Betreut, aber selbstständig leben
Die Seniorenwohnanlage „Sinfonie“gibt es seit 20 Jahren. Die Anlage war zur Zeit ihres Entstehens ein Wagnis. Heute sind die Bewohner froh, dass sich hier wenig ändert
Wertingen Gemütlich sitzen viele Senioren am Freitagnachmittag bei Kaffee, Kuchen und einem Gläschen alkoholfreien Sekt beisammen. Die Stimmung ist sehr gut und steigt noch mehr, als Hans Täuber anfängt, bekannte Volkslieder auf seiner Ziehharmonika zu spielen. Grund für dieses kleine, aber herzliche Fest ist das 20-jährige Bestehen der Seniorenwohnanlage „Sinfonie“in der Wertinger Mozartstraße.
„Betreutes Wohnen ist vor 20 Jahren ein echtes Abenteuer gewesen“, sagt Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier. Denn der Bau der Seniorenresidenz, der insgesamt zehn Millionen Mark kostete, sei mit vielen Risiken verbunden gewesen. Man habe nicht gewusst, ob solch eine Anlage wirklich benötigt und auch angenommen werde. Doch sie habe sich in den letzten Jahren sehr bewährt und vielen Menschen eine neue Heimat geschaffen, sagt Lehmeier.
Die Seniorenwohnanlage Sinfonie besteht aus fünf zusammenhängenden Gebäuden, in denen insgesamt 60 barrierefreie und behindertengerechte Wohnungen untergebracht sind. Hier können die Bewohner selbstständig wohnen und je nach Bedarf versorgt werden. „Selbstständig leben und die benötigte Hilfe annehmen, das ist unser Leitfaden“, sagt Walter Schwarzmann von der Hausverwaltung der Sinfonie. Auch Josef Scheurle, einer der beiden damaligen Bauträger, ist stolz und blickt auf „20 Jahre einwandfreie Betreuung“zurück. Für diese ist und war von Anfang an die Arbeiterwohlfahrt (AWO) zuständig. Außerdem gibt es ein vielfältiges Freizeitangebot für die Bewohner der Sinfonie. Ob Gruppenstunden, kostenlose Fahrten in die Wertinger Innenstadt oder die zahlreichen Feste das ganze Jahr über, den Senioren wird hier einiges geboten. „Leben bedeutet mehr, als nur versorgt zu sein“, sagt Josef Scheurle. Wegen der vielen Angebote, aber auch der Lage und des schönen, parkähnlichen Gartens, hält Scheurle die Sinfonie für eine beispielhafte Wohnalternative im Alter.
Dem kann Gertraud Pfeiffenberger nur zustimmen. Seit vier Jahren lebt die 77-Jährige in der Sinfonie. Ihr gefällt es hier sehr gut: „Die Lage hier oben auf dem Hügel ist besonders schön“, findet sie. Aber auch die Wohnung und der angrenzende Garten gefallen ihr. Toll findet sie die Gruppenstunden, in denen gemeinsam gebastelt wird. Doch Gertraud Pfeiffenberger fahre auch gerne mit dem kostenlosen Busdienst in die Stadt, um dort zum Einkaufen oder in ein Café zu gehen. „Es ist alles passend hier“, sagt sie. Das findet auch Irmgard Reinhardt. Die 63-jährige Rollstuhlfahrerin ist im Juni 1997 mit ihrem Mann in eine der Wohnungen der Sinfonie eingezogen und war somit die erste Bewohnerin der Anlage. „Es ist schön hier, ich kann nicht klagen“, sagt die gebürtige Münchnerin. Seit der Eröffnung habe sich zum Glück nichts an der Anlage und an der Betreuung verändert, sagt sie. Besonders gut gefällt ihr an der Sinfonie, dass sie hier selbstständig leben, jedoch zu jeder Tages- und Nachtzeit um Hilfe bitten könne: „Ich will nie mehr hier weg!“