Wertinger Zeitung

So ehrt Fidschi seine Sieger

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Fidschi ist eine Inselgrupp­e irgendwo im Nirgendwo, kurz hinter Australien. 900 000 Menschen leben dort, verteilt auf 110 Inseln. Von denen sind die meisten mit einem Traumstran­d, aber nicht mit Fußballplä­tzen ausgerüste­t. Fußballeri­sch treten die Fidschiane­r daher selten in Erscheinun­g. In der Weltrangli­ste rangieren sie auf Platz 181, 178 Plätze hinter Jogis Jungs. Immerhin haben sie das benachbart­e Tonga abgehängt. Das belegt den 206. und letzten Rang. Wie so vieles im Leben ist also auch das nur eine Frage des Blickwinke­ls.

Klar, dass der von ganz oben besonders gut ist. Von ganz unten bedarf es dagegen einer gewissen Kreativitä­t, um das Gute im Blick zu behalten. Denn der Sport feiert seine Sieger meist nur genauso lange wie er braucht, um seine Verlierer zu vergessen. Auf den Fidschis halten sie es ein bisschen anders. Da große Siege dort selten sind, feiern sie diese umso ausgiebige­r. Frei nach dem Motto: Keiner ist klein genug, als dass er nicht irgendwo der Größte sein könnte. Also haben sie, kurz bevor die Inseln im klimaerwär­mten Pazifik versinken, eine RugbyManns­chaft zu den Sommerspie­len nach Rio geschickt. Rugby ist auf den Fidschis Nationalsp­ort, sensatione­ll holten die Insulaner Olympia-Gold. Das erste überhaupt. Seitdem feiern sie. Und damit nur ja nicht in Vergessenh­eit gerät, was da im vergangene­n Sommer passiert ist, hat Fidschis Nationalba­nk jetzt einen Sieben-Dollar-Schein ausgegeben. Der krumme Nennwert ist der Anzahl der Spieler beim olympische­n 7er-Rugby geschuldet. Der Schein zeigt auf der einen Seite die Mannschaft, auf der anderen ein Sportler in Aktion.

In Deutschlan­d tun wir uns da ein bisschen schwerer. Mit Rugby im Allgemeine­n und mit Jubeln im Speziellen. Wir prägen Gedenkmünz­en. Im Juli für Karl Drais, der vor 200 Jahren die Urform des Fahrrads erfand. Im Oktober schafft es Johann Joachim Winckelman­n auf eine 20-Euro-Münze, der Begründer der wissenscha­ftlichen Archäologi­e. Man wäre gerne dabei, würde das jemand einem Fidschiane­r erklären.

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