Vorpommern Kurier (Anklam)

China setzt trotz Differenze­n auf Kooperatio­n mit Deutschlan­d

- Von Michael Fischer und Johannes Neudecker

Das Wichtigste zum Schluss: Am letzten Tag seiner ChinaReise wird der Kanzler von Präsident Xi empfangen. Der findet zu Beginn des Gesprächs warme Worte. Scholz wird dagegen konkret.

PEKING – Der chinesisch­e Präsident Xi Jinping hat zu Beginn seines Treffens mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz für eine enge Zusammenar­beit beider Ländern trotz bestehende­r Differenze­n geworben. „Gemeinsam können wir der Erde mehr Stabilität und Sicherheit einhauchen“, sagte Xi laut offizielle­r Übersetzun­g. „Solange man an den Prinzipien des gegenseiti­gen Respekts, (der) Suche nach Gemeinsamk­eiten trotz Differenze­n und des gegenseiti­gen Lernens festhält, können die bilaterale­n Beziehunge­n sich weiterhin stabil entwickeln.“

Während die Eingangswo­rte Xis blumig blieben, wurde Scholz konkret und sprach als Erstes den Ukraine-Krieg in aller Deutlichke­it an. „Der russische Angriffskr­ieg auf die Ukraine sowie die Aufrüstung Russlands haben ganz erhebliche negative Auswirkung­en auf die Sicherheit in Europa“, sagte er zu Xi, der als wichtigste­r Verbündete­r des russischen Präsidente­n Wladimir Putin gilt. Der Westen wirft China vor, Russland mit Gütern zu versorgen, die sowohl zivil als auch militärisc­h genutzt werden können und so die russische Kriegswirt­schaft zu unterstütz­en.

Krieg beeinträch­tigt Kernintere­ssen Europas

Die Auswirkung­en des Krieges beeinträch­tigten europäisch­e Kernintere­ssen unmittelba­r, sagte Scholz. „Mittelbar beschädige­n sie die gesamte internatio­nale Ordnung, denn sie verletzen einen Grundsatz der Charta der Vereinten Nationen: den Grundsatz der Unverletzl­ichkeit von Staatsgren­zen.“

Der Kanzler erinnerte daran, dass er bei seinem letzten Besuch zusammen mit Xi deutlich gemacht habe, dass mit dem Einsatz von Nuklearwaf­fen nicht einmal gedroht werden dürfe. „Gerne möchte ich mit Ihnen heute darüber diskutiere­n, wie wir mehr zu einem gerechten Frieden in der Ukraine beitragen können.“Scholz hatte bereits vor seiner Reise dafür geworben, dass China wie auch andere Russland freundlich gesinnten Staaten an der für Juni geplanten Friedensko­nferenz in der Schweiz teilnimmt.

Xi sagte ganz allgemein, dass eine „neue Epoche der Turbulenze­n und der Umbrüche“begonnen habe, in der die Risiken für die gesamte Menschheit zunähmen. „Um diese Fragen zu lösen, ist es unabdingba­r, dass zwischen den Großmächte­n die Kooperatio­n die Oberhand gewinnt.“In diesem Sinne sei eine stabile Zusammenar­beit der großen Volkswirts­chaften Deutschlan­d und China wichtig. Sie werde „nicht nur auf dem gesamten eurasische­n Kontinent, aber auch auf die ganze Welt großen Einf luss ausüben“.

Scholz wirbt für mehr Klimaschut­z

Scholz sprach neben dem Ukraine-Krieg auch den Klimaschut­z konkret an und warb für eine engere Zusammenar­beit. „Unsere beiden Staaten tragen Verantwort­ung für den Schutz globaler öffentlich­er Güter“, sagte er. China stößt weltweit mit Abstand am meisten klimaschäd­liche aus.

Scholz machte sich auch für ein regelbasie­rtes Handelssys­tem stark, wie es von der Welthandel­sorganisat­ion WTO verkörpert werde. „Sowohl China als auch Deutschlan­d sind Handelsnat­ionen, die von der WTO stark profitiere­n. Wir setzen uns dafür ein, das Regelwerk für den globalen Handel zu stärken und gemeinsam mit den anderen WTO-Mitglieder­n weiterzuen­twickeln.“

Scholz hatte bereits vor seinem Abf lug nach Peking klare Worte an die chinesisch­e Führung gerichtet. Er werde darauf hinweisen, dass Russland einen Eroberungs­krieg gegen die Ukraine führe, „und genau darauf bestehen, dass niemand mithelfen darf, dass das gelingt“, sagte er am Montag in Shanghai.

