Wohin mit den Blätter Bergen?
Der goldene Herbst bedeutet für viele Menschen im Landkreis auch viel Arbeit
Landkreis Fast 30 Kilogramm Blätter wirft eine durchschnittliche Buche im Herbst ab. Als Trockenmasse. Nass wiegt das Laub noch viel mehr: Pro Kubikmeter etwa 400 Kilogramm. So schön der farbenprächtige Herbst ist, er macht doch auch viel Arbeit. Wolfgang Stricker, der Leiter des Bauhofs in Gundelfingen betrachtet den bunten Blätterregen, den deutsche Dichter wie Rilke, Mörike und Storm einst betexteten, von einer eher nüchternen Warte aus: „Am meisten Schmutz bescheren uns die Birken.“Viele seiner Kollegen in den Kommunen zwischen Syrgenstein und Buttenwiesen sind seit Tagen im Einsatz: Die Mitarbeiter der Bau- und Betriebshöfe in Städten wie Gemeinden greifen statt zu Feder und Füller zu Rechen, Laubsaugern und Räummaschinen, um dem täglich wachsenden Blätterwald auf Gehwegen, Straßen und öffentlichen Plätzen Herr zu werden.
Eine im wahrsten Sinne des Wortes Schwerstarbeit für die fleißigen Mitarbeiter der Räumdienste, die nun wieder in ihren orange leuch- Kombis unterwegs sind. Denn die vielfarbige Last hat es in sich. „Jede Saison kommen bei uns rund 100 Lastwagen-Ladungen zusammen“, schätzt Bauhofchef Stricker. Weil die Transporter rund zehn Kubikmeter beiseiteschaffen können, summieren sich die Blätterreste in Gundelfingen allein auf etwa 1000 Kubikmeter. Das ist das Volumen von rund 5000 Badewannen.
Lieber in Zahlen statt in Versen behandelt auch Gerhard Wiedemann das Thema Laub, in dem so gerne kleine Kinder „baden“. Der Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes Nordschwaben (AWV) in Donauwörth ist für die beiden Landkreise Dillingen an der Donau und Donau-Ries zuständig. Als Werkleiter managt er die Entsorgung und Verwertung der abgeworfenen Baumreste. Von den 8000 Tonnen Grünabfall in beiden Regionen gehen allein 1000 Tonnen auf das Konto des Laubs, das sich laut Wolfgang Stricker aus Gundelfingen wegen der warmen und trockenen Witterung heuer früher als sonst auf die mitunter geräuschvolle Reise nach unten gemacht hat. Das passiert, weil der Baum mangels Was- sein Überleben durch den Abwurf sicherstellt. Die Produkte dieses biologischen Prozesses landen irgendwann bei den Grünsammelstellen in Dillingen, Gundelfingen, Lauingen, Wertingen, Höchstädt, Buttenwiesen und Bissingen. Noch mal 1000 Tonnen der natürlichen Ware kommt über die braunen Biotonnen zusammen, die laut AWV-Manager wegen der verstärkten Fallaktivitäten zurzeit sogar wöchentlich geleert werden.
Mit Gewichts-Tonnen kennt sich Eduard Berchtenbreiter ebenso gut aus. Er führt in Dillingen eine der größten Kompostieranlagen des Landkreises. Dort werden Baumpflanzen und Mähgut gesammelt, nach holzartigen und nicht holzartigen Abfällen sortiert und schließlich unter Druck und großer Hitze verarbeitet. Am Ende steht ein wertvoller Dünger für den Hausgarten. Zu den „Kunden“zählen neben Lebenshilfe und Privatgärtlern auch der Landkreis Dillingen.
Dort kümmert sich Tiefbauamtsleiter Roman Bauer darum, dass sich an seinen 233 Kilometern Kreisstraße das bunte Laub nicht zu sehr ausbreitet: „Wir müssen aufpassen, datenden mit Mulden und Gräben zur Entwässerung nicht verstopfen.“Mit bis zu 40 Kubikmetern pro Jahr hält sich das Laub-Aufkommen in Grenzen: „Bei den Gemeinden fällt da viel mehr an.“Wie recht Bauer hat, zeigt sich in diesen Tagen des wahrhaft goldenen Herbstes insbesondere in Wertingen. So sind die Männer und Frauen um den stellvertretenden Betriebshofleiter Reinhard Gribl fast pausenlos im schweißtreibenden Einsatz gegen den Blätterfall. Mitarbeiter Richard Keiß mit seiner Saugmaschine genauso wie Margareta Gschwilm, die mit schwerem Gerät am Rücken der aufgestauten Pflanzenschicht am Friedhof effektvoll zu Leibe rückt. Ihr Laubbläser, einer von insgesamt fünf, leistet je nach Untergrund, Laubart und Feuchtigkeit ungefähr so viel wie drei bis zehn Stadtangestellte mit Rechen.
Unter den mächtigen Kastanienbäumen wie in der Zusamstadt helfen teils Privatleute freiwillig mit. Über so ein Engagement freut sich auch Gundelfingens Bauhofchef Stricker: „Manche Leute lieben unsere Stadt so sehr, dass sie an öffentlichen Plätzen das Zeug zusammensernachschub kehren und wir das dann abholen.“Dafür revanchiert man sich mit der gründlichen Säuberung von Fußund Radwegen und „auch mal einer Nordic-Walking-Strecke, damit nichts passiert“.
Auf Nummer sicher zu gehen rät Katharina von Rönn, Sprecherin der Polizeiinspektion Dillingen, vor allem den Autofahrern. Zwar hat es in den vergangenen zwei Jahren nur einen Unfall gegeben, bei dem ein
Liebe Autofahrer, denkt an den Reifenwechsel
Fahrzeug auf dem Blätterbelag in einer Kurve ausrutschte und ein Verkehrsschild umfuhr. Zudem seien die meisten Fahrbahnen im Kreis „gut in Schuss.“Allerdings weiß die Polizeihauptmeisterin um die Risiken und Gefahren dieser Jahreszeit: „Man sollte zur besseren Sicht und dem Funktionieren der Scheibenwischer das Laub entfernen und seine Fahrweise den Umständen entsprechend anpassen.“Und: „Freunden Sie sich bitte langsam mit dem Gedanken an, auf Winterreifen umzustellen.“