Angst vor weiteren Attacken in Maisfeldern
Ein Unbekannter präpariert Pflanzen und beschädigt damit Häcksler. Auch im Landkreis Augsburg gab es in den vergangenen Jahren immer wieder ähnliche Fälle. Die Polizei rät: Verdächtiges sofort melden
Bei vielen Landwirten geht jetzt die Angst um: In Rain gab es in den vergangenen Tagen mehrfach Anschläge auf Maishäcksler. Ein Unbekannter hatte mit Kabelbindern Metallstücke an Pflanzen befestigt, die dann den Messerbereich und die Maschine demolierten. Es blieb bei Sachschäden – zum Glück. Denn die herumfetzenden Teile könnten auch eine tödliche Wucht entfalten, den Häckslerschacht wie Geschosse durchschlagen und den Fahrer in seiner Kabine treffen. „Man hat immer ein ungutes Gefühl“, sagt der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Martin Mayr.
Zur Gefahr kommt der wirtschaftliche Schaden, der entstehen kann. Landwirt Martin Mayr schätzt: 30 000 bis 40 000 Euro kann es je nach Fall kosten, Messer und Aggregat auszutauschen. In Rain wird der Schaden an Vorpresswalze und im Messerbereich auf rund 20 000 Euro geschätzt.
In einem Maisfeld in der Bayerdillinger Straße hatte ein Unbekannter mittels Kabelbinder ein Metallstück an einem Pflanzenstamm derart befestigt, dass dieses beim Häckseln von der Maschine erfasst wurde. Von der Ausführung her besteht ein Zusammenhang mit Vorfällen auf drei Feldern im Bereich Niederschönenfeld. Dort hatte ein Unbekannter zwischen 1. und 11. September ebenfalls Eisen an den Pflanzenstämmen befestigt. Dadurch wurde das Schneidwerk eines Häckslers beschädigt und der Futtermais durch Splitter unbrauchbar gemacht. Ein Metallstück wurde rechtzeitig entdeckt: Es handelte sich um ein etwa 16 auf 6 Zentimeter großes Flachblech aus Edelstahl, welches offensichtlich in einem Schraubstock der Länge nach zu einem „U“gebogen wurde. Auf der Innenseite des Metallstückes befand sich noch eine Schutzfolie. Das so präparierte Blech war mit zwei Kabelbindern an der Maispflanze befestigt. Schäden soll es in den vergangenen Jahren auch im Landkreis Augsburg gegeben haben, weiß Kreisobmann Martin Mayr aus Kutzenhausen. Bei den Polizeiinspektionen wurden sie allerdings nicht gemeldet. Aus Angst? Viele Landwirte haben Angst, dass es durch eine Berichterstattung in den Medien zu weiteren Vorfällen kommt. Thema Nachahmer: Gerhard Ringer, der frühere BBV-Obmann, hält es für möglich, dass sich jetzt weitere Unbekannte angespornt fühlen.
Diese Angst will die Polizei nehmen: Für sie ist die Berichterstattung eine wichtige Möglichkeit, um für das Thema zu sensibilisieren. „Wir müssen darauf aufmerksam machen“, sagt Polizeihauptkommissar Siegfried Hartmann vom Polizeipräsidium Schwaben Nord. Nur wenn die Menschen davon erfahren, werden sie auch aufmerksam und können dann ihre Wahrnehmungen an die Polizei weitergeben. Hartmann rät, sofort die 110 zu wählen, statt erst lange nach der Telefonnummer der nächsten Dienststelle zu suchen. So lasse sich wichtige Zeit gewinnen.
Hinweise sofort unter der 110 an die Polizei weitergeben
Auch für Raimund Pauli, den Leiter der Polizeiinspektion Zusmarshausen, seien Hinweise enorm wichtig. „Wir sind darauf angewiesen, um in der Ermittlungsarbeit weiterzukommen“, sagt er. Und: „Wir sind generell über jeden Hinweis aus der Bevölkerung dankbar.“Die Beobachtungen hätten zwar unterschiedliche Qualität für die Beamten. Doch davon sollte sich niemand abschrecken lassen: Wichtig sei, dass Bürger nicht drei Schritte vorausdenken, sondern sich von ihrem Bauchgefühl leiten lassen. Pauli: „Jeder, dem etwas komisch vorkommt, sollte sofort bei uns anrufen.“
Die Polizei in Rain warnt mittlerweile offensiv Landwirte, bei der Maisernte aufzupassen: Es müsse damit gerechnet werden, dass weitere Felder präpariert werden. Gerhard Ringler schüttelt den Kopf: „Das ist eine wirklich gemeine Sache.“Niemand wisse, was hinter den Anschlägen stecke und was die Unbekannten antreibe. „Vielleicht persönliche Feindschaften. Oder die Lust an der Zerstörung, wie bei Menschen, die Steine von der Brücke auf die Autobahn werfen.“
In jedem Fall handele es sich um Straftaten, erklärt Gerhard Miehle von der Polizeiinspektion in Gersthofen. Je nach Höhe des Schadens lande der Fall bei der Staatsanwaltsanwaltschaft.