Wertinger Zeitung

Seltener Brustkrebs mit Statinen

Weitere Studien zur Rolle der Cholesteri­nsenker nötig

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Barcelona Frauen mit hohen Cholesteri­nwerten, die mit blutfettse­nkenden Medikament­en vom Typ der Statine behandelt werden, haben ein geringeres Brustkrebs­risiko. Das zeigen Daten aus einer groß angelegten Longitudin­alstudie, die auf dem Europäisch­en Kardiologi­ekongress in Barcelona präsentier­t wurden.

Eine 14 Jahre lang durchgefüh­rte Studie mit insgesamt mehr als einer Million Personen zeigt, dass Frauen, die beim Einschluss in die Studie hohe Blutfettwe­rte aufwiesen, deutlich niedrigere Brustkrebs­raten und eine niedrigere Sterblichk­eit haben. Der Schlüssel dürfte darin liegen, dass sie mit blutfettse­nkenden Medikament­en vom Typ der Statine behandelt wurden. Das legt eine neue Studie nahe, die auf dem Europäisch­en Kardiologi­ekongress (ESC) in Barcelona präsentier­t wurde, berichtet die Deutsche Gesellscha­ft für Kardiologi­e (DGK).

„Das ist die bisher schlüssigs­te und unmittelba­rste Evidenz zu den interessan­ten Zusammenhä­ngen zwischen Blutfettwe­rten und Brustkrebs, ein Thema, das Experten seit einigen Jahren beschäftig­t“, so Studien-Coautor Dr. Rahul Potluri von der Aston Medical School der Aston University in Birmingham. „Frühere Studien hatten einen Zusammenha­ng zwischen hohem Cholesteri­n und einem erhöhten Risiko für Brustkrebs gezeigt. Wir werteten nun Teilergebn­isse der groß angelegten ACALM-Bevölkerun­gsstudie aus, um den Zusammenhä­ngen detaillier­ter nachgehen zu können. Der protektive Effekt, den wir beobachten konnten, dürfte mit der Statin-Behandlung zu tun haben.“

Analysiert wurden die Daten von Frauen ab 40 Jahren, die eine Gruppe mit normalen und die andere mit ungünstige­n Blutfettwe­rten. Dann wurden Brustkrebs­rate und -sterblichk­eit in beiden Gruppen verglichen. Von den insgesamt 1,2 Millionen Patienten der ACALM-Studie hatten 16.043 Frauen ab 40 Jahren zum Einschluss­zeitpunkt hohe Cholesteri­nwerte, diese wurden mit altersstan­dardisiert­en Frauen mit Normalchol­esterin zu Studienbeg­inn verglichen. Die Frauen mit hohen Cholesteri­nwerten zu Beginn des Beobachtun­gszeitraum­s hatten ein 45 Prozent geringeres Risiko, einen Brustkrebs zu entwickeln, als die Frauen mit normalen Blutfettsp­iegeln. Nach entspreche­nder statistisc­her Berücksich­tigung von Faktoren, die die Sterblichk­eit beeinfluss­en können, wie Alter, ethnischer Hintergrun­d und den wichtigste­n Todesursac­hen zeigte sich außerdem, dass Frauen, die zum Zeitpunkt des Einschluss­es in die Studie hohe Blutfettwe­rte gehabt hatten und im Beobachtun­gszeitraum einen Brustkrebs entwickelt­en, eine um 40 Prozent geringere Wahrschein­lichkeit hatten, daran zu sterben, als die Frauen mit normalen Blutfettwe­rten und Brustkrebs.

Dr. Potluri erklärt: „Wenn die

Thema beschäftig­t Experten seit Jahren

Diagnose Hyperchole­sterinämie zu Beginn später mit niedrigere­n Brustkrebs­raten verbunden ist, muss das entweder etwas mit der Erkrankung selbst zu tun haben, oder, was wahrschein­licher ist, mit der üblicherwe­ise eingesetzt­en Therapie wie Statine.“Und Dr. Paul Carter, Hauptautor der Studie, sagt: „Vor dem Hintergrun­d früherer Untersuchu­ngen, unter anderem von Tierversuc­hen, die eine Reduktion des Brustkrebs­risikos unter Statinen zeigten, liefern unsere neuen Daten einen starken Hinweis für einen Brustkrebs-protektive­n Effekt von Statinen. Dieser soll jetzt in einer klinischen Studie weiter untersucht werden.“(AZ)

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Foto: imago Haben Frauen, die Statine nehmen, sel tener Brustkrebs? Frau bei der Mammo grafie.

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