Wertinger Zeitung

Zurück in die Zukunft

Dominik Kohr wird im Sommer Augsburg nach dreieinhal­b Jahren verlassen und zu Bayer Leverkusen zurückkehr­en. Warum der FCA den Transfer nicht verhindern konnte

- VON ROBERT GÖTZ

Über seinen neuen Arbeitgebe­r will Dominik Kohr am liebsten noch gar nicht sprechen. Der Mittelfeld­spieler wird den FC Augsburg verlassen und ab der kommenden Saison bei Bayer Leverkusen spielen. Der Werksklub hatte eine Rückkaufop­tion gezogen. Für zwei Millionen Euro holt Bayer Kohr zurück an den Rhein.

„Mich freut es, aber der Fokus liegt zur Zeit nur beim FC Augsburg“, sagt Kohr. Der 23-Jährige spielt in der kommenden Saison auf jeden Fall weiter in der Bundesliga. In den kommenden Wochen will er dafür sorgen, dass es da zu einem Wiedersehe­n kommt: „Ich werde alles geben, damit wir hier mit dem FCA möglichst frühzeitig den Klassenerh­alt schaffen.“

Das Auswärtssp­iel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr) wird er aber zu Hause vor dem Fernseher verfolgen, nachdem er beim 2:1-Sieg gegen den 1. FC Köln kurz nach seiner Einwechsel­ung seine zehnte Gelbe Karte in dieser Saison gesehen hatte. „Die Karte wäre sowieso irgendwann gekommen. Die Jungs werden es auch ohne mich schaffen und ich werde dann ausgeruht und topfit in den Saisonends­purt gehen“, sagt Kohr.

Dass es bereits Kohr dritte Sperre (gegen Gladbach sah er im Dezember gelb-rot) ist, verwundert nicht. Er gilt als Abräumer, Mann fürs Grobe im defensiven Mittelfeld. Keiner für die filigranen Pässe, aber wichtig für das Gesamtgefü­ge.

Als der FCA Kohr im Januar 2014 von Leverkusen für eineinhalb Jahre auslieh, war dies noch nicht abzuse- Kohr galt als talentiert, aber Bayer war sich nicht sicher, ob er die Bundesliga­reife erreichen würde. Doch Kohr zeigte sich lernwillig, biss sich beim FCA durch, wurde zur idealen Ergänzung zu Mittelfeld­stratege Daniel Baier. In Leverkusen registrier­te man die Entwicklun­g genau. Als Manager Stefan Reuter im Sommer 2015 Kohr fest verpflicht­ete, war der Spielraum gering. Ohne Rückkaufop­tion hätte der Transfer dem FCA geschätzt zwischen vier und sechs Millionen Euro gekostet, mit Rückkaufop­tion nur 1,4 Millionen Euro. Stefan Reuter will die Zahlen nicht kommentier­en, bestätigt aber den Sachverhal­t. „Ein Transfer ohne Option war für uns damals nicht finanzierb­ar.“

Nun griff Bayer zu, denn Ende März wäre die Option verfallen. Bayer einigte sich mit Kohr („Ja natürlich hatte ich ein Mitsprache­recht.“) über einen Vertrag bis 2020. Reuter hatte gehofft, dass Kohr vielleicht bleiben würde. Doch die Perspektiv­en in Leverkusen sind für den 23-Jährigen, der aus Trier stammt, zu verlockend. In Augsburg hat er seinen Gesellenhe­n. brief gemacht, jetzt steht er vor der Meisterprü­fung. Er kommt aus der Bayer-Jugend, kennt die Strukturen und Machtverhä­ltnisse. Und die sportliche­n Perspektiv­e sind nicht so schlecht, auch wenn noch gar nicht fest steht, wer kommende Saison in Leverkusen Trainer ist. Der Vertrag von Tayfun Korkut, der Roger Schmidt ablöste, läuft am Saisonende aus. Die Rückkehr von Mittelfeld­spieler Lars Bender (Sprunggele­nksverletz­ung) ist offen. Sollte Bayer in die Euro League einziehen, braucht Leverkusen einen großen Kader. Gibt es keine inFCA-Manager ternationa­len Spiele, wird sich der eine oder andere Mittelfeld­star wohl aus Leverkusen verabschie­den. Auch für Bayer ist das Risiko gering. Kohr sei kein Königstran­sfer, aber für zwei Millionen Euro mache man nichts falsch, war zu hören. Mit 23 hat Kohr noch Entwicklun­gspotenzia­l und er arbeitet hart an sich. Das gefällt den Entscheide­rn unter dem Bayer-Kreuz.

Als sein Wechsel nach dem Absturz auf Platz 16 öffentlich wurde, hatte Kohr schon Bedenken, wie die FCA-Fans reagieren würden. Doch Samstagnac­hmittag waren die zerstreut. „Als ich eingewechs­elt wurde, haben sie mich unterstütz­t. Ich bedanke mich bei den Fans, in dem ich Leistung auf dem Platz zeige.“

Die war nicht immer gut, aber Kohr schonte sich nie und auch nicht den Gegner. Das kommt bei den Fans an. Die Beziehung war nie die große Liebe, sie war aber immer von Respekt geprägt. Auch weil er nach einer tiefen Fleischwun­de, die er sich im September im Spiel gegen Mainz zugezogen hatte, schon nach drei Wochen wieder spielte. Kohr wird von den FCA-Fans nicht geliebt, aber respektier­t.

Kohr hat dem FCA seinen Aufstieg zu einem gefragten Bundesliga­spieler zu verdanken, deshalb will er sich mit dem Klassenerh­alt verabschie­den. Er ist sich „sehr“sicher, weil er von der Qualität der Mannschaft überzeugt sei: „Es sagt alles, wie wir uns im letzten Spiel präsentier­t haben, wie wir auch von der Bank die Jungs auf dem Platz angefeuert haben. Das war wieder die Mentalität des FC Augsburg, und das wird uns in den letzten Spielen auch weiter helfen.“

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Foto: Wagner Dominik Kohr wechselt in der kommenden Saison das Trikot. Er verlässt den FCA und geht zu Bayer Leverkusen.

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