Die Wasserwacht rettet im und am Wasser
Die schwäbische Bezirksjugend trifft sich in Wertingen. Teamarbeit ist das A und O. Welchen Einfluss professionelle Maskenbildner auf die Übung haben
Wertingen Auf ihre Reaktion kommt es im Notfall an. Bei einem Unfall in und am Wasser kann die Wasserwacht Leben retten. Wurde ein Notruf abgesetzt und die Nummer 112 angewählt, rücken die Helfer zum Unfallort aus. – Mit Fallbeispielen trainierten am vergangenen Wochenende 200 junge Mitglieder der Wasserwacht in Wertingen beim schwäbischen Bezirkswettbewerb. Die Veranstaltung findet jährlich an abwechselnden Veranstaltungsorten statt. Die Jugendlichen aus den verschiedenen Kreisverbänden hatten teilweise eine weite Anreise. „Sogar vom Bodensee sind welche hierhergekommen“, sagt Markus Heigl aus Wertingen. Bei der Wasserwacht lernen die Mitglieder in der Theorie und in der Praxis, auf was es bei einer Rettung ankommt. Das ganze Jahr über trainieren die ehrenamtlichen Aktiven. Doch einmal im Jahr wird das erworbene Wissen in einem Wettbewerb geprüft. Die Gewinner nehmen an den bayerischen Meisterschaften in Regensburg teil.
Reger Betrieb herrschte am Wochenende im Wertinger Gymnasium. Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 16 Jahren freuen sich auf den Gängen und in den Unterrichtsräumen, alte Freunde aus dem gesamten Regierungsbezirk Schwaben wieder zu treffen. Sie kennen sich von Fortbildungen und Freizeitaktivitäten. Der jährliche Wettbewerb ist ein Höhepunkt im Verbandsleben. Eine erfolgreiche Rettung setzt regelmäßige Praxisübungen voraus. So trainieren die Kinder und Jugendlichen aus elf Kreisverbänden sowohl die Theorie als auch die Praxis. Sie lernen in Erste-Hilfe-Kursen Anatomie, Blutkreislauf und Atmung kennen, durchlaufen letztendlich eine Ausbildung zum Sanitäter für Rettungsaktionen an Land und im Wasser.
Um die Übungen möglichst realistisch erscheinen zu lassen, wird zuerst fachgerecht geschminkt. Corinna Willer aus Dillingen greift in ihren großen Schminkkoffer. Sie wählt Vaseline, Modellwachs und Kunstblut, präpariert damit die Stirn von Alina Bayr aus Holzheim. Eine echt aussehende künstliche Platzwunde entsteht, mit großer Schwellung und viel Blut. An Alinas Handgelenk drapiert Corinna eine Verletzung, die aussieht wie ein offener Bruch. „Für die Optik setzte ich in die Mitte einen Schwamm, der hat eine optisch ähnliche Struktur wie ein Knochen“, erklärt sie. Viel gelernt habe sie in einem früheren Seminar der Wasserwacht von einer Maskenbildnerin aus dem Münchener Bavaria-Filmstudio. „Schwer verletzt“liegen nun drei Verletzte am Boden. Auf dem Weg zu einem Badesee seien zwei Radfahrer und ein Mofafahrer verunglückt. Zwei von ihnen sind blutüberströmt, eine Person ist bewusstlos. In Teams stellen sich die jungen Helfer der Rettungsaufgabe. Wer ist verunfallt? Wo befinden sich die verletzten Personen? Welche Hilfe ist nötig? Unter den kritischen Augen einer Jury nehmen sie vorsichtig den Fahrradhelm ab, befördern den Verletzten in eine stabile Seitenlage. Wie hier wird auch bei den Übungen im Wasser grundsätzlich in Teams agiert. Zwei Retter nehmen einen „Rettling“in ihre Mitte und bringen diesen sicher an Land. Dabei stimmen sich die Schwimmer in ihrem jeweiligen Tempo aufeinander ab.
Welche Selbstschutzregeln haben die Retter zu beachten? Der Wertinger Markus Heigl und Raffael Wehr aus Gersthofen üben den zielgerechten Umgang mit Rettungsmitteln, legen beispielhaft einem Ertrinkenden einen Rettungsgurt an. Im Schwimmbecken werfen die Teilnehmer Rettungsringe in das Wasser, schwimmen in schwerer Drillichkleidung und hantieren mit einer Rettungsleine. „Um eine Wasserrettung erfolgreich durchzuführen, braucht es viel ‚Wasserwachtwissen‘“, so Heigl. Teamarbeit sei das A und O. Deshalb gehe es neben schwimmerischen Fähigkeiten auch um Persönlichkeitsschulung. Neben praktischen Fertigkeiten bräuchten die Jugendlichen für einen Rettungseinsatz Sozialkompetenz und Entscheidungskraft. „Auf die Schulung dieser charakterlichen Eigenschaften legen wir großen Wert.“