Mit dem Madlon geht es weiter
Anita und Jochen Caesmann, die das Wertinger Café in fünfter Generation führen, haben vorerst sonntags den Betrieb eingestellt. Das sei eine vorübergehende Maßnahme, da Fachkräfte fehlten. Denn sonst gebe es nichts zu klagen
Sonntags wird in naher Zukunft der Betrieb im Wertinger Traditionshaus ruhen. Doch sonst berichten die Inhaber viel Positives.
Wertingen Jochen Caesmann schreitet durch das Obergeschoss des Wertinger Cafés Madlon – und fordert dabei auf, auch auf die Geräusche zu achten. Vor allem auf das Geräusch, das der Boden unter den Füßen der Besucher macht. Er knarzt leicht. „Die Leute schätzen uns, weil wir den Charakter dieses Cafés stets bewahrt haben“, sagt der Konditormeister. Mit „wir“meint er sich selbst und seine Frau Anita – in mittlerweile fünfter Generation führen die beiden die Geschäfte des Kaffeehauses, das 1861 gebaut wurde. Von dem sagt Jochen Caesmann: „Das Madlon steht für Wertingen.“
Im Moