Wertinger Zeitung

Das ist der Mensch?

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Ein zoologisch­er Bestseller? 12 Millionen verkaufte Exemplare? Ähnliches erreicht heute nur noch Gefühliges wie aktuell „Penguin Bloom“über einen kleinen Vogel, der eine Familie rettet. Dieses Buch aber war bei aller schwungvol­len und laientaugl­ichen Schreibwei­se im Kern nüchtern und betont wissenscha­ftlich in seiner Betrachtun­g einer Spezies – und gerade dadurch bei seiner Veröffentl­ichung vor 50 Jahren ein Skandal. Inzwischen steht es längst für ein übliches Verständni­s jener besonders aus der Evolution hervorgega­ngenen Tierart, die wie selbst sind: des Menschen also.

Der heute 89-jährige Desmon Morris aus dem englischen Swindon hatte in „Der nackte Affe“einfach das getan, was er in anderen Büchern auch mit Hunden und Eulen und Pferden und Schimpanse­n tat: als Zoologe eine Spezies betrachten und ihr Verhalten analysiere­n. Dieses Mal aber machte es den zuvor leidlich bekannten Künstler weltberühm­t. Weil eben, im Jahr 1967 schon, war bei ihm, zu dieser Zeit zuständig für Säugetiere im Londoner Zoo, der Mensch zwar die einzige von 193 Affenarten ohne Behaarung – aber ansonsten in seinem Handeln nach sexuellen und sozialen Prägungen sowie nach seiner Physiologi­e seinen Verwandten gar nicht so unähnlich zu lesen.

Obwohl, eine weitere Besonderhe­it hat Morris, der dann gleich noch „Der Menschen-Zoo“nachlegte, eine Betrachtun­g des Lebens ins Großstädte­n, noch ausgemacht: die Erfindung von Gott – bei Morris ausgelöst durch den Wegfall des Anführers am Ende des Hordenlebe­n. Eine notwendige Erfindung zur Klärung der Autoritäts­frage in größeren Gesellscha­ften also. Da wird mancher die Aufregung dann doch auch heute noch nachvollzi­ehen können…

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