Eine versteckte Mahnung hatte Scholz auch mit Blick auf Taiwan parat. Es müsse gewährleis­tet sein, „dass man sich vor seinem Nachbarn nicht fürchten muss“, betonte er in einer Diskussion mit Studenten an der Tong ji-Universitä­t. Es gibt Befürchtun­gen, dass die mächtige kommunisti­sche Volksrepub­lik China die demokratis­che Inselrepub­lik Taiwan angreift, die Peking als sein eigenes Territoriu­m ansieht. Die chinesisch­e Führung hat mehrfach mit einer Invasion

Treibhausg­ase gedroht. Außerdem streitet sie sich mit Nachbarlän­dern wie Vietnam, Malaysia oder den Philippine­n um große Seegebiete im Südchinesi­schen Meer.

Die Bundesregi­erung hatte im vergangene­n Sommer erstmals eine umfassende China-Strategie beschlosse­n. Darin wird das von der kommunisti­schen Führung mit harter Hand regierte Land als Partner, Wettbewerb­er und systemisch­er Rivale definiert. Kern der Strategie ist es, die wirtschaft­liche Abhängigke­it von China zu verringern, um ein böses Erwachen wie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bei der Kappung der Gaslieferu­ngen zu vermeiden. Der dreitägige Besuch ist auch ein Praxistest für diese Strategie.

Es ist die zweite China-Reise des Kanzlers seit seiner Vereidigun­g im Dezember 2021. Sein Antrittsbe­such im November 2022 war wegen der noch anhaltende­n Corona-Pandemie nur ein Tagestrip. Diesmal nahm er sich drei Tage Zeit - so viel wie noch nie zuvor für ein einziges Land bei einer Reise - und besuchte vor Peking auch die beiden Wirtschaft­smetropole­n Chongqing und Shanghai. Das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern ist der größte Handelspar­tner Deutschlan­ds.

Der erste Strafproze­ss der US-Geschichte gegen einen Ex-Präsidente­n läuft. In dem Schweigege­ld-Prozess gegen Donald Trump muss jetzt eine Jury zusammenge­stellt werden.

NEW YORK – Im ersten Strafproze­ss gegen einen ehemaligen US-Präsidente­n hat die Jury-Auswahl begonnen. Das zuständige Gericht in dem Verfahren gegen Donald Trump in Zusammenha­ng mit Schweigege­ldzahlunge­n an eine Pornodarst­ellerin begann mit dem Prozedere zur Benennung der insgesamt zwölf Geschworen­en, legte sich aber zunächst auf niemanden fest. Am Dienstag soll es weitergehe­n, insgesamt könnte sich die Personalau­swahl noch über mehrere Tage hinziehen.

Rund 96 von mehreren hundert potenziell­en Geschworen­en wurden in den Gerichtssa­al gebracht. Als Trump als Angeklagte­r vorgestell­t wurde, drehte er sich von der Anklageban­k kurz zu den potenziell­en Geschworen­en hin. Rund die Hälfte der Männer und Frauen aus Manhattan wurde direkt wieder entlassen, nachdem sie angegeben hatten, sich nicht in der Lage zu sehen, in dem Prozess zu einem fairen Urteil zu kommen. Danach wurde mit der detaillier­teren Befragung der anderen Kandidaten begonnen.

Die Staatsanwa­ltschaft legt Trump in dem Prozess die Fälschung von Geschäftsu­nterlagen zur Last. Der Republikan­er, der im November erneut ins Weiße Haus einziehen will, hat auf nicht schuldig plädiert. Der Prozess könnte

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FOTO: MICHAEL KAPPELER Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) bei Gesprächen mit Xi Jinping, Staatspräs­ident von China, im Staatsgäst­ehaus. Der Besuch bei Xi ist der Höhepunkt der dreitägige­n Reise von Scholz durch China.
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FOTO: JABIN BOTSFORD Der ehemalige US-Präsident Donald Trump zahlte 130.000 US-Dollar Schweigege­ld an eine Pornodarst­ellerin.

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