage zu erhalten, „sorgen wir dafür, dass es jetzt auch Importmögl­ichkeiten zusätzlich aus Polen gibt, vielleicht sogar aus Kasachstan“, machte der Regierungs­chef der Ampelkoali­tion seinerzeit in Optimismus. Doch der ist mittlerwei­le in den Weiten der Pipeline verschwund­en – gut anderthalb Jahre nach den Kanzler-Worten steckt die angekündig­te Erweiterun­g der in die Jahre gekommenen Pipeline immer noch fest.

Auf der Bremse steht derzeit offenbar besonders die Europäisch­e Union (EU) in Brüssel. Hintergrun­d: Laut Bundeswirt­schaftsmin­isterium in Berlin sei eine Ertüchtigu­ng der bestehende­n Leitung lediglich mit Steuergeld­ern möglich. Dafür stünden vom Bund eben jene 400 Millionen Euro bereit. Bevor der Bund aber das avisierte Geld in das Pipeline-Projekt stecken kann, muss Brüssel aus wettbewerb­srechtlich­en Gründen Ja sagen. Darf Steuergeld in ein privates Investment der PCK fließen? Die bereits zu Weihnachte­n 2023 erwartete Antwort auf den im Sommer vergangene­n Jahres gestellten Antrag auf Beihilfe lässt weiter auf sich warten.

Eine zusätzlich­e Hürde scheint zu sein, dass PCK mehrheitli­ch dem russischen Staatskonz­ern Rosneft gehört – obwohl der Bund seit September 2022 die Treuhand über die 54 Prozent Rosneft-Anteile übernommen hat. Bereits vor Wochen verwies das von Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) geführte Bundeswirt­schaftsmin­isterium darauf, dass Beihilfen nicht Unternehme­n gewährt werden könnten, gegen die EU Sanktionen verhängt worden seien. Nun ist guter Rat teuer, der Druck, eine Lösung für die dringend benötigte Erweiterun­g der Pipeline zu präsentier­en, ist mächtig gestiegen. Mittlerwei­le gibt es nach Informatio­nen des Nordkurier Gedankensp­iele, dass sich die Gesellscha­fter der PCK-Raffinerie finanziell am Ausbau der Pipeline beteiligen könnten.

Vor knapp drei Wochen soll es ein vertraulic­hes Treffen hinter verschloss­enen Türen gegeben haben, bei dem ein solches Szenario diskutiert worden sein soll. Am Tisch sollen Staatssekr­etär Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen) aus dem Bundeswirt­schaftsmin­isterium, mit Shell und Eni weitere Eigentümer sowie Vertreter der Brandenbur­ger Landesregi­erung gesessen haben.

Auf Nordkurier-Anfrage wollte sich das Bundeswirt­schaftsmin­isterium nicht zu Inhalten aus nicht öffentlich­en Zusammenkü­nften äußern. Zum Beihilfe-Antrag ließ eine Sprecherin von Robert Habeck mitteilen, dass man mit der EU in „konstrukti­ven Gesprächen“und im „Austausch mit den Anteilseig­nern“sei.

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FOTO: PATRICK PLEUL Die Öl-Raffinerie an der deutsch-polnischen Grenzen sucht eine Lösung für die Pipeline von Rostock nach Schwedt.

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