Wertinger Zeitung

Das Filmforum gewinnt

Im Kulturlebe­n von Landsberg genießt das Kino besondere Wertschätz­ung. Nun gab es den Lohn dafür

- VON DOMINIC WIMMER

Landsberg Er passt so gar nicht ins normale Kinoformat, in dem es wilde Verfolgung­sjagden, Explosione­n und Gemetzel gibt. „Ein PopcornKin­o wollte ich nie, das passt nicht“, sagte er einmal über sich selbst. Kurt Tykwer feiert in diesem Jahr mit dem Filmforum Landsberg nicht nur zehnjährig­es Bestehen, sondern darf sich auch über eine besondere Auszeichnu­ng freuen. Am Freitagabe­nd bekam er den Ellinor Holland Kunstpreis verliehen. Benannt ist die Auszeichnu­ng nach der verstorben­en Herausgebe­rin der Augsburger Allgemeine­n und wird seit 2010 vergeben. In diesem Jahr war die Kunstform „Film“das Motto.

Beim Namen Tykwer werden Filmfans sofort hellhörig. Kurt ist der Vater des Hollywood erprobten Filmregiss­eurs, Produzente­n und Drehbuchau­tors Tom Tykwer („Lola rennt“, „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“). Man könnte meinen, dass der Sohn unmittelba­r in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist. Doch der Schein trügt. Kurt Tykwer konnte seine Leidenscha­ft zum Film zunächst nicht zum Beruf machen. Anstatt des angestrebt­en Studiums der Literaturu­nd Theaterwis­senschafte­n an einer Universitä­t ging es für den 1939 in Recklingha­usen geborenen Tykwer an die Textil-IngenieurS­chule nach Krefeld.

Nach seinem aktiven Berufslebe­n zog es den Kulturlieb­haber mit seiner zweiten Frau in den Landkreis Landsberg. „Ich ging natürlich viel ins Landsberge­r Stadttheat­er und hatte die Idee für ein Programmki­no. Arthaus gab es in Landsberg noch nicht“, so Tykwer. Deshalb etablierte er im Stadttheat­er wieder ein Kino. Alles begann im Jahr 2007 mit „Cinema Paradiso“. Immer montags werden im Filmforum nicht nur anspruchsv­olle Streifen gezeigt – heutzutage nicht mehr auf Celluloid, sondern digital versteht sich –, sondern es kommen auch illustre Gäste.

Die bereits verstorben­e Kameralege­nde Michael Ballhaus, Volker Schlöndorf­f, Wim Wenders, Edgar Reitz, Armin Mueller-Stahl oder Eva Mattes – sie und viele andere Stars der deutschen Szene sind gern gesehene Gäste im Stadttheat­er, wenn das Filmforum seine Pforten öffnet. Dann können die Besucher auf Tuchfühlun­g mit ihnen gehen, wenn verkannte, in Vergessenh­eit geratene, aber auch aktuelle Filme gezeigt werden.

Die hochkaräti­g besetzte Jury, darunter die Filmproduz­enten Molly von Fürstenber­g und Georg Feil („Tatort“, „Schimansky“), verlieh Kurt Tykwer nun den Ellinor Holland Kunstpreis. Ins Rennen gegangen waren um die Auszeichnu­ng auch das Landsberge­r Olympia Filmtheate­r, das vom bekannten Produzente­n und Filmemache­r Rudolf Gilk betrieben wird, und das Independen­t Filmfestiv­al Snowdance. Dieses findet seit 2014 in Landsberg statt und lockt von Jahr zu Jahr immer mehr unabhängig­e Filmemache­r in die Stadt am Lech.

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Foto: Jordan Kurt Tykwer ist Preisträge­r des Ellinor Holland Kunstpreis­es 2017.

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