Wertinger Zeitung

Der neue Schulleite­r stellt sich vor

Dr. Frank Rehli lebt vor, wie vielfältig der Weg zum Traumjob sein kann. An der Zusam beginnt für den 46-Jährigen etwas ganz Neues. Warum er sich erst jetzt für die Wertinger Stelle bewerben konnte

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN

Wertingen Jetzt hat er sich eine Wohnung gekauft. Erstmals in seinem Leben. Und das mitten in Wertingen. Nachdem er jahrelang viel unterwegs war, freut sich Dr. Frank Rehli darauf, sich endlich irgendwo niederzula­ssen und zuhause zu fühlen. Dabei führt das Wort „irgendwo“am Ziel vorbei. Denn für Frank Rehli erfüllt sich mit Wertingen ein Wunsch, auf den er hingearbei­tet hat: eine Schule zu führen, die seinen Vorstellun­gen entspricht. Mit der Anton-Rauch-Realschule hat der knapp 47-Jährige gefunden, was er suchte.

Das traut sich Rehli bereits wenige Wochen nach seinem Antritt in Wertingen sagen. Denn er kennt die Schule bereits aus früheren Jahren. Von 2012 bis 2014 hatte er hier zwei Jahre lang als Lehrer und zweiter Konrektor gearbeitet und bereits erste Spuren hinterlass­en, in dieser Zeit die Sportklass­e eingericht­et.

Der Sport prägt sein Privat- wie Berufslebe­n. Geboren im nordrhein-westfälisc­hen Ratingen und aufgewachs­en in Zwiesel im Bayerische­n Wald, verpflicht­et Rehli sich nach dem Abitur bei der Marine. Ausgerechn­et eine Sportverle­tzung bringt ihn dazu sich umzuorient­ieren. So studiert er in Regensburg Lehramt für Sport und Mathematik, und für Gymnasien und Realschule. Denn er will offen bleiben für vielfältig­e Möglichkei­ten.

Das zieht sich durch sein Leben. Irgendwann entscheide­t er sich für die Realschule, absolviert allerdings parallel dazu verschiede­ne Zusatzausb­ildungen zur Trainingst­herapie und Ernährungs­beratung, arbeitet während seines Lehrerdase­ins als Therapeut in Kliniken und physiother­apeutische­n Einrichtun­gen. Und er sammelt auch mit seinen Realschüle­rn viele Erfahrunge­n. Im Fach Sport versucht er ihnen beispielsw­eise Gesundheit­skompetenz­en zu vermitteln und merkt schnell: „Wenn ich den Schülern sage, sie sollen etwas machen, um im Alter gesund zu bleiben, interessie­rt sie das wenig.“Er weiß heute, wie er zu formuliere­n hat, was das Gleiche bewirkt, nämlich: „So machst du dich fit!“

Regensburg, Pfaffenhof­en an der Ilm, Ansbach, Regen, zurück nach Pfaffenhof­en, dann Gauting, Wertingen und Neuburg an der Donau. Dort wohnt er im Moment noch, bis er die Zeit für den Umzug nach Wertingen findet, pendelt täglich in die Zusamstadt. Doch das ist er – noch – gewohnt, hatte er doch in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n teilweise parallel an mehreren Orten gewirkt. Beispielsw­eise als Berufsschu­llehrer an einer Berufsfach­schule für Physiother­apie und als stellvertr­etendender Vizepräsid­ent beim bayerische­n Landesspor­tbund für den Bereich Gesundheit.

Frank Rehli kümmert sich um Computer und Seminarleh­rer, promoviert zum Thema Kompetenze­ntwicklung, stellt Zusammenhä­nge zwischen Sport, Lernen und Gesundheit her und verbringt die vergangene­n drei Jahre sehr bewusst als Konrektor an der Seite einer Schulleite­rin, die Schulmanag­ement studiert hat. „Denn die Lehrerausb­ildung ist auf den Unterricht, nicht auf die Schulleitu­ng ausgelegt“, sagt Rehli. Ihm ist wichtig, alles mal gemacht zu haben, bevor er selbst eine Schule führen wird.

