Viel mehr als ein Schulkonzert
Blasorchester des Thomas- und des Bonaventura-Gymnasiums bieten musikalische Sternstunde im Stadtsaal
Dillingen Schulkonzert? Naja, schön. Wer die Aufführung der „Carmina Burana“von Carl Orff im Sommer des vergangenen Jahres miterlebt hat, wusste, dass das Konzert der Blasorchester der Gymnasien St.-Bonaventura Dillingen und St.-Thomas Wettenhausen im Stadtsaal Dillingen kein gewöhnliches Musikereignis werden würde. Und? Es wurde ein mitreißender Abend, gestaltet von hoch engagierten Musikern unter der Leitung der sich abwechselnden Dirigenten Rainer Hauf und Markus Putzke.
Die Programmfolge „Vom Broadway nach Hollywood“hätte nicht eindrucksvoller durchdacht sein können. Zugegeben – der Rahmen war aufsehenerregend: An die 80 bestens vorbereitete, perfekt gestylte junge Mitwirkende betraten im Stile eines etablierten Sinfonieorchesters die Bühne. Auf einer großen Leinwand wurden zu der Programmfolge passende Bilder projiziert, die eng mit der Musik korrespondierten.
Bona-Schulleiter Franz Haider hieß die große Zahl der Zuhörer willkommen. Durch das Programm führte charmant und professionell der Wettenhauser Zwölftklässler Lukas Wohllaib. Musik aus Musicals und Filmen folgte: Das eröffnende Werk Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“(aus Kubricks „2001: A Space Odyssey“) überwältigte die Konzertbesucher durch seine Klanggewaltigkeit. Sie waren wie elektrisiert, und die Spannung auf die folgenden Stücke wuchs. Der Bogen der Musicals reichte von „My Fair Lady“über Bernsteins „West Side Story“bis hin zu Webbers „Cats“und zu „Jesus Christ Superstar“. Die zahlreichen rhythmisch schwierigen Übergänge, dynamischen Effekte oder die häufigen Tonartwechsel innerhalb der Medleys wurden brillant gemeistert. Das Blasorchester schaffte es in beeindruckender Weise, die Besonderheiten der so unterschiedlichen Werke darzubieten.
New Orleans, als Geburtsort der sogenannten U-Musik, war Ausgangspunkt der Musicalentwicklung. Das „Original Dixieland Concerto“ragte allein schon durch die Aufteilung in Solisten und Orchester heraus. Die Sologruppe mit Klarinette (Theresa Braun), Tenorsaxophon (Annemarie Jung), Trompete (Sophie Groß), Posaune (Lukas Grimm), Tuba (Florian Häderle) und Schlagzeug (Fabian Streicher) führte dem Publikum die individuelle Klasse der Akteure vor Augen, und das Gesamtorchester korrespondierte in kongenialer Weise. Die Spielfreude übertrug sich buchstäblich auf das mitswingende Publikum: Dixieland pur!
War im zweiten Teil noch eine Steigerung möglich? Ja! Das Eröffnungsstück nach der Pause führte in den Wilden Westen. Ennio Morricones Orchestrationskunst verwirklichte sich in dem charakteristischen Medley von Johan de Meij, dem wohl bedeutendsten Arrangeur sinfonischer Blasmusik. Das Zusammenspiel der projizierten Bilder und der lautmalerisch-furiosen Musik fand ihren Höhepunkt in der wilden Reiterjagd der Cowboys. Die folgenden Werke „At the Movies with Hans Zimmer“, „Das Boot“, „Lawrence of Arabia“, „The Lord of the Rings“und „James Bond 007“spiegelten die immense Vielfalt des Genres Filmmusik wider. Trotz der enormen Anforderungen an die Ausdauer der Bläser wurde der Spannungsbogen bis zum Schluss gehalten. Nach dem letzten Erklingen des „007-Themas“gab es kein Halten mehr: Das gesamte Publikum feierte das Orchester mit Standing Ovations.
Oberstudiendirektor Haider lobte am Ende euphorisch: „Ich besitze zu Hause nicht genügend Hüte, die ich vor ihrer beider Leistung ziehen könnte!“Mitwirkende und Zuhörer hatten eine musikalische Sternstunde erlebt.