Vorpommern Kurier (Anklam)

Nachtperso­nal fehlt im Altenheim: Pflegerin ruft Polizei und Feuerwehr

- Von Andreas Rabenstein

Mehr als hundert alte Menschen in einem Heim müssen ständig gepf legt und im Notfall mit Medikament­en versorgt werden. Dafür war aber Dienstagna­cht niemand eingeteilt.

BERLIN – Weil in einem Berliner Alten- und Pflegeheim das nötige Pf legeperson­al für die Nacht fehlte, mussten Polizei und Feuerwehr anrücken. Als eine Pflegerin in dem Heim in Berlin-Lichtenber­g am Montagaben­d ihre Schicht beenden wollte, stellte sie fest, dass die folgende Nachtschic­ht personell nicht ausreichen­d besetzt war, wie eine Polizeispr­echerin gestern sagte. Gefehlt habe eine examiniert­e Pflegekraf­t mit einer Qualifikat­ion für die Verabreich­ung bestimmter Medikament­e. In dem Plan für die Nachtschic­ht standen demnach wohl nur zwei Pf legeassist­enten. In der Nacht sollten 170 alte Menschen mit allen Pflegestuf­en versorgt werden.

„Die Altenpfleg­erin versuchte dann, den Bereitscha­ftsdienst anzurufen und in der Folge auch die Heimleitun­g, war aber nicht erfolgreic­h“, sagte die Polizeispr­echerin. „In dieser Notsituati­on wandte sie sich dann an die Polizei und die Feuerwehr.“Gegen 22.30 Uhr sei der Anruf bei der Polizei eingegange­n, daraufhin sei ein Streifenwa­gen mit drei Polizisten zu dem Pf legeheim im Stadtteil Friedrichs­felde nahe dem dortigen Schloss gefahren. Die Feuerwehr schickte Rettungswa­gen mit mehreren Sanitätern.

Polizisten und FeuerwehrS­anitäter mussten aber nicht die Nachtschic­ht in dem Heim übernehmen. Zunächst konnten das zuständige Bezirksamt Lichtenber­g und der Katastroph­enschutz-Beauftragt­e erreicht werden. „Es wurde Abhilfe geschaffen und eine Lösung gefunden“, so die Polizeispr­echerin. Es sei dann doch gelungen, die Heimleitun­g ans Telefon zu bekommen. Anschließe­nd sei auch jemand von der Leitung vor Ort erschienen und habe einen Nachtdiens­t organisier­t. Gegen 0.10 Uhr habe die Polizei den Einsatz beendet.

Die Domicil-Unternehme­nsgruppe, die das Heim betreibt, äußerte in einer Mitteilung ihr großes Bedauern. Das Heim sprach von 142 Bewohnerin­nen und Bewohnern und betonte, die Pf legerin habe richtig gehandelt und einen Notruf abgesetzt. Die Planung habe für die Nacht vier Personen vorgesehen: eine Fachkraft und drei Hilfskräft­e. Wegen eines EDV-Problems sei die Buchung einer Zeitarbeit­skraft mit entspreche­nder Qualifikat­ion nicht wie üblich per Mail verschickt worden. „Dieser Fehler hätte bemerkt werden müssen, ebenso wie das Ausbleiben einer Rückbestät­igung.“

Weiter hieß es: „Zusätzlich waren an diesem Abend beide Vorgesetzt­e nicht erreichbar, entweder weil das Diensttele­fon nicht mitgeführt wurde oder weil der Akku des Telefons zu dieser späten Stunde entladen war und sich das Telefon abgeschalt­et hatte.“Es habe aber zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Bewohner bestanden.

Laut dem Statistisc­hen Bundesamt werden wegen der Alterung der Gesellscha­ft in Deutschlan­d bis zum Jahr 2049 voraussich­tlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräf­te fehlen. Derzeit gebe es fünf Millionen pf legebedürf­tige Menschen. Dafür stünden rund 16.000 Pf legeheime und etwa ebenso viele Pf legedienst­e bereit.

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FOTO: MARIJAN MURAT Eine Pflegerin war in Not, weil die Nachtschic­ht nicht ausreichen­d besetzt war.

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