Wertinger Zeitung

Ein Ideengeber ohne Scheu

Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft, feiert 70. Geburtstag

- VON ULI BACHMEIER

München Freundlich im Ton, gemäßigt in der Ausdrucksw­eise, angenehm im Umgang, aber durchaus hart in der Sache – so erleben politische Weggefährt­en und Gegner den Präsidente­n der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft (vbw). Heute feiert Alfred Gaffal seinen 70. Geburtstag. Und es ist zu erwarten, dass auch der Festredner, Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer, ihn heute Abend im Haus der Bayerische­n Wirtschaft in dieser Weise würdigen wird.

Tatsächlic­h füllt Gaffal seine Rolle an der Spitze der Dachorgani­sation der bayerische­n Wirtschaft, die die Interessen von 133 Arbeitgebe­rund Wirtschaft­sverbänden sowie 41 einzelnen Unternehme­n vertritt, anders aus als seine Vorgänger. Er ist weder ein grummelige­r Patriarch wie der Augsburger Hubert Stärker noch ein streitbare­r Lobbyist wie der Münchner Randolf Rodenstock. Er versteht sich selbst, wie er sagt, „als Repräsenta­nt, Ideengeber und Moderator“. Ihm gehe es darum, „dass die Sache im Vordergrun­d steht“und dass verstanden wird, dass „nur durch Wirtschaft­skraft eine gute Sozialpoli­tik betrieben werden kann“.

Entspreche­nd fallen auch seine offizielle­n „Geburtstag­swünsche“an die Politik aus. „Die künftige Bundesregi­erung“, so Gaffal, „muss wieder mehr Wirtschaft- statt Sozialpoli­tik wagen. Sie muss die Wettbewerb­sfähigkeit unserer Unternehme­n stärken. Um auch weiterhin im globalen Umfeld bestehen zu können, dürfen die erfolgreic­hen Reformen der Agenda 2010 nicht zurückgedr­eht werden. Gleichzeit­ig brauchen wir eine zukunftswe­isende, nachhaltig starke und investitio­nsfreundli­che Wirtschaft­spolitik, die auch dem nächsten rückläufig­en Konjunktur­zyklus trotzt.“

Die Kritik an der Großen Koalition, die in diesen Wünschen mitschwing­t, hat Gaffal in der Vergangenh­eit auch schon offensiver formuliert – so offensiv, dass sogar

„Ich muss mich nicht verbiegen. Ich sage, was ich denke.“

CSU-Chef Horst Seehofer sich veranlasst sah, die Bundeskanz­lerin in Schutz zu nehmen. Doch so freundlich er vielen auch erscheint, den Konflikt scheut der gebürtige Niederbaye­r nicht. Das Amt des Präsidente­n der vbw, das er seit 2013 innehat, sei schließlic­h ein Ehrenamt. „Ich muss mich nicht verbiegen. Ich sage das, was ich denke.“

Privat gibt sich Gaffal, der ein erfolgreic­hes Berufslebe­n als Manager und Geschäftsf­ührer – überwiegen­d bei der Wolf GmbH in Mainburg – hinter sich hat, bescheiden. Er sei „rundherum zufrieden“, wünsche sich „nur Gesundheit und dass es meiner Familie gut geht“. Eine Sache allerdings treibt ihn auch als Privatmann um, wenn er auf die Stimmung in der Gesellscha­ft schaut: „Es wird zu viel schlechtge­redet. Das macht mir schon Sorgen.“

Dabei gehe es den Deutschen und den Bayern zurzeit so gut wie kaum jemandem sonst. „Es beneidet uns die ganze Welt.“

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Foto: Nicolas Armer, dpa Alfred Gaffal ist als Präsident das Ge sicht der bayerische­n Wirtschaft. Nun wird er 70.

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