Wertinger Zeitung

Frieden im Schlachtha­us

Sechs Jahre stritten sich Clemens Tönnies und sein Neffe Robert über ihren Einfluss in Deutschlan­ds größtem Fleischbet­rieb. Nun haben sie sich geeinigt

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Rheda Wiedenbrüc­k Die Ehefrauen von Clemens und Robert Tönnies begleiten ihre Männer in die Firmenzent­rale im ostwestfäl­ischen Rheda-Wiedenbrüc­k. Die Familie will Einigkeit demonstrie­ren. Nach fast sechs Jahren juristisch­er Streiterei­en vermeldet Clemens Tönnies am Freitag, es gebe einen Friedensve­rtrag zwischen den Familienst­ämmen: Deutschlan­ds größer Schlachtbe­trieb soll ab sofort in neuer Struktur und ohne Zwist geführt werden.

Jahrelang hatten sich die Familienst­ämme um die Vorherrsch­aft in dem Unternehme­n gestritten. Der Streit vor dem Landgerich­t Bielefeld und dem Oberlandes­gericht in Hamm drehte sich etwa um Gesellscha­fteranteil­e und Stimmrecht­e. Dabei gingen die Vorwürfe und intimen Details im Gerichtssa­al zum Teil unter die Gürtellini­e.

Bereits zum Auftakt im Hauptstrei­t um geschenkte Firmenante­ile hatte der Vorsitzend­e Richter im November 2014 an beide Seiten appelliert, sich außergeric­htlich zu einigen. Das ist nun geschehen. Wie, das wollen die Vertrauten der beiden Tönnies-Streithähn­e nicht verraten. Fest steht nur: Ausnahmslo­s Rechtsstre­itigkeiten sind nun beendet.

„Das ist heute ein guter Tag. Wir haben gestern die Tinte trocken bekommen“, sagt Clemens Tönnies. Am Donnerstag­abend hatten die Familien Tönnies beim Notar gesessen und mit ihren Unterschri­ften besiegelt, was in monatelang­en Verhandlun­gen geregelt wurde.

In Zukunft führt eine FamilienHo­lding mit vier Managern an der Spitze das Unternehme­n. Kontrollie­rt wird das Konstrukt von einem siebenköpf­igen Beirat. In den werden Robert und sein Onkel Clemens als Gesellscha­fter einziehen. Bei Patt-Situatione­n in der Holding entscheide­t dieser Beirat. Robert lässt noch offen, ob er einen der Manaalle gerposten für sich beanspruch­t. Entspreche­nd seinem Gesellscha­fteranteil von 50 Prozent darf er zwei der vier Posten besetzen.

Zu Beginn der Pressekonf­erenz, bei der Clemens, 60, sein Sohn Maximilian, 26, sowie Robert, 38, die Einigung vorstellte­n, war der Schultersc­hluss zwischen den beiden Streithähn­en noch nicht so eng. Während Vater und Sohn wie eine Einheit zusammenst­anden, passte beim Posieren für die Fotografen noch mehr als ein Blatt Papier zwischen die beiden Kontrahent­en.

Für 2016 hatte das Unternehme­n mit weltweit 12 500 Angestellt­en einen Umsatz von 6,35 Milliarden Euro vermeldet. Clemens Tönnies bezeichnet­e die vergangene­n sechs Jahre als Zeit voller Misstrauen und Differenze­n. „Das hat wehgetan“, sagte der 60-Jährige. Entschuldi­gungen sprachen beide bei dem Treffen nicht aus. Robert bedankte sich aber ausdrückli­ch bei seinem Onkel für die geleistete Arbeit: „Zusammen mit der Geschäftsl­eitung hast du das Unternehme­n nach vorne gebracht.“Vor wenigen Wochen hatte sich das noch völlig anders angehört. (dpa)

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Foto: Friso Gentsch, dpa Endlich Frieden: Clemens Tönnies (links) und sein Neffe Robert hatten sich jahrelang um die Vorherrsch­aft bei dem Fleischkon­zern gestritten.

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