Wertinger Zeitung

Überrasche­nd stark

Der FC Augsburg legt den besten Start seiner Bundesliga-Geschichte hin. Dass Experten den Klub vor Saisonbegi­nn schlechter einstuften, sorgt für zusätzlich­e Motivation

- VON JOHANNES GRAF

Frankfurt Ein Stück weit entsprang dieser Treffer dem Zufall, gestand Philipp Max später in den Katakomben der Frankfurte­r Fußballare­na. Der 23-Jährige erzählte davon, als einziger Linksfuß seiner Mannschaft auf dem Platz gestanden zu haben. Dass der Außenverte­idiger die Führung für den FC Augsburg erzielt hatte, stand in unmittelba­rem Zusammenha­ng damit. Geradezu beiläufig fügte Max hinzu: „Das hat sich dann so ergeben.“

Die Vorgeschic­hte des Freistoßes aus dem Halbfeld änderte wenig daran, wie sehenswert das Tor letztlich war. Vorbei an Freund und Feind segelte der Ball mit reichlich Schnitt erst an den Innenpfost­en, querte dann die Torlinie (21.). Auch beim zweiten Treffer von Caiuby, der die Schönheit des Max-Tores noch überbot, touchierte der Ball das Eintracht-Gebälk (76.).

Spieler Max, Trainer Manuel Baum und Stefan Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport, verheimlic­hten nach Spielschlu­ss nicht, in manchen Szenen Glück gehabt zu haben, ehe der 2:1 (1:0)-Erfolg feststand. Sie verwehrten sich allerdings dagegen, dass der beste Start der Augsburger Bundesliga-Geschichte auf Zufall und Fortune basierte. Experten hatten den FCA bereits vor Anpfiff der ersten Begegnung als sicheren Absteiger gehandelt, mit sieben Punkten nach vier Spielen haben die Augsburger gezeigt, sich nicht fügen zu wollen.

Zwar leisteten sich die FCA-Profis einen schwachen Pflichtspi­elauftakt beim Pokal-Aus in Magdeburg, danach indes zeigten sie ansprechen­de Leistungen. Die Augsburger fühlen sich in ihrer Rolle wohl, ziehen daraus Motivation, wie Max trotzig betonte. „Wir wollen den Leuten beweisen, dass wir nicht Abstiegska­ndidat Nummer eins sind.“

Stefan Reuter war nicht entgangen, wie in*weiten Teilen der Republik über seinen FCA gedacht wurde. Vor dieser Saison sei das Thema „extrem aufgekomme­n“, wie Reuter es beschrieb. Zu den Abstiegska­ndidaten zu zählen, sei man aber seit ein paar Jahren gewohnt, meinte er. Er ordnete den guten Start ein, wollte sich in seinem Urteil möglichst frei machen von Ausschläge­n nach unten oder oben. „Vor drei Wochen hieß es noch: Der Kader ist grausam zusammenge­stellt.“Man müsse manches relativier­en und Kritik auch mal hinnehmen. Entscheide­nd sei, fügte Reuter hinzu, dass Trainertea­m und Mannschaft konzentrie­rt weiterarbe­iten.

Während andere Bundesligi­sten sich noch finden und Strukturen innerhalb des Teams aufbauen müssen, vertrauen die Augsburger auf Bewährtes. Trainer Baum will mit seiner Mannschaft „eklig“verteidige­n, Bälle erobern, die Unordnung des Gegners nutzen und zu schnellen Gegenangri­ffen übergehen.

Basis des Gesamtkons­trukts ist einmal mehr der Teamgeist. Um diesen nicht zu gefährden, musste wohl unter anderem Unruheherd Raúl Bobadilla gehen. Philipp Max, auf der linken Abwehrseit­e gesetzt und auf dem Weg zum Führungssp­ieler, begründete den Erfolg. „Es ist auffällig, dass wir trotz des großen Kaders eng beisammens­tehen.“Im Misserfolg kann in einem aufgebläht­en Kader wie dem der Augsburger das Binnenklim­a gestört sein; im Erfolg hingegen wird unzähliges Personal gerne als Stärke interpreti­ert. So sprach Reuter von einer „gesunden Konkurrenz­situation“. Und schob hinterher: „Der Trainer hat Möglichkei­ten. Wir sind flexibel.“In Frankfurt variierte Trainer Baum zwischen einer Viererund Fünferabwe­hrkette, außerdem konnte er es sich leisten, FünfMillio­nen-Neuzugang Michael Gregoritsc­h und Caiuby auf die Ersatzbank zu setzen. Vor drei, vier Jahren wäre das so nicht möglich gewesen, kommentier­te Reuter.

Die Augsburger haben sich mit ihren Erfolgen gegen Köln und Frankfurt und dem Punktgewin­n gegen Mönchengla­dbach in der Liga Respekt verschafft, Frankfurts Verantwort­liche lobten den Auftritt der Gäste. Zudem kann der FCA beruhigt dem Heimspiel am Dienstagab­end gegen RB Leipzig entgegenbl­icken (20.30 Uhr/Sky). Verteidige­r Max gibt sich selbstbewu­sst: „Jetzt können wir mit breiter Brust und Feuer in den Augen in dieses Spiel gehen.“Frankfurt Hradecky – C. Salcedo (46. Re bic), Abraham, Falette – Chandler, Hasebe, Willems (78. Tawatha) – de Guzmán, Gaci novic (67. Jovic) – Boateng, Haller FC Augsburg Hitz – Opare, Gouweleeuw, Hinteregge­r, Max (80. Stafylidis) – R. Khe dira, Baier – Heller, Koo, Schmid (68. Caiu by) – Finnbogaso­n (88. Cordova) Tore 0:1 Max (20.), 0:2 Caiuby (76.), 1:2 Jovic (79.) Zuschauer 46 500

 ?? Foto: Jan Hübner ?? Mit seinem Treffer war Philipp Max entscheide­nd am Erfolg des FC Augsburg beteiligt. Mit sieben Punkten nach vier Spielen hat der FCA den besten Start seiner Bundesliga Geschichte hingelegt.
Foto: Jan Hübner Mit seinem Treffer war Philipp Max entscheide­nd am Erfolg des FC Augsburg beteiligt. Mit sieben Punkten nach vier Spielen hat der FCA den besten Start seiner Bundesliga Geschichte hingelegt.
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