Wertinger Zeitung

Robbens Botschaft

Der Holländer macht sich nach dem Spiel gegen Mainz für die zuletzt umstritten­en Kollegen Müller und Ribéry stark. War der glänzende 4:0-Erfolg ein Münchner Wendepunkt?

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München Arjen Robben nutzte den tollen Wiesn-Start des FC Bayern, um seinem Trainer deutliche Botschafte­n zu übermittel­n. Als der rasende Holländer den wehrlosen Mainzern beim noch viel zu niedrigen 4:0 sein Tor zum 2:0-Pausenstan­d eingeschen­kt hatte, lief er demonstrat­iv zur Bayern-Bank und jubelte mit Franck Ribéry, dem vermeintli­ch bösen Buben des Anderlecht-Spiels. Und nach der energiegel­adenen Offensivda­rbietung hielt Robben auch noch ein bemerkensw­ertes Plädoyer für Fußball-Weltmeiste­r Thomas Müller, dessen Qualitäten bei Carlo Ancelotti nicht ständig angesagt sind.

Mit Müller als viertem Offensivak­teur lief es vorne deutlich besser als mit Ancelottis Wunschspie­ler James Rodríguez beim faden Heimsieg gegen Anderlecht in der Champions League. „Das war vielleicht auch der Schlüssel. Mit Thomas hast du viel mehr Bewegung. Er ist wie ein zweiter Stürmer. Er geht in die Lücke, er geht in die Tiefe, er macht Raum für andere und reißt Lücken auf“, argumentie­rte Robben: „Es hat nichts mit anderen zu tun. Aber wenn er auf dem Platz steht, spiele ich auch besser. Mit Thomas funktionie­rt das immer gut.“

Es fluppte zum Auftakt des Oktoberfes­tes, bei dem die Bayern traditione­ll in Baller- und Siegeslaun­e sind. Alle vier Tore gingen auf das Konto von Müller, Robben und Robert Lewandowsk­i, der im 100. Ligaspiel für den Rekordmeis­ter seine Treffer 81 und 82 erzielte. „Wir haben mehr als Einheit agiert und hatten große Lust, ein Zeichen zu setzen“, resümierte ein starker Müller sichtlich zufrieden.

War’s nur eine Momentaufn­ahme? Oder war es ein Wendepunkt, die Wiederentd­eckung des Spielwitze­s und des Teamworks? „Wir haben wieder unseren Fußball gespielt“, sagte Lewandowsk­i. „Es war das beste Spiel bisher von uns“, sagte der an allen Toren beteiligte Joshua Kimmich. „Wir haben zum falschen Zeitpunkt gegen Bayern gespielt“, haderte der Mainzer Trainer Sandro Schwarz.

Das Münchner Team hatte sein Geschick selbst in die Hand genommen. „Es bringt uns nichts, immer weiter Unruhe zu stiften“, bemerkte Müller. Kollektiv hoben die Stars die Bedeutung interner Gesprächsr­unden hervor. Die Körperspra­che stimmte wieder – es gab auf dem Platz wieder ein Mit- und Füreinande­r. „Wir Führungssp­ieler stehen in der Pflicht. Wir müssen Verantwort­ung übernehmen. Da spricht man öfter darüber, an welchen Stellschra­uben man drehen muss“, erzählte Kapitän Manuel Neuer. Die Alten, die Profis mit der BayernDNA, rück(t)en in unruhigen Zeiten zusammen.

Das war die Botschaft des Tages. Darum sprintete Robben nach seinem Tor über den halben Platz, um vor der Trainerban­k für jeden im Stadion sichtbar mit Franck Ribéry zu jubeln. Der Franzose kam nach wütenden Trikotwurf nach seiner Auswechslu­ng gegen Anderlecht diesmal nur als Einwechsel­spieler zum Zuge. „Das war auch ein Zeichen“, gab Robben zu – wohl auch eines an Ancelotti. Der 33-jährige Robben solidarisi­erte sich mit dem ein Jahr älteren Franzosen. Seit acht Jahren spielen „Rib“und „Rob“beim FC Bayern, auch der früher immer spielende Müller ist so lange dabei.

Ein Herz und eine Seele waren Robben und Ribéry nicht immer, aber die großen Bayern-Erfolge der letzten Jahre tragen auch ihre Namen. „Mit dieser Auswechslu­ng war viel los“, sagte Robben über Ribérys Frustaktio­n, „aber er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns. Wenn wir Titel gewinnen wollen, brauchen wir einen Ribéry.“

Ancelotti sollte Robbens Werben für Ribéry und Müller zu denken geben. Der Italiener lobte das Ofseinem fensivspie­l allgemein und nicht namentlich. „Wenn wir uns vorne gut bewegen, können wir mehr steil spielen und gefährlich­er sein“, sagte Ancelotti. „Relevant ist, wie wir gespielt haben“, meinte Mats Hummels, auch wenn der Gegner nur Mainz hieß – nicht Paris Saint-Germain, wie schon in Kürze in der Champions League. „Wir müssen den Schwung und den Spielwitz in die nächsten Partien mitnehmen“, sagte Müller. Schon am Dienstag „geht es mit einer schweren Aufgabe auf Schalke weiter“, erinnerte Hummels.

„Wir haben zum falschen Zeitpunkt gegen die Bayern gespielt.“ Der Mainzer Trainer Sandro Schwarz

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Foto: Renate Feil, mis Arjen Robben hebt den Ball über René Adler hinweg zum 2:0 ins Mainzer Tor. Schon beim 1:0 durch Thomas Müller hatte der Hol länder entscheide­nd seine Beine im Spiel gehabt.

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