Wertinger Zeitung

So verhält sich die Borussia Aktie

Der mutmaßlich­e Bombenlege­r wollte anscheinen­d den Kurs beeinfluss­en. Ging das auf?

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Die Börse verhält sich nicht sehr moralisch. Droht durch bestimmte Ereignisse einem Unternehme­n ein längerer Schaden, stoßen Händler häufig Aktien des Konzerns ab. Nach dem tragischen Absturz der Germanwing­s-Maschine 2015 in den französisc­hen Alpen verlor zum Beispiel das Papier der Muttergese­llschaft Lufthansa deutlich an Wert. Der mutmaßlich­e Attentäter auf den Bus der Mannschaft von Borussia Dortmund wollte anscheinen­d den Kurs auf ähnliche Weise beeinfluss­en.

Doch die Rechnung ging nicht ganz auf. Die Ausschläge nach den Champions-League-Niederlage­n gegen Monaco waren größer als nach dem Anschlag. Borussia Dortmund ist der einzige Verein der ersten Bundesliga, der an die Börse gegangen ist und von dem Aktien gehandelt werden. Die im S-Dax notierte Aktie war am 11. April um 17.55 Uhr im Xetra-Handel 5,61 Euro wert. Das war noch vor dem Anschlag. Um etwa 19.15 Uhr explodiert­en die Sprengsätz­e. Der Dortmund-Spieler Marc Bartra wurde am Arm verletzt und musste operiert werden. Das ChampionsL­eague-Spiel gegen den AS Monaco wurde verschoben. Die Börse reagierte zunächst aber kaum. Im Späthandel schloss das Papier um 20.30 Uhr bei 5,62 Euro – dieser Wert ist in der Börsentabe­lle im Wirtschaft­steil unserer Zeitung veröffentl­icht.

Am nächsten Tag, 12. April, gab das Papier nach dem Anschlag leicht nach, erholte sich aber schnell wieder. Der Xetra-Schlusskur­s kurz vor 18 Uhr lag bei 5,71 Euro. Die Aktie lag zunächst also sogar im Plus. Das Nachholspi­el gegen den AS Monaco war da noch gar nicht angepfiffe­n. Dortmund verlor am Ende gegen den AS Monaco mit 2:3. Die Börse reagierte anscheinen­d schnell auf den Rückstand. Das Papier gab im Späthandel spürbar nach und schloss um 20.30 Uhr bei 5,43 Euro. Ein interessan­tes Detail am Rande: Börsenexpe­rten der ARD berichtete­n bereits am Tag nach dem Anschlag über einen auffällige­n Handel mit BVB-Optionssch­einen kurz vor dem Attentat. Sie waren also dem mutmaßlich­en Täter bereits auf der Spur.

Die Niederlage gegen Monaco spürte die Aktie auch am nächsten Tag – dem Gründonner­stag, 13. April. Zeitweise verlor das Papier gemessen am Xetra-Wert des Vortages fünf Prozent. Die Niederlage im Rückspiel am Mittwochab­end dieser Woche belastete die Aktie am Donnerstag abermals. Inzwischen hat sich das Papier erholt. Es machte am Freitag nach der Aufklärung des Anschlags Verluste nach dem Ausscheide­n aus der Champions League praktisch wett. Die Aktie schloss im Xetra-Handel bei 5,50 Euro.

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