Neulich im Café
Plötzlich sagte er: „Wissen Sie, ich glaube an Gott. Ich bete auch jeden Tag. Vor schweren Entscheidungen. Aber auch, wenn mir etwas länger nachgeht. Ein Streit oder ein trauriges Erlebnis. Dann bete ich. Denn ich weiß, dass es mir guttut. Aber es fällt mir sehr schwer, öffentlich darüber zu reden!“So ein Bekenntnis hatte ich von meinem Gegenüber nicht erwartet. Es freute mich. Aber sein Problem ging mir nach. Warum fällt es uns schwer, öffentlich über Gott zu reden? Und was würde ich erzählen?
Die Geschichten der Bibel. Die erzähle ich bestimmt. Aber diese Geschichten sind für viele wie Sagen aus einer weit entfernten Zeit. Als es noch kein modernes wissenschaftliches Denken gab. Vielleicht sollten die, die an Gott glauben, öfter in aller Öffentlichkeit erzählen, wo sie ihm hier und heute begegnet sind.
Vor einigen Tagen saß ich vor einem Café in der Sonne. Ich hatte zufällig eine Stunde gewonnen, und diese Stunde wollte ich mit Zeitung und einem Kaffee für mich haben. Am Tisch neben mir saßen ein Mann und eine alte Frau im Rollstuhl. Vermutlich war sie seine Mutter. Ob sie von einem Schlaganfall gelähmt war? Oder einfach nur sehr alt und verwirrt? Ich weiß es nicht. Sie redete jedenfalls nicht. Aber sie schien zufrieden. Er auf jeden Fall. Und er erzählte. Er erzählte ihr von seinen Kindern. Von der Sonne, die so schön wärmt. Von seiner Arbeit. Zugleich fütterte er ihr einen Kuchen, flößte ihr Kaffee ein. Das war nicht so einfach. Öfter ging was daneben. Dann versuchte er es noch einmal. Immer wieder hat er dabei gelacht. So richtig herzhaft gelacht. Ich habe die Frau nicht von vorne gesehen. Aber ich hatte den Eindruck: die beiden genießen diese Stunde. Und irgendwie ist dieses Gefühl auch auf mich übergesprungen und ich war Gott so richtig dankbar, dass ich jetzt hier sein durfte.
Diese Begegnung hat mich berührt. Ich dachte mir: das ist es, was ich von Gott erzählen möchte. Geschichten von der Liebe zum Leben – trotz allem.