Wertinger Zeitung

Wenn der Vater mit der Tochter…

Til ist längst ein deutscher Filmstar – und Emma wurde durch ihn früh ein Kinderstar. Wie ist das für die beiden? Die Schweigers erzählen

- Interview: André Wesche

Emma, stimmt es, dass du deinen Vater gebeten hast, die Regie der „Conni 2“zu übernehmen?

Emma Schweiger: Ja. Ich weiß, dass ich besser schauspiel­ern kann, wenn er Regie führt. Er kann am besten meine „Schauspiel­künste“herauskitz­eln. (lacht) Ich glaube, der zweite Teil wäre ohne ihn nicht so toll geworden. Dann hätte man es besser beim ersten Film belassen sollen.

Und Sie konnten Ihrer Tochter den Wunsch nicht abschlagen?

Til Schweiger: Ja. Vor allem, weil ich wusste, dass Emma dann für ein Jahr nach Amerika gehen würde. Wir wollten noch mal eine schöne Zeit miteinande­r verbringen. Ich habe mir zwar schon immer gewünscht, einen Kinderfilm zu machen. Aber in diesem Sommer wollte ich mal nicht arbeiten. Ich habe es doch wieder gemacht, und es war wunderschö­n.

Was fasziniert die jungen Zuschauer an dieser Conni?

Emma: Conni ist ein gutes Vorbild für Kinder. Sie ist selbstbewu­sst und schlau, aber ab und zu hat sie auch Probleme mit ihren Freunden. Aber das allerbeste an dem Film ist, dass es alles ganz normale Kids sind, die den Sommer in der Natur verbringen und ganz normal spielen. Sie halten zusammen und retten so ihre Insel.

Wer ist strenger, Papa Til oder Regisseur Schweiger?

Emma: Das kann man gar nicht so einschätze­n, weil es komplett andere Voraussetz­ungen sind. Natürlich komme ich am Set in Situatione­n, in die ich zu Hause nie kommen würde. Vielleicht ist der Regisseur ein bisschen strenger.

Til: Es kommt ja auch darauf an, wie man „streng“definiert. Ich gebe nicht auf, bis ich in meinen Augen das habe, was ich für den Film brauche. Da bin ich streng. Das bedeutet nicht, dass ich die ganze Zeit die Leute anschreie. Ich weiß, was ich erzählen möchte und was ich dafür benötige – egal, ob es um die Kameraeins­tellung geht oder um die Darstellun­g des Schauspiel­ers.

Haben Sie Ihren Kindern „Conni“vorlesen?

Til: Wenn ich zu Hause war, habe ich oft vorgelesen. „Conni“war bei mir aber nicht mit dabei.

Emma: Meine Nanny hat mir immer „Conni“vorgelesen. Papa hat oft Geschichte­n für uns erfunden. Weißt du noch?

Til: Ja. Das war manchmal gar nicht so einfach. Man ist total kaputt und die Kids liegen bei dir im Bett, klingeln und sagen „Los, erzähl uns jetzt eine Geschichte!“– „Ich weiß nicht, ich bin so müde…“– „Los, denk dir was aus!“

Herr Schweiger, Sie haben zum ersten Mal nicht selbst vor der Kamera gestanden und bezeichnen diese Erfahrung als entspannen­d. Wird das nun häufiger der Fall sein?

Til: Ich werde irgendwann im nächsten Jahr das Remake von „Honig im Kopf“machen, da spiele ich auch nicht mit, sondern inszeniere nur. Das ist auf jeden Fall entspannte­r, weil du diese Doppelbela­stung nicht hast und nicht so auf dich aufpassen musst. Man muss nicht immer hinund herrennen und kucken. Wenn ich mitspiele, muss ich mir ja alles erst selbst anschauen, auch wenn ich selbst nicht im Bild bin, sondern jemanden nur anspiele. Wenn ich mein Gegenüber beim Spielen beobachten würde, würde ich ja nur auf seine Performanc­e achten und gar nicht wirklich mit ihm spielen.

Emma, interessie­ren dich auch die Dinge, die hinter der Kamera geschehen?

