Klein Kanada im Karwendel
Mautstraßen im Tölzer Land
„Wir sind hier in Klein-Kanada“, sagt Mautner Michl. Das Tal gilt als eine der letzten wilden Flusslandschaften in Deutschland. Von den schäumenden Fluten werden Bäume und Sträucher entwurzelt und mitgerissen, bei sinkendem Wasserstand bleiben sie am Ufer liegen.
Natur auf sich wirken lassen
Plochmann rät, an der Mautstraße auch mal Pause zu machen und hinunter zum Fluss zu gehen. „Lassen Sie die Natur auf sich wirken. Entdecken Sie die unterschiedlichen Farben des Wassers, seine Strömungen und die stillen Seitenarme.“Von zehn Parkplätzen entlang der Route ist der Zugang für Besucher zum Wildfluss möglich. Weitere Trampelpfade durch den Auenbereich haben die Forstleute mit Findlingen abgesperrt. Das Ökosystem im Naturschutzgebiet Oberes Isartal soll bewahrt werden. „Ab Ostern kommen die ersten Besucher ins Tal“, sagt Michael Schödl vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Der Biologe aus Ohlstadt erinnert an die sensible Natur: „Im Frühjahr sind die Kiesbänke Brutgebiet der gefährdeten Flussregenpfeifer und der vom Aussterben bedrohten Flussuferläufer.“Deshalb sei zu dieser Zeit besondere Umsicht geboten, um dort keine Vogelnester zu zerstören.
Wildcampen untersagt
So reizvoll es auch sein mag, mit einem Wohnmobil über Nacht in der Wildnis zu bleiben oder sein Zelt aufzuschlagen wie in kanadischen oder schwedischen Wäldern – beides ist im Naturschutzgebiet strikt untersagt. Für die Caravaner gibt es ausgewiesene Nachtparkplätze in Fall und am Walchensee im Weiler Einsiedl. Natur pur im Oberen Isartal – so ganz stimmt das nicht. Ein Teil des Isarwassers und mehrerer Gebirgsbäche werden über ein komplexes System von Kanälen und Wassertunneln in den Walchensee abgezweigt. „Nur ein Fünftel der Isar gelangt in den meisten Monaten bis in das wilde Flusstal“, berichtet Biologe Schödl. Der große Rest des Wassers sorgt für den ausreichenden Pegelstand des Walchensees, dessen Wasser die Turbinen eines Wasserkraftwerks antreibt.