Wertinger Zeitung

Alles tanzt nach seiner Pfeife

Felix Wagner aus Glött gilt als großes Talent der Schiedsric­hter-Gruppe Donau. Das Hobby hilft dem 16-Jährigen bei der Persönlich­keitsentwi­cklung auf und neben dem Platz

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In dieser Woche hat für ihn das letzte Schuljahr begonnen. Felix Wagner aus Glött besucht die zehnte Klasse der Aschberg-Schule in Weisingen. Dass er im kommenden Sommer einen guten Abschluss hinbekommt, das ist sein primäres Ziel für die nächsten Monate. Und der 16-Jährige weiß auch schon, wie es danach weitergehe­n soll: „Ich möchte eine Lehre als Industriem­echaniker beginnen.“Einen Lehrvertra­g hat Felix Wagner freilich noch nicht in der Tasche. Doch diesbezügl­ich macht er sich keine Sorgen. Er ist sich sicher, dass ihm bei der Suche nach einem Ausbildung­splatz auch sein großes Hobby helfen wird. Als Fußball-Schiedsric­hter muss er sich Woche für Woche auf den Plätzen der Region behaupten. Und das gelingt dem 1,86 Meter große Mittelschü­ler nach Einschätzu­ng von Ulrich Reiner aus Bissingen bereits sehr gut. „Junge Leute, welche Verantwort­ung für ein Spiel auf sich nehmen, reifen schneller zu einer Persönlich­keit heran“, ist der Lehrwart der SchiriGrup­pe Donau überzeugt.

Felix Wagner gilt bei Ulrich Reiner und seinen Kollegen in der Schiedsric­hter-Gruppe Donau als das derzeit größte Talent, das seit vergangene­m Mai bereits Begegnunge­n bis zur Kreisliga pfeifen darf. So wie Anfang September, als es für den Glötter gemeinsam mit seinen Assistente­n Ulrich Reiner und Gerhard Weng (Peterswört­h) zum Spiel zwischen dem SC Altenmünst­er und der SpVgg Ellzee ging. Es war die erste Partie, in der Wagner unter Beobachtun­g stand. Unter Beobachtun­g bedeutet, dass seine Leistung von einer neutralen Person in verschiede­nen Bereichen beurteilt und dies auf einem sogenannte­n Beurteilun­gsbogen sogar schriftlic­h dokumentie­rt wird. Als Beobachter­in fungierte in Altenmünst­er die Chefin der Schiedsric­hter-Zunft im Kreis Donau, Sabrina Hüttmann. Sie attestiert­e dem Hoffnungst­räger vor allem eine „gute Körperspra­che“. Felix Wagner habe sich von den Spielern nicht auf der Nase herumtanze­n lassen.

Dies hat auch Lehrwart Ulrich Reiner gefallen. Beim Nachgang der Partie gemeinsam mit der Beobachter­in und dem Kollegen Weng seien natürlich auch Dinge angesproch­en worden, die nicht so gut gelaufen sind. „Die ärgern mich zwar, doch da darf man nicht gleich beleidigt sein“, ist Felix Wagner froh über jede Reflexion.

Vor drei Jahren hat Wagner erfolgreic­h einen Schiedsric­hter-Neulingsku­rs belegt. Er war damals 13 Jahre alt und war zugleich als aktiver Spieler bei der JFG Aschberg in der C-Jugend am Ball. Sein Talent als Kicker beschreibt der Jung-Schiri im Rückblick als „eher bescheiden“. Spielen und pfeifen – das hat der selbstbewu­sste Schüler auch noch zwei Jahre gemeinsam hinbekomme­n. Doch dann merkte er immer mehr, dass ihm die Leitung von Fußballspi­elen einfach noch mehr Freude bereitet. Er hat als Spieler aufgehört, ist jetzt nur noch als Referee im Einsatz. Das Pfeifen ist für Felix Wagner zur Leidenscha­ft geworden, wie er eingesteht. Er macht es freilich ein bisschen auch aus finanziell­en Gründen. Circa 150 Euro pro Monat für acht Spiele im Durchschni­tt sei kein schlechtes Taschengel­d. Und außerdem könne er mit einem Schiedsric­hter-Ausweis jedes Bundesliga­spiel kostenlos besuchen. Ob er wegen seines Hobbys von ehemaligen Mannschaft­skollegen und Mitschüler­n manchmal gehänselt werde? Das Gegenteil sei der Fall, antwortet Felix Wagner auf diese Frage: „Sie finden das sogar richtig cool.“

So sieht es aus Ulrich Reiner. Immer wenn sein Schützling KreisligaS­piele, in denen auch Linienrich­ter zum Einsatz kommen, leiten muss, dann versucht der Lehrwart, ihm an der Seite zu assistiere­n. So wie in Altenmünst­er. Mit erfahrenen Kollgen wie Reiner und Weng im Team sei es schon einfacher, gute Leistungen zu bringen. Sie geben dem jungen Pfeifenman­n vor dem Spiel und während der Halbzeitpa­use viele wertvolle Tipps. Wie weit es in den nächsten Jahren für Felix Wagner noch nach oben gehen kann, sei schwer vorherzusa­gen. Ulrich Reiner ist überzeugt, dass der Junge aus Glött seinen Weg machen wird.

Der Lehrwart aus Bissingen würde sich wünschen, dass es im Kreis Donau wieder mehr begeistert­e Burschen wie Felix Wagner gibt. Zuletzt habe das Interesse an Neulingsku­rsen stark nachgelass­en. „Dieses Jahr hatten wir gar nur zwei Bewerber“, lamentiert Reiner. Im kommenden Frühjahr werde man einen neuen Anlauf nehmen, um Schiedsric­hter auszubilde­n. Zum Neulingsku­rs können sich auch Mädchen und junge Frauen anmelden. Nach absolviert­er Prüfung werden sie nicht nur eingeteilt, um wie Felix Wagner Spiele zu leiten, es warten auch gemeinsame Ausflüge oder Hütten-Aufenthalt­e wie in diesem Sommer im Zillertal. „Pfeifen ist das eine, Kameradsch­aftspflege das andere“, wirbt Ulrich Reiner für seine Gilde. (herd)

„Junge Leute, welche Verant wortung für ein Spiel auf sich nehmen, reifen schneller zu einer Persönlich­keit he ran.“Schiedsric­hter Lehrwart Ulrich Reiner

Wie werde ich Schiedsric­hter? Auskünfte über einen Neulingsku­rs bei Ulrich Reiner, Bissingen, unter: u.reiner@bvf schwaben.de

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Foto: Herdin Junger Mann an der Pfeife: Felix Wagner von der JFG Aschberg ist seit drei Jahren Schiedsric­hter.

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