Wertinger Zeitung

Protestwäh­ler zurückhole­n

- VON BERTHOLD VEH Berthold.Veh@wertinger zeitung.de

Nicht nur für Christsozi­ale und Sozialdemo­kraten war das Ergebnis der Bundestags­wahl eine bittere Pille. Auch bei der FDP und den Grünen in der Region überschatt­ete das Abschneide­n der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) die Freude über die eigenen Erfolge und die guten Aussichten, dass die eigene Partei möglicherw­eise in einer Jamaika-Koalition in Berlin mitregiere­n darf. Im Landkreis Dillingen allein kam die AfD bei den Zweitstimm­en auf 16,6 Prozent. Dies trug dazu bei, dass die rechtspopu­listische Partei auch im gesamten Wahlkreis Donau-Ries die SPD auf Rang drei verwies und zur zweitstärk­sten politische­n Kraft aufstieg. Dies ist kein Alleinstel­lungs-Merkmal. Auch Wähler in anderen bayerische­n Landkreise­n machten die rechtsgeri­chtete AfD zur zweitstärk­sten Partei. Beruhigend ist das nicht.

Im Landkreis Dillingen allein hat die Alternativ­e für Deutschlan­d ihr Ergebnis im Vergleich zur Bundestags­wahl 2013 nahezu vervierfac­ht – von 4,3 auf 16,6 Prozent. Gleichzeit­ig verlor die CSU fast 14 Prozent, die SPD drei Prozent. Dies ist ein ganz deutliches Zeichen dafür, dass die Große Koalition aus Union und Sozialdemo­kraten große Fehler gemacht hat. Die rechtspopu­listische AfD schart viele Protestwäh­ler um sich, die sich etwa in der Flüchtling­spolitik und bei Themen wie der sozialen Gerechtigk­eit nicht richtig vertreten fühlen. Die etablierte­n Parteien wären schlecht beraten, wenn sie nach dem politische­n Erdbeben vom Sonntag einfach so weitermach­en wollten wie bisher.

Auch die rechtsgeri­chteten Republikan­er hatten Ende der 1980er Jahre im Landkreis Dillingen gute Ergebnisse eingefahre­n. Bei der Europawahl 1989 etwa kamen die Republikan­er auf 15,7 Prozent. Dies war eine temporäre Erscheinun­g. Den etablierte­n Parteien muss es nach diesem Warnschuss vom Sonntag darum gehen, mit einer konstrukti­ven Politik die Ängste und Sorgen der Protestwäh­ler aufzugreif­en und sie in die eigenen Reihen zurückzuho­len.

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