Gemeinde will klare Kante gegen Windräder nahe Usedom zeigen
Vor den Toren der Insel Usedom bei Murchin, Relzow und Daugzin soll ein großer Windpark entstehen. Doch in der Gemeinde Murchin will man diese Pläne nicht ohne Gegenwehr hinnehmen.
MURCHIN – Geht es nach einem Investor, soll in der Gemeinde Murchin nördlich der B 110, die auf direktem Weg auf die Urlaubsinsel Usedom führt, ein Windpark mit bis zu 14 Windrädern entstehen. In einem vollmundigen Anschreiben an den Bürgermeister, das der NordkurierRedaktion vorliegt, verspricht das Unternehmen „einen großen Teil der Wertschöpfung vor Ort“und rechnet zusätzliche Einnahmen von mehreren Hunderttausend Euro pro Jahr vor, sowie kündigt darüber hinaus gar zusätzliches Engagement zur „Wiederbelebung“des Landschulheims am Pinnower See an.
Doch weder Bürgermeister Peter Dinse noch seine Gemeindevertreter haben die Absicht, sich von diesen Zusicherungen „einlullen“zu lassen. Ganz im Gegenteil. In der zurückliegenden Sitzung am Montagabend spricht Dinse von einem „Schokoladenschreiben“, dem gegenüber man sich von vornherein positionieren müsse.
Die Gemeindevertreter Matthias Freitag und Raik Domscheidt haben direkt Nägel mit Köpfen gemacht und für die gleiche Sitzung eine Vorlage erarbeitet, in der sich die Gemeinde in einem Grundsatzbeschluss gegen den Windpark und weitere Planungen ausspricht. Für sie sind Windkraftanlagen aus ökologischer und ökonomischer Sicht „ein Irrweg“. Sie kritisieren die negativen Auswirkungen auf die Natur im direkten Umfeld und auf die Gesundheit der Anwohner sowie den ungezügelten Ausbau der Windenergie generell. Zu geringe Abstände zur Jugendherberge, die Brandschutzproblematik und Fragen zum Rückbau der Anlagen sind weitere Diskussionspunkte. Ihnen stößt auch auf, dass die Vorarbeiten des Regionalen Planungsverbandes ganz ohne eine Beiteilung der betroffenen Gemeinde schon so weit fortgeschritten sind.
Argumente, mit denen sie in jedem Fall in ihrer Gemeindevertretung Gehör fanden.
Einstimmig sprachen sich die Vertreter gegen die Windparkpläne aus und schmiedeten schon weiterführende Protestpläne. So soll geprüft werden, ob die Möglichkeit für einen Bürgerentscheid, bestenfalls in Zusammenhang mit der Kommunalwahl im Juni, bestehe, um die Meinung der Bürger zum Windpark einzuholen. Sollte dies nicht möglich sein, soll in jedem Fall eine Unterschriftensammlung initiiert werden.
Der Murchiner Raik Domscheidt hat außerdem für einen Erfahrungsaustausch Kontakt mit der Bürgerinitiative aufgenommen, die schon jahrelang gegen einen Windpark in der Friedländer Großen Wiese kämpft. Er sei sich bewusst, dass man am Ende auch mit Blick auf die aktuelle Gesetzeslage, die den Bau von Windkraftanlage anschieben will, vielleicht kein Gehör finden wird. Dennoch will man in dieser Sache „den Anfängen wehren“, für mehr Beteiligung und Offenlegung der Planung kämpfen.
Gemeindevertreter Matthias Freitag pf lichtet ihm bei, will die Gemeinde aber nicht grundsätzlich als Verhinderer von Projekten für erneuerbare Energien eingeordnet wissen. So wurde in der gleichen Runde beispielsweise einer geplanten Photovoltaik-Anlage im alten Kiestagebau in Lentschow stattgegeben. Gegen angemessene Projekte auf ausgewählten Flächen sei demzufolge nichts einzuwenden, so Freitag.