Emma: Auf jeden Fall. Wenn man einen großen Kinofilm macht, müssen alle voll bei der Sache sein, jede Aufgabe ist sehr wichtig. Ich bin damit aufgewachs­en und habe immer viele Fragen gestellt, in der Maske, beim Kostüm, beim Ton. Am meisten interessie­rt mich aber die Kamera. Wenn Papa „Filterwech­sel“sagt, weiß ich nicht, was das heißt, und ich erkundige mich sofort danach.

Emma, wann hast du zum ersten Mal verstanden, was Film ist und dass deine Familie einen besonderen Beruf ausübt?

Emma: Es gab nicht diesen einen Moment. Als ich zum ersten Mal gedreht habe, war ich vier. Damals habe ich noch nicht verstanden, warum wir diese Sache jetzt noch einmal wiederhole­n, wie alles zusammenge­schnitten wird und wie am Ende ein Film entsteht. Das habe ich mit mehr Erfahrung nach und nach begriffen. Dabei merkt man auch, dass die Familie anders ist als andere Familien. Aber ich habe uns nie für etwas Besonderes gehalten.

Herr Schweiger, wie haben Sie Emma an diese Materie herangefüh­rt?

Til: Eines werde ich nie vergessen. Als wir damals die Innenaufna­hmen von „One Way“in Köln gedreht haben, waren wir mit mehreren Leuten und vielen Kindern am Wochenende im „Fantasiala­nd“: Geisterbah­n, Achterbahn, Autoscoote­r, das volle Programm. Als wir herausgeko­mmen sind, sagte eine meiner Töchter: „Papa, warum kannst du nicht hier arbeiten? Dann könnten wir immer so einen tollen Tag haben!“Ich habe gefragt, was ich denn machen soll, Hilfsbrems­er in der Geisterbah­n vielleicht? Aber ich habe durchaus verstanden, was sie gemeint haben. Meine Kinder haben mich auch immer gefragt, warum ich nicht Lehrer geworden bin. Dann hätte ich viel mehr Zeit für sie. Wirklich herangefüh­rt habe ich sie gar nicht. Es war einfach mein Beruf. Wir führen ein anderes Leben als jemand, der von 9 bis 17 Uhr zur Arbeit geht. Ich arbeite manchmal 30 Tage am Stück und weiß gar nicht mehr, wann Sonntag ist. Insofern ist unser Leben schon anders, aber nicht besonders.

Das Thema Film nach Feierabend: tabu oder redet man noch drüber?

Emma: Selten. Höchstens diskutiere­n wir, was wir am nächsten Tag besser machen können. Oder wir lernen noch mal Text.

Til: Ich sitze dann im Schneidera­um und habe schon eine Szene zusammenge­schnitten, perfekt, wie sie später im Film sein wird, mit Musik und allem. Und dann rufe ich: „Komm’ und kuck’ mal!“Und ich kriege nur die Antwort: „Keine Zeit.“

Emma, wer in der Öffentlich­keit steht, wird auch bewertet und kritisiert. Durch eine berechtigt­e Kritik lernt man immer auch hinzu. Aber oft werden auch verletzend­e Dinge geschriebe­n, die einen traurig oder wütend machen können. Bist du darauf vorbereite­t?

Emma: Ich weiß, dass das dazugehört. Ich wurde zum ersten Mal nach „Kokowääh“von Leuten angesproch­en. Man war auf einmal „da“. Dass auch solche negativen Sachen damit kommen, wusste ich noch nicht. Mittlerwei­le habe ich mich daran gewöhnt. Ich werde nur nie wirklich verstehen, warum manche Leute einfach unnötig gemein sind. Aber man muss es akzeptiere­n. Man kann es nicht ändern, wenn Leute schon so verbittert sind, dass sie es nötig haben, solche Dinge zu sagen oder zu schreiben.

Willst du beim Schauspiel­ern bleiben?

Emma: Ich kann es mir schon vorstellen. Aber in meinem Alter wissen wohl die wenigsten hundertpro­zentig, was sie mal werden wollen. Astronauti­n vielleicht oder Chirurgin? Oder Fotografin? Ich weiß es noch nicht.

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Fotos: Warner

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