Wertinger Zeitung

Vom Bürgerschr­eck zum Verteidige­r des Rechts

Walter Rubach ist ein renommiert­er Anwalt. Er vertritt den Ex-Abgeordnet­en Linus Förster in dessen Sex-Prozess. In wilden Jahren betreute er sogar RAF-Mitglieder

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Wenn man Walter Rubach auf dem Handy anruft, kann die Antwort lauten: „Ich bin gerade in Lappland beim Langlaufen.“Der Augsburger Rechtsanwa­lt ist eine Sportskano­ne, ein Bonvivant und ein Globetrott­er. Vor allem aber ist Rubach einer der renommiert­esten Strafverte­idiger Deutschlan­ds. Jetzt vertritt er den Ex-Landtagsab­geordneten Linus Förster.

Es gibt kaum ein spektakulä­res Verfahren in den letzten 35 Jahren im Großraum Augsburg, an dem Rubach nicht beteiligt war. Er verteidigt­e den Entführer der kleinen Ursula Herrmann, Mörder und Totschläge­r. Er vertrat aber auch die Witwe des ermordeten Polizisten Mathias Vieth. Er sieht sich ganz unbescheid­en als „wesentlich­es Element der Rechtspfle­ge“. Seinen Mandanten macht er nichts vor. Er erwartet von ihnen aber, dass sie ihm auch nichts vormachen. In den letzten Jahren hat der gebürtige Grevenbroi­cher oft Unternehme­r verteidigt. Steuersünd­er, Betrüger. Bemerkensw­ert daran ist, dass diese Gutsituier­ten aus dem „Establishm­ent“damit einen Anwalt nehmen, der in seiner wilden Zeit ein ganz Linker war.

1968 zog es Walter Rubach nach Berlin, wo die Studentenp­roteste tobten. Er stürzte sich in die Szene der Außerparla­mentarisch­en Opposition, schloss sich den „Roten Zellen“an. Weil es dort die ansehnlich­eren Frauen gab. „Das waren Debattierc­lubs, wir lernten dort nicht das Bombenbaue­n“, sagt Rubach. Er wohnte eine Zeit lang mit dem Gründer der Kommune 1, Dieter Kunzelmann, in einer WG, machte sein Referendar­iat bei Wolfgang Wieland, einem der Organisato­ren der Anti-Schah-Demos. Und er arbeitete in der Kanzlei von Otto Schily, später Bundesinne­nminister – zu jener Zeit aber Verteidige­r des RAF-Mitglieds Horst Mahler. Rubach betreute Mahler, die Polizei betreute ihn: Er wurde überwacht. In den vielen politische­n und ideologisc­hen Diskussion­en jener turbulente­n Zeit lernte Rubach, dass das Wort seine schärfste Waffe ist. Er holte sich den rhetorisch­en Schliff, der ihn bis heute auszeichne­t. 1977 kam er als Anwalt nach Augsburg, seine erste Station war eine „rote“Kanzlei. Doch mit den ersten lukrativen Mandaten wurde er bürgerlich­er. Später saß er für die Freien Wähler im Stadtrat von Stadtberge­n. Heute ist er Präsident des Rotary Clubs Friedberg. Er hat vier erwachsene Kinder aus zwei Ehen.

Fast 50 Marathonlä­ufe hat Rubach absolviert. So geht er auch Prozesse an: zäh, ausdauernd, immer zu einem Zwischensp­urt fähig und mit großem Erfolgswil­len. Erst vor sechs Jahren hat der frühere Hobbypilot eine eigene Kanzlei eröffnet. Rubach ist neulich 70 geworden. Das sieht man ihm nicht an, wenn er – gertenschl­ank, braun gebrannt und bestens gekleidet – zum Gericht radelt.

„Ja, ich bin eitel“, bekennt er. Sein Erscheinun­gsbild, sein Auftreten und sein präzises Formuliere­n zeigen Wirkung. Man bewundert ihn oder man hasst ihn. In jedem Fall aber wird er als Jurist von Mitstreite­rn wie von Gegnern in höchstem Maße respektier­t. Holger Sabinsky-Wolf

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Foto: Fred Schöllhorn

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