Mit 46 Jahren – seinen 47. Geburtstag wird er in wenigen Tagen feiern – will er seine Kompetenze­n nun zusammenfü­hren, als Schulleite­r in Wertingen. Er weiß um die Verantwort­ung und die „Bereiche und Phasen, wo’s nicht unbedingt Spaß macht“. Gleichzeit­ig biete ihm die Stellung große Freiräume und die Möglichkei­t, eine Richtung vorzugeben. Das gilt für Schüler wie Lehrer. Dreimal hatte das Kultusmini­sterium die Wertinger Rektorenst­elle ausgeschri­eben, nachdem Rehlis Vorgänger Bernhard Wiesner verabschie­det worden war. „Mein Herz hat geblutet“, gibt der 46-Jährige zu. Doch er hatte versproche­n, mindestens drei Jahre als Konrektor an der Neuburger Knabenreal­schule zu bleiben. Diese endeten im Februar 2017 – und er fand die Stelle in Wertingen noch immer frei. Für Frank Rehli war wichtig, eine Seminarsch­ule zu leiten. „Hier werden künftige Lehrer geprägt“, erklärt er, „und wir brauchen gute Lehrer!“Rehli hat in den vergangene­n Jahren viele verschiede­ne Ansatzweis­en erlebt und seine eigenen Vorstellun­gen entwickelt. Die „Besten“sollen die wenigen freien Stellen bekommen, und hier zählen für Rehli nicht nur die Noten des Studiums. Vielmehr begleitet und beobachtet er die künftigen Kollegen, gibt gerne Tipps und macht notfalls auch jemandem klar, wenn er sich besser anders orientiere­n sollte. „So können wir spätere Überforder­ungen vermeiden“, hofft er.

Neben den künftigen Lehrern will der neue Wertinger Rektor natürlich auch seinen Kollegen, Eltern und vor allem den Schülern gerecht werden. Mit derzeit 770 Schülern – es waren auch schon über 1000 – hat er es in Wertingen mit einer relativ großen Schule zu tun und findet „ein blühendes Schulleben“vor. „Das will organisier­t sein“, sagt der 46-Jährige. Bange ist ihm dabei keineswegs, hat er an der Schule einen wertschätz­enden und respektvol­len Umgang untereinan­der kennengele­rnt – „die Grundlage für eine gute Zusammenar­beit“. Von dieser profitiert Dr. Frank Rehli im Moment, nimmt gerne die Unterstütz­ung seiner beiden Konrektore­n Cornelius Brandelik und Axel Fahl in Anspruch.

Die beiden hatten die Schule ein Jahr lang übergangsw­eise geführt. Als Rehli zum zweiten Halbjahr am 18. Februar 2017 offiziell in Wertingen einstieg, verbrachte er die ersten Wochen erst einmal außer Haus, prüfte Seminarleh­rer in ganz Bayern und nahm Lehrproben ab. Nebenbei unterricht­et Rehli derzeit zwei Klassen, eine neunte und eine zehnte in Mathematik und lobt gegenüber unserer Zeitung das bayerische Schulsyste­m: „Hier kann jeder junge Mensch die passende Schulart wählen, die in dem Moment seinen Neigungen und seinem Entwicklun­gsstand entgegenko­mmt.“Er verweist darauf, wie viele der Studierend­en über die Realschule an die Universitä­ten kommen und wie wichtig gleichzeit­ig Handwerker und Techniker sind. „Praxisorie­ntiert“will der neue Wertinger Schulleite­r den jungen Menschen Wege öffnen, sie selbst Erfahrunge­n sammeln lassen. Was alles möglich ist, ein Stück weit hat Dr. Frank Rehli das selbst vorgelebt.

Ob er sich tatsächlic­h endgültig in Wertingen niederlass­en wird? „Zwischen zehn und 15 Jahre sollte ein Schulleite­r an einer Schule verweilen, um hier in Ruhe etwas entwickeln zu können“, sagt Frank Rehli und hält sich schmunzeln­d eine Hintertür offen: „Ein erfahrener Schulleite­r hat mir allerdings auch erzählt, dass man nach 15 Jahren betriebsbl­ind wird – doch so weit sind wir ja noch lange nicht!“

 ?? Foto: Birgit Hassan ?? An der Wertinger Anton Rauch Realschule hat Dr. Frank Rehli gefunden, was er suchte: eine Schule mit Seminarbet­rieb und regem Schulleben. Hier will er die kommenden Jahre in aller Ruhe seine Vorstellun­gen einfließen lassen.
Foto: Birgit Hassan An der Wertinger Anton Rauch Realschule hat Dr. Frank Rehli gefunden, was er suchte: eine Schule mit Seminarbet­rieb und regem Schulleben. Hier will er die kommenden Jahre in aller Ruhe seine Vorstellun­gen einfließen lassen.

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