Wertinger Zeitung

Das Beste kommt zum Schluss

Jack Nicholson hat schon drei Oscars – und wird immer noch besser. Von einem Hollywood-Star, der nichts ausließ und trotzdem nie über die eigene Eitelkeit stolperte

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Dieser Mann hat wenig ausgelasse­n in seinem Leben. Vor allem, wenn es um Sex und Liebe ging. Jack Nicholson hat fünf Kinder von vier Frauen, die Ehe probierte er allerdings nur einmal aus – 1962 bis 1968 mit Schauspiel­kollegin Sandra Knight. Mit Anjelica Huston führte er immerhin 13 Jahre lang eine stürmische Beziehung. Sie zerbrach allerdings, als er ausgerechn­et die beste Freundin seiner Tochter Jennifer schwängert­e. Nicholson selbst kam 1937 als uneheliche­s Kind einer 18-jährigen Tänzerin in New Jersey zur Welt. Er wuchs bei deren Eltern auf und erfuhr erst mit 37 Jahren, dass seine ältere „Schwester“June in Wahrheit seine Mutter war.

Den großen Durchbruch in Hollywood feierte er im Road-Movie „Easy Rider“. Der Film von 1969 mit Peter Fonda und Dennis Hopper als Motorradfa­hrer auf der Suche nach Freiheit wurde zum Kult – und brachte Nicholson die erste von zwölf Oscar-Nominierun­gen ein. Den ersten Oscar als bester Hauptdarst­eller erschauspi­elerte er sich in einer Irrenansta­lt. Die zerrissene, rebellisch­e Figur des aufmüpfige­n Patienten Randle McMurphy im preisgekrö­nten Film „Einer flog über das Kuckucksne­st“von 1975 ist bis heute seine Paraderoll­e. Es folgten Erfolge in Roman Polanskis „Chinatown“oder Stanley Kubricks „The Shining“. Seine beiden weiteren Oscars erhielt er allerdings für seine Rolle als Ex-Astronaut und Säufer in „Zeit der Zärtlichke­it“(1983) und als grantiger Neurotiker in der sarkastisc­hen Komödie „Besser geht’s nicht“im Jahr 1997. Dazwischen zeigte er als Joker in der Comic-Verfilmung „Batman“sein diabolisch­es Grinsen. Eine neue Seite offenbarte der Altmeister in der Tragikomöd­ie „About Schmidt“, in der er auch die hässlichen Spuren des Alterns zeigt. In „Was das Herz begehrt“mit Diane Keaton war Nicholson in einem wenig kleidsamen Krankenhau­shemd und mit blankem Po zu sehen. Und in „Das Beste kommt zum Schluss“spielt er einen krebskrank­en Mann mit kahlem Schädel und zerfurchte­n Gesichtszü­gen. „Ich wollte immer Charakters­chauspiele­r sein“, sagte Nicholson einmal und fügte scherzhaft hinzu: „Aber in Wirklichke­it halte ich mich natürlich für den schönsten Menschen der Welt.“Ernst gemeint war dagegen das Lob von Regisseur Rob Reiner („Harry und Sally“): „Ich habe bislang kaum einen Schauspiel­er mit weniger Eitelkeit gesehen.“

In seiner bislang letzten Hauptrolle spielte der Mann, der heute 80 Jahre alt wird, den todkranken Millionär Edward, der im Krankenhau­s mit seinem Bettnachba­rn (Morgan Freeman) eine Liste mit all den Dingen verfasst, die sie noch vor ihrem Tod erleben wollen. Er selbst habe keine derartige Liste, beteuert Nicholson. Die einzige Möglichkei­t, der Angst vor dem Tod zu entkommen, sei, ganz im Hier und Jetzt zu leben. Mit seinem bisherigen Leben sei er zufrieden, versichert­e der Star. „Ich würde alles wieder genauso machen.“Barbara Munker, dpa

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Foto: imago

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