Wie zu Luthers Zeiten
Beim ökumenischen Fest räumt die Kirche Fehler ein
Gundelfingen Einen Gottesdienst der anderen Art erlebten die Besucher des ökumenischen Festes zum Jubiläum 500 Jahre Reformation in Gundelfingen an Christi Himmelfahrt.
Die Laiendarsteller des örtlichen Burggrabentheaters führten mit Spielszenen zurück in die Zeit Luthers. Der Prediger Johann Tetzel wirbt im Stück mit eindringlicher Stimme unter den Bürgern für den Kauf von Ablassbriefen, weil man dadurch sich und seine Vorfahren aus dem Fegefeuer loskaufen könne. Viele bezahlen.
Doch die Geschichte geht weiter: Martin Luther überzeugt sie davon, dass diese Briefe nichts wert sind. Gottes Gnade lasse sich nicht mit Geld beeinflussen. Wahre Vergebung der Sünden geschieht durch reuige Buße. Diese und das Sakrament der Beichte wurden durch den Verkauf der Ablassbriefe vernachlässigt. Daran erinnerte der Festprediger, Günzburgs stellvertretender evangelischer Dekan Pfarrer Friedrich Martin. „Luther leitete das, was wir heute Reformation nennen, aus seelsorgerischen Gründen ein“, so Martin. Gundelfingens katholischer Pfarrer Johannes Schaufler räumte Fehler der damaligen Kirche ein, zum Beispiel das marktschreierische Verhalten Tetzels.
Am Nachmittag ließ Dillingens katholischer Gemeindereferent Alfred Hirsch die Festbesucher mit zwei Teleskopen in den bestirnten Himmel blicken.
Außerdem bestand die Möglichkeit, sich an einer historischen Druckerpresse alte Bibelseiten ausdrucken zu lassen. Der Gaukler Joe und die Musikgruppe „Kurzweyl“führten das Publikum in Luthers Zeit.
Außerdem waren der Posaunenchor Günzburg, der Musikverein Bächingen und die Jugendkapelle Gundelfingen an der musikalischen Gestaltung des ökumenischen Festes beteiligt. (mgh)