Verbraucherzentrale fordert mehr Transparenz bei Fernwärme-Preisen
Preisänderungen bei Fernwärme sind aus Sicht der Verbraucherzentrale nicht gut nachvollziehbar. Sie sieht daher die Regierung in der Pflicht - und schlägt Lösungen vor.
BERLIN – Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert mehr Transparenz bei der Gestaltung der Fernwärmepreise. Die Preisgestaltung im Fernwärmemarkt sei für die Verbraucherinnen und Verbraucher „eine Blackbox“. Die Bundesregierung müsse sicherstellen, dass die Verbraucher Preisänderungen nachvollziehen können, „und endlich eine verbraucherfreundliche Novellierung der Fernwärme-Verordnung angehen“, sagte vzbv-Vorständin Ramona Pop gestern einer Mitteilung zufolge.
Der vzbv erfasst nach eigenen Angaben seit Anfang 2023 fortlaufend die Fernwärmepreise in 31 Netzen. „Die Auswertung der Daten im ersten Quartal 2024 zeigt erneut, wie unterschiedlich die Preise für Fernwärme je nach Netz sein können“, hieß es in der Mitteilung. Während effektive Preise pro Kilowattstunde für einen Haushalt in einem typischen Mehrfamilienhaus im untersuchten Fernwärmenetz in Leipzig von 17 Cent im vierten Quartal 2023 auf 20 Cent im ersten Quartal 2024 anstieg, fiel der Preis beim untersuchten Netz in Stuttgart von 22 auf 17 Cent pro Kilowattstunde.
Verbraucherinnen und Verbraucher könnten nur schlecht einschätzen, ob der Wärmepreis in ihrem Netz eher hoch oder niedrig ist, sagte Pop. „Es braucht daher ein deutschlandweites Wärmenetzregister und eine darauf aufbauende Wärmenetzkarte.“Zudem forderte der vzbv die Einführung einer Preisaufsicht durch eine unabhängige Stelle.
Der Verband kommunaler Unternehmen hielt fest, dass „die Preisbildung bei der Fernwärme beileibe kein rechtsfreier Raum“sei. „Wenn ein Unternehmen keine marktgerechten Preise nimmt, können die Kartellbehörden prüfen“, sagte ein Sprecher. „Wir arbeiten gemeinsam mit weiteren Akteuren bereits an einer Transparenz-Plattform, auf der Preise verglichen werden können. Auch über Schlichtungsverfahren wird – wie beim Fernwärmegipfel im vergangenen Jahr vereinbart – derzeit konkret gesprochen“, so der Sprecher. Die Fernwärme dürfe nicht mit falschen Vorwürfen diskreditiert werden.
Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke hatte sich erst im März bei einem Besuch des Berliner Mietervereins für mehr Unterstützung des Bundes beim Ausbau der Fernwärme ausgesprochen. „Wenn wir klimafreundlich werden wollen, werden wir größere, bessere Fernwärmenetze brauchen. Hier wird es ein Förderprogramm der öffentlichen Hand benötigen“, sagte die Grünen-Politikerin.
In Deutschland müssten mehr Wohnungen klimaneutral saniert werden, dabei spiele Fernwärme eine wichtige Rolle, erklärte Lemke. Fernwärme sei aber der intransparenteste Markt für Endverbraucher, kritisierte auch sie. Unter den aktuellen Bedingungen werde der Ausbau für viele problematisch. „Für Mieterinnen und Mieter, bei denen die Wahl der Wärmeart und des Anbieters nicht gegeben ist, braucht es bessere Regulierungen und mehr Transparenz“, sagte Lemke. Auch moderne und klimafreundliche Heizungen müssten für Mieterinnen und Mieter weiter bezahlbar sein.