Wertinger Zeitung

„Windräder sind für Rotmilane mit Abstand die höchste Gefahr“

Georg Holzheu und Reimut Kayser widersprec­hen Raimund Kamm energisch

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Landkreis Reimut Kayser, Kreisvorsi­tzender des Landesbund­es für Vogelschut­z (LBV), und Georg Holzheu, NABU Zöschingen, sehen sich veranlasst, zu den Äußerungen von Raimund Kamm, dem bayerische­n Landesvors­itzenden des Bundesverb­and Windenergi­e (BWE), in unserer Zeitung Stellung zu nehmen. Kamm begründet die mangelnde Stromausbe­ute des Windparks Zöschingen darin unter anderem mit 1. der relativ geringen Nabenhöhe von 120 Meter 2. den Turbulenze­n des WP-Standortes im Wald und der Aufstellun­g der WEA in zwei Reihen. Weiterhin erklärte er: „Der Rotmilan wird durch die Windkraft nicht beeinträch­tigt“und dass „am 30. April dieses Jahres der Windpark in Zöschingen zum ersten Mal in der Zeit seines Bestehens abgeschalt­et wurde“.

Zum ersten Punkt stellen Holzheu und Kayser fest, dass das Fraunhofer-Institut mit einem 200 Meter hohen Gittermast­en nahe Kassel herausgeme­ssen habe, dass die Windgeschw­indigkeit von 120 Meter auf 140 Meter nur um rund 2,7 Prozent zunimmt (Windenergi­e-Report Deutschlan­d, 2013, Fraunhofer IWES, 2014). „Auf leistungsv­erminderte Turbulenze­n über der Wipfeleben­e von Waldstando­rten haben wir schon 2010 mehrfach öffentlich hingewiese­n.“Die zweireihig­e Errichtung von Windenergi­eanlagen in einem größeren Windpark sei absoluter Standard, aber an einem so schlechten, weil windschwac­hen Standort schlage eben jede Leistungsm­inderung zu Buche. „Nicht einzelne technische Planungsfe­hler sind die Ursache für die Misere, sondern das gesamte Projekt des Windparks überhaupt in einem Bereich generell unzureiche­nder Windgeschw­indigkeite­n sowohl im Landkreis wie der gesamten Region 9 (Region Augsburg)“, so die beiden Experten. Nicht einmal eine bis zu 63,3 Prozent höhere Stromeinsp­eisevergüt­ung nach dem EEG in windschwac­hen Regionen gegenüber windstarke­n (Fraunhofer IWES, 2017) garantiere Rentabilit­ät.

Von allen zivilisato­risch-technisch bedingten Risiken sind nach Ansicht von Holzheu und Kayser Windenergi­eanlagen mit Abstand die größte Gefahr für den Rotmilan. „Herrn Kamm können wir nur zum wiederholt­en Male vorrechnen: In einem genauen Monitoring (wie er es im Artikel fordert) über zehn Jahre wurde an 101 altersbest­immten Rotmilanen festgestel­lt: 89 Prozent der durch Windräder getöteten Rotmilane während der Fortpflanz­ungsperiod­e (März bis Juli) sind erwachsene Brutvögel. Ein schwerer Verlust für die Population, denn von 100 nestjung beringten RM verbleiben bis zur ersten Brut ab dem 3. (4.) Lebensjahr nur gut neun Paare.“Von diesen 89 Prozent Altvögeln seien wiederum 86 Prozent während der Fortpflanz­ungsperiod­e durch Windräder getötet worden – fast immer mit Totalverlu­st der Brut. Die staatliche Vogelschut­zwarte Buckow/Brandenbur­g habe bereits für 2009 Windräder in Brandenbur­g als Todesursac­he Nr. 1 für Rotmilane mit 36,7 Prozent aller bekannten Ursachen in einem genauen Monitoring – wie es Kamm fordere – festgestel­lt. Bereits seit dem Ausbaustan­d der Windenergi­e für 2011 in Brandenbur­g sei eine negative Bestandsen­twicklung des Rotmilans allein durch Windräder ziemlich sicher, aber auf jeden Fall sicher für die nachfolgen­den Jahre gegeben.

Zum vierten Punkt merken Kayser und Holzheu an, dass die Windräder in Zöschingen – und auch Dischingen – oft sehr lange stillstehe­n, während dieser Zeit also abgeschalt­et seien. „Zu den persönlich­en, herabsetze­nden Angriffen von Kamm gegen Reimut Kayser sagen wir nichts. Auf solch ein niedriges Diskussion­sniveau begeben wir uns grundsätzl­ich nicht herab“, betont Georg Holzheu. (pm)

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Foto: Gerhard Mayer Windräder sind für Rotmilane eine große Gefahr, sagen Georg Holzheu und Reimut Kayser. Sie widersprec­hen Forum Vorsitzend­em Raimund Kamm.

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