Beim Teutates!
Uderzo, der Zeichner von „Asterix“, ist 90 Jahre und hofft weiter auf den Beistand der gallischen Götter. Doch es geht auch ohne ihn weiter
Cäsar, dieser Ignorant, hat in seinem Standardwerk „De Bello Gallico“prompt das kleine gallische Dorf unterschlagen. Das sollte sich 50 v. Chr. rächen. Dessen unbeugsame Bewohner mischen, wie jeder weiß, die römischen Soldaten so was von auf, dass Cäsar, verbittert und sichtlich magenkrank, seines Lebens nicht mehr froh wird. Diesen Geniestreich zu einem Comic tüftelten der Zeichner Albert Uderzo und der Texter René Goscinny aus, weil sie bei ihrer Recherche 1959 auf den Gallier Vercingetorix stießen, was Folgen hatte. Das „ix“zog in die Geschichten ein, deren Helden der kleine, listige Asterix und sein dicker, tapsiger Freund Obelix sind.
Und da es meist darum geht, römische Legionäre zu verkloppen, stärkt sich der kleine Asterix mit einem Zaubertrank, den Obelix nicht braucht, weil er als Kind in selbigen gefallen war. Ganze Generationen freundeten sich mit den „ix“-lern an. Mit Häuptling Majestix, dem Fischhändler Verleihnix, dem unglückseligen Barden Troubadix und dem Druiden und Zaubertrankbrauer Miraculix.
Die Legende sagt, dass Uderzo und Goscinny in einem Bistro (muss so sein) in einer Viertelstunde das gallische Heldenduo zu Papier gebracht haben. 1961 erschien der erste Asterixband. Startschuss für eine unglaubliche Comic-Karriere. Bis heute wurden 370 Millionen Alben verkauft, in 110 Sprachen und Dialekten. Der von italienischen Eltern abstammende Uderzo, der mit einer Akribie sondergleichen und einer Fülle kultureller Anspielungen den Bilderkosmos von Asterix prägte, wird heute 90 Jahre alt. Gesundheitlich sei er „angeschlagen“, wie er verrät, hofft aber, dass die gallischen Götter „noch ein wenig ihre schützende Hand über mich halten“. Als der brillante Textautor Goscinny 1977 starb, schien das Projekt Asterix am Ende. Doch Uderzo raffte sich auf und schrieb die Geschichten selbst. Oft dauerte es eine Ewigkeit, bis wieder ein Asterix auf den Markt kam. Aber Uderzo, seit 1953 mit seiner Ehefrau Ada verheiratet, blieb zäh, ein so gewinnbringendes Unternehmen verpflichtet schließlich. Auch wenn die Kritiker über ihn herfielen und über eine sich mühsam dahinschleppende Handlung klagten. Der Zeichner fühlte sich auch nicht wohl, als Asterix-Forscher die Auseinandersetzung mit Rom als Allegorie auf den Kampf der Résistance gegen die Nationalsozialisten interpretierten. Nach Uderzos Aussage wolle er vor allem Kinder zum Lachen bringen.
Freilich hatte es das Duo auch auf die Lateinschüler abgesehen. Die freuten sich, wenn sie „cautela abundans non nocet“lasen. Auf Deutsch: „Zu viel Vorsicht schadet nicht.“Zu viel Asterix wohl auch nicht. Uderzos Nachfolger Didier Conrad (Szenario) und Jean-Yves Ferri (Texte) bringen im Oktober ihren dritten Band heraus: „Asterix in Italien“. Wäre schön, wenn Ferrari-Fan Uderzo ein Wagenrennen bekäme. Rupert Huber