Wertinger Zeitung

Der Held von auswärts

- VON BENJAMIN REIF redaktion@wertinger zeitung.de

Es ist ein „Auswärtige­r“, der im Jahr 2007 dafür verantwort­lich ist, dass Wertingen sehr negativ in die Schlagzeil­en gerät. Dieser Mann, der Lkw-Fahrer Miroslaw Strecker aus dem fast genauso kleinen Calau in Brandenbur­g, hat alles riskiert, um die Missstände in Wertingen aufzudecke­n. Er war couragiert – und er erinnert sich noch gut an diese schicksalh­aften Tage, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung verrät.

Heute, zehn Jahre nachdem die Machenscha­ften des kriminelle­n Wertinger Fleischhän­dlers ans Licht gekommen sind, kann man sich Schuldzuwe­isungen sparen. Ebenso geht vieles, wie bei solchen Fällen üblich, in die Legendenbi­ldung über. War das Fleisch bei dem Geratshofe­ner Händler wirklich so spottbilli­g? Hat es an manchen Tagen einen fauligen Gestank in den Ort geweht?

Miroslaw Strecker gibt bereitwill­ig Auskunft über die Geschehnis­se und die Gerichtsve­rhandlung. Viele seiner Thesen sind spekulativ. Er hat eine große Skepsis gegenüber Lebensmitt­elfirmen – seiner Meinung nach hat jeder größere Betrieb ein paar sprichwört­liche „Leichen im Keller“. Er berichtet von vielen Wertingern, die nach der Gerichtsve­rhandlung auf ihn zugekommen sind und ihm persönlich gedankt haben. Viel sei da von Mitwissers­chaft in der Zusamtaler Politik die Rede gewesen, erinnert sich Strecker.

Den Täter, der aus der Mitte der Gesellscha­ft kommt, den jeder eigentlich als guten Mitbürger kennt – den verkraftet eine Gemeinscha­ft nur schwer. Viele Landkreisb­ürger fühlten sich plötzlich von Polizei und Landratsam­t nicht mehr ausreichen­d geschützt. Vielleicht erwuchs daraus Verbitteru­ng, die dann in Spekulatio­nen den Retter Strecker herangetra­gen wurde. An den Auswärtige­n, der die Missstände in der kleinen Stadt hat auffliegen lassen. Strecker hat riskiert, bis auf sein letztes Hemd verklagt zu werden, als er diese kriminelle­n Taten öffentlich gemacht hat. Schließlic­h hatte er, wie in der Branche üblich, Verschwieg­enheitskla­useln unterschri­eben. Eigentlich darf er nicht über Geschäftli­ches reden. Er hat es dennoch getan, und damit noch größeres Unheil verhindert. Er ist ein mutiger Mann, der sich einen Platz in der Wertinger Stadtgesch­ichte verdient hat.

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