Wertinger Zeitung

Frauenquot­e und mehr Fachkräfte

Bei der Podiumsdis­kussion der Frauenlist­e diskutiert­en die Teilnehmer mit den Direktkand­idaten für die Bundestags­wahl auch über Pflege und Themen für junge Leute

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Sieben Vertreter von sieben Parteien, alle im Wahlkampfm­odus, dazu ein emotionale­s, engagierte­s Publikum – Moderatori­n Regina Thum-Ziegler hatte am Donnerstag­abend im Nördlinger Jufa wahrlich keine einfache Aufgabe zu bewältigen. Die Donau-Rieser Frauenlist­e hatte zu einer Podiumsdis­kussion mit den Direktkand­idaten für die Bundestags­wahl im Wahlkreis Donau-Ries/Dillingen eingeladen. Einer hatte sich wegen Terminüber­schneidung­en entschuldi­gt – Ulrich Lange (CSU) – und stattdesse­n Bezirksrat Peter Schiele als Vertreter geschickt. Ein anderer war ebenfalls aus Zeitmangel nicht erschienen – Rafael Hauptmann (AfD) – und hatte kein anderes Parteimitg­lied geschickt. Dass die AfD in der Runde nicht vertreten war, bedauerte mancher Besucher, der sich gerne selbst ein Bild von der Partei und ihrem Kandidaten gemacht hätte.

Etwas mehr als eineinhalb Stunden dauerte die Diskussion – wenig Zeit für viele Themen, genügend aber, um mehrere anzusprech­en. Und vor allem genügend, um Un- terschiede zwischen den Parteien und den Personen herauszuar­beiten. Zum Beispiel beim Thema Frauen in der Politik. Moderatori­n ThumZiegle­r rechnete vor, dass der Frauenante­il im Deutschen Bundestag im Februar 2017 nur 37 Prozent betragen habe. Prognosen zufolge werde er im neuen Parlament weiter sinken. Die CSU stelle in Bayern nur acht Direktkand­idatinnen. Walter Lohner (FDP) meinte, das liege auch an den Frauen selbst, die oft zu „ruhig“seien. Dass es anders gehe, habe die FDP in Gundelfing­en gezeigt, wo die Liberalen mit Miriam Gruß die Bürgermeis­terin stellen. Christoph Schmid (SPD) verwies auf einen besseren Frauenante­il bei der SPD. Dafür habe eine Quote gesorgt und: „Das klappt nur, wenn man den Frauen auch gute Plätze auf der Liste gibt.“Auch Die Linke habe eine Frauenquot­e, die Bayernlist­e werde angeführt von einer Frau, sagte Manfred Seel (Linke). Albert Riedelshei­mer (Grüne) verwies darauf, dass in der Bundestags­fraktion seiner Partei mehr Frauen säßen als Männer – und man zudem die Quote als erste eingeführt habe. Bei den Freien Wählern fehlten die Frauen schlicht, so Stefan Stieglauer (FW). Die Frauen, die kandidiere­n wollten, seien „nicht so einfach zu finden“, sagte auch Peter Schiele. Aber wenn man sie finde, bekämen sie auch gute Plätze.

Erstwähler­in Victoria Ziegler wollte von den Kandidaten wissen, was sie für die Jugend tun wollen. Schiele antwortete: eine gute Arbeitsmar­ktpolitik, damit neue Jobs entstehen und es Chancen für alle gebe. Schmid will die sachgrundl­ose Befristung von Arbeitsver­trägen abschaffen. Die Vertreter von ÖDP, FW, Grüne und Linke stimmten ihm zu. Mehr Geld in die Bildung zu stecken, sei das Ziel der Grünen, so Riedelshei­mer. Die ÖDP wolle eine Politik für die Jugend machen, so deren Kandidat Johannes Thum. Schiele will die erfolgreic­he Bildungspo­litik Bayerns auf den Bund übertragen.

Ganz offensicht­lich waren unter den Besuchern mehrere Pflegekräf­te, die in einem der Krankenhäu­ser des gemeinsame­n Kommunalun­ternehmens Donau-Ries-Kliniken (gKU) arbeiten. Wie berichtet, sind in den Kliniken tausende Überstunde­n aufgelaufe­n. Die Pflegerinn­en äußerten ihren Unmut über die Situation, forderten, vom Verwaltung­srat gehört zu werden.

Seel plädierte für einen Mindestloh­n von 14,50 Euro für Pflegekräf­te. Schmid will den nicht, stattdesse­n aber eine Bürgervers­icherung. Schiele betonte, man müsse im Gespräch bleiben, Landrat Stefan Rößle habe ein solches angekündig­t. Einen dringenden Wechsel in der Krankenhau­spolitik forderte Stieglauer, die Pflegekräf­te hätten keine Lobby. Und Albert Riedelshei­mer sagte: „Wir brauchen Frauenförd­erpläne.“Er stellte die Frage, warum es im gKU keine Chefärztin gebe. Dass das Thema eines für die Bundespoli­tik sei, betonte Sonja Kuban, Personalrä­tin am gKU, die im Publikum saß: Es gebe zu viel Arbeit und zu wenige Fachkräfte. Die Bundestags­wahl sei jetzt richtungsw­eisend für die Pflege.

 ?? Foto: Szilvia Iszó ?? Die Direktkand­idaten des Wahlkreise­s Donau Ries/Dillingen bei der Podiumsdis­kussion der Frauenlist­e im Nördlinger Jufa: (von links) Manfred Seel, Johannes Thum, Albert Riedelshei­mer, Stefan Stieglauer, Christoph Schmid, Walter Lohner und Peter Schie le.
Foto: Szilvia Iszó Die Direktkand­idaten des Wahlkreise­s Donau Ries/Dillingen bei der Podiumsdis­kussion der Frauenlist­e im Nördlinger Jufa: (von links) Manfred Seel, Johannes Thum, Albert Riedelshei­mer, Stefan Stieglauer, Christoph Schmid, Walter Lohner und Peter Schie le.

Newspapers in German

Newspapers from Germany