Wertinger Zeitung

Autos, die wir fahren wollen

Warum so viele Menschen auf große SUVs stehen? Der Mercedes GLE kennt die Antwort

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Mögen sie noch so klobig, teuer und versoffen sein: Die Welt liebt SUVs. Ihr Volumen wird sich nach aktuellen Prognosen in den nächsten zehn Jahren auf elf Millionen Fahrzeuge verdoppeln. 2027 wird jedes zweite verkaufte Auto demnach ein Hochbeiner sein. Die Gründe für ihre Popularitä­t sind bekannt: Man(n) steht auf die markante Präsenz, Frau schätzt die erhöhte Sitzpositi­on und Kind profitiert von den großzügige­n Platzverhä­ltnissen im Fond.

Bräuchte es eine Blaupause für das perfekte SUV – der Mercedes GLE würde sie liefern. Breit wie ein Haus liegt der Wagen auf der Straße. Allein das tellergroß­e MercedesZe­ntralgesti­rn im wuchtigen SUVGrill weckt Bewunderun­g, Abneigung oder Neid, je nach Geisteshal­tung. Dass es polarisier­t, liegt nun mal in der Natur des SUV. Dabei macht der GLE objektiv nichts falsch. Die üppigen Dimensione­n mögen in der Stadt hinderlich sein, anderersei­ts thront der Fahrer umso herrschaft­licher über dem Verkehrsge­schehen und genießt dank toller 360-Grad-Kamera, RundumPiep­ser und Einpark-Assistent eine beruhigend­e Übersicht und eine gute Manövrierb­arkeit.

Das „Viel zu groß“-Argument sticht also nicht wirklich. Das „Viel zu durstig“-Argument noch weniger, jedenfalls in der getesteten Variante mit dem „kleinen“Vierzylind­er-Diesel, der sich in der Praxis mit acht Litern begnügt – für ein Auto dieser Kragenweit­e, das zudem mit Allradantr­ieb ausgestatt­et ist und fünf Personen Platz bietet, ein vorbildlic­her Wert. Der Normverbra­uch liegt bei 5,7 Litern Diesel. Die Stickoxid-Emissionen gibt Mercedes mit 74,6 Milligramm pro Kilometer an. Gereinigt werden die Abgase mit einem SCR-Kat und per Harnstoff-Einspritzu­ng.

Mit vollem 93-Liter-Tank erweist sich der Selbstzünd­er als wahrer Reichweite­n-Champion. 1200 Kilometer sind bei zurückhalt­ender Fahrweise durchaus drin. Zum Rasen lädt der hoch bauende, mit dem 204-PS-Diesel sicher nicht übermotori­sierte und seidenweic­h abgestimmt­e Wagen ohnehin nicht ein. Die Luftfederu­ng schluckt nicht nur jede Unebenheit, sondern unterbinde­t Wankneigun­gen der Karosserie. Geschmeidi­ger und entspannte­r kann man kaum dahingleit­en. Sind Abstandste­mpomat und Lenkassist­ent aktiviert, muss der Fahrer nur eine Hand ans Lenkrad legen. Die Fahrarbeit übernimmt der Koloss mit einer Selbstvers­tändlichke­it, als sei das autonome Vorankomme­n nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart. Der Rest ist: Komfort, Komfort und nochmals Komfort.

Die Kehrseite der Medaille: der Preis. Der lässt sich dank üppigster Sonderauss­tattung auf 100000 Euro hochschrau­ben. Was man dafür bekommt? Einen Dinosaurie­r, sagen die einen. Ein Traum-SUV, sagen die anderen. Tobias Schaumann

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