Die AfD wird zweitstärkste Partei in der Region
Die Rechtspopulisten verdrängen die SPD bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Donau-Ries auf Platz drei. Beteiligt daran ist der Kreis Dillingen. Hier hat die Alternative für Deutschland im Wahlkreis am besten abgeschnitten
Nordschwaben Als am Sonntagabend bei der Wahlparty im Dillinger Landratsamt die ersten Ergebnisse einliefen, war einigen Politikern die Bestürzung deutlich anzumerken. Landrat Leo Schrell etwa und der von der SPD nominierte Lauinger Bürgermeister Wolfgang Schenk kamen vor allem wegen der Resultate der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) ins Grübeln. „Wahlen sind kein Wunschkonzert“, sagte FW-Politiker Schrell, der bis zur Landratswahl 2004 der CSU angehörte. Auch wenn er sich selbst ein anderes Ergebnis gewünscht hätte, müsse nun die Entscheidung der Wähler respektiert werden.
Im Wahlkreis Donau-Ries, zu dem auch der Landkreis Dillingen und Teile des Kreises AichachFriedberg gehören, hat es ein politisches Erdbeben gegeben. Die AfD fuhr im Wahlkreis 14,7 Prozent Zweitstimmen ein und rangiert damit vor der SPD, die in der Region nur auf 13,8 Prozent kam. Maßgeblich zum Erfolg der Rechtspopulisten trugen die Wähler im Landkreis Dillingen bei. Denn hier erhielt die AfD 16,6 Prozent bei den Zweitstimmen, die SPD errang dagegen nur 13,4 Prozent. Auch in den Kommunen aus dem Kreis AichachFriedberg lag die Alternative für Deutschland mit 15,5 Prozent deut- lich vor den Sozialdemokraten, die nur 9,2 Prozent Zweitstimmen erhielten. Im Landkreis Donau-Ries allein lagen die Sozialdemokraten mit 14,9 Prozent vor der Alternative für Deutschland (13,2 Prozent).
Die Spitzenergebnisse in der Region fuhr die AfD im Kreis Dillingen in Blindheim und Syrgenstein mit jeweils 20,9 Prozent ein. In Todtenweis (Aichach-Friedberg) waren es 20,5 Prozent. Und in Fünfstetten wählten ebenfalls 20,0 Prozent AfD. Auffällig sind die Ergebnisse in den Städten des Kreises Dillingen, die meist höher als in den Städten im Donau-Ries-Kreis sind: In Gundelfingen wählten 15,7 Prozent AfD, in Lauingen 16,3 Prozent, in Dillingen 16,8 Prozent, in Höchstädt 18,8 Prozent und in Wertingen 14,5 Prozent. In Rain erhielt die Alternative für Deutschland 15,0 Prozent, in Donauwörth 14,1 Prozent, in Harburg 13,1 Prozent, in Monheim 15,2 Prozent, in Wemding 10,1 Prozent, in Nördlingen 11,3 Prozent und in Oettingen 10,5 Prozent.
Der Dillinger SPD-Unterbezirksvorsitzende Dietmar Bulling sprach von einem „bitteren Moment“, dass die Sozialdemokraten auf Rang drei abgerutscht sind. Dies sei aber in mehreren Wahlkreisen in Südbayern passiert. „Es ist erschreckend, dass eine rechtsextreme Partei so viele Stimmen bekommt.“Durch eine „gute, konstruktive Sachpolitik“müssten jetzt die Protestwähler zurückgewonnen werden. CSU-Kreisvorsitzender Georg Winter erinnerte daran, dass bei der Europawahl 1989 die rechtsgerichteten Republikaner im Landkreis Dillingen große Erfolge gefeiert haben. Der Landtagsabgeordnete fordert ebenfalls die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD ein. „Da sind viele Protestwähler dabei, die wir zurückgewinnen müssen.“FDP-Kreisvorsitzender Alois Jäger riet dazu, das Wahlergebnis zu akzeptieren. Jetzt folge eine vierjährige politische Arbeit. „Und da wird sich zeigen, dass die AfD auf vielen politischen Feldern nicht gut aufgestellt ist.“Grünen-Kreissprecherin Heidi Terpoorten war anfangs über das Abschneiden der AfD bestürzt. „Die Regierungsparteien haben eine Quittung bekommen, viele Menschen fühlten sich nicht mitgenommen.“Nun gelte es, Ruhe zu bewahren und eine sachorientierte Politik zu machen. Linke-Kreisvorsitzender Manfred Seel sprach von einem „verheerenden Ergebnis“, weil die AfD die demokratischen Spielregeln verletze: „Deren Tonlage erinnert mich an eine Zeit, die wir nicht mehr haben wollen.“Ekkehard Lehmann, AfD-Kreisverbandsvorsitzender, sagte, dass es ein „ganzes Bündel an Themen“gebe, das seine Partei anpacken wolle, allen voran das „Versagen der Kanzlerin in der Flüchtlingskrise“. Kommentar