Der Held von auswärts
Es ist ein „Auswärtiger“, der im Jahr 2007 dafür verantwortlich ist, dass Wertingen sehr negativ in die Schlagzeilen gerät. Dieser Mann, der Lkw-Fahrer Miroslaw Strecker aus dem fast genauso kleinen Calau in Brandenburg, hat alles riskiert, um die Missstände in Wertingen aufzudecken. Er war couragiert – und er erinnert sich noch gut an diese schicksalhaften Tage, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung verrät.
Heute, zehn Jahre nachdem die Machenschaften des kriminellen Wertinger Fleischhändlers ans Licht gekommen sind, kann man sich Schuldzuweisungen sparen. Ebenso geht vieles, wie bei solchen Fällen üblich, in die Legendenbildung über. War das Fleisch bei dem Geratshofener Händler wirklich so spottbillig? Hat es an manchen Tagen einen fauligen Gestank in den Ort geweht?
Miroslaw Strecker gibt bereitwillig Auskunft über die Geschehnisse und die Gerichtsverhandlung. Viele seiner Thesen sind spekulativ. Er hat eine große Skepsis gegenüber Lebensmittelfirmen – seiner Meinung nach hat jeder größere Betrieb ein paar sprichwörtliche „Leichen im Keller“. Er berichtet von vielen Wertingern, die nach der Gerichtsverhandlung auf ihn zugekommen sind und ihm persönlich gedankt haben. Viel sei da von Mitwisserschaft in der Zusamtaler Politik die Rede gewesen, erinnert sich Strecker.
Den Täter, der aus der Mitte der Gesellschaft kommt, den jeder eigentlich als guten Mitbürger kennt – den verkraftet eine Gemeinschaft nur schwer. Viele Landkreisbürger fühlten sich plötzlich von Polizei und Landratsamt nicht mehr ausreichend geschützt. Vielleicht erwuchs daraus Verbitterung, die dann in Spekulationen den Retter Strecker herangetragen wurde. An den Auswärtigen, der die Missstände in der kleinen Stadt hat auffliegen lassen. Strecker hat riskiert, bis auf sein letztes Hemd verklagt zu werden, als er diese kriminellen Taten öffentlich gemacht hat. Schließlich hatte er, wie in der Branche üblich, Verschwiegenheitsklauseln unterschrieben. Eigentlich darf er nicht über Geschäftliches reden. Er hat es dennoch getan, und damit noch größeres Unheil verhindert. Er ist ein mutiger Mann, der sich einen Platz in der Wertinger Stadtgeschichte verdient hat.