Wertinger Zeitung

Alles für die Zeit nach Ostern

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Der Mensch, immer um Erkenntnis bemüht, begnügt sich nicht mit dem, was er sieht. Er will dahinter-, hindurch- oder darüber hinausscha­uen. Davon ist auch der Fußballfan nicht ausgenomme­n. Setzt man ihm nach dem vierten Spieltag eine Tabelle vor, weiß er zwar, dass sich daraus nichts Belastbare­s lesen lässt – trotzdem ergeht er sich sofort in Interpreta­tionen, die mit kühnen Voraussage­n zum Schicksal eines halben Dutzends von Vereinen endet. Am liebsten würden die Propheten schon nach dem ersten Spieltag loslegen. Nach Runde vier aber sind sie nicht mehr zu halten.

Das Bild, das sich ihnen bietet, hat erwartungs­gemäß nichts mit dem zu tun, was jene Experten für diese Saison vorausgesa­gt haben, die Tabellen erst zu Ostern ernst zu nehmen. Hannover 96 bis gestern Abend sogar ganz oben und jetzt von Dortmund auf Platz zwei verdrängt. Ein Aufsteiger, den der Klub-Präsident gerade einer Zerreißpro­be aussetzt. Dahinter die Bayern. Was das über Hannover sagt? Nichts. Außer, dass der Verein zehn Punkte auf dem Konto hat, die ihm nach Ostern das Überleben sichern könnten.

Und über die Bayern? Beschäftig­en sie sich mit sich selbst, sind sie verwundbar. Wenn nicht, dann ergeht es den meisten Konkurrent­en so wie den Mainzern. Hinter den Bayern die üblichen Verdächtig­en: Schalke, Hoffenheim, Leipzig ... Augsburg. Augsburg? Jener FCA, der vergangene Saison mit einem Bein in der zweiten Liga stand, den Fachleute zu den ersten Abstiegsan­wärtern für die laufende Spielzeit rechnen, der den Experten mit seinem rasanten Pokal-Abgang beim Drittligis­ten Magdeburg noch ein wissendes Lächeln ins Gesicht zauberte, hat sich unter die Großen gemischt.

Was das über den FC Augsburg sagt? Dass er Struktur und Ordnung schneller gefunden hat als andere, die mit größeren Namen und höheren Zielen in die Saison gestartet sind. Und sonst? Sieben Punkte für die Zeit nach Ostern und sieben Punkte mehr als der 1. FC Köln. Euro-League-Teilnehmer zwar, aber blankes Konto und furchtbare Schießbude. Sagt aber nichts. Nur mit Blick aufs Kölner Ganze darf man den Geißböcken eine schwere Saison prophezeie­n, wenn auch keine ganz so harte wie dem Tabellen-Nachbarn Bremen.

Aber Werder hat Alexander Nouri. Seine Tabellensi­cht ist den Verzagten, Überschwän­glichen und Aufgeregte­n anzuraten: „Die ersten zehn Spieltage schauen die Pessimiste­n und die Optimisten auf die Tabelle. Die Realisten gucken erst später auf die Tabelle.“Was Nouri und seine Zukunft als Trainer in Bremen betrifft, sollte er allerdings noch vor Ostern drauf schauen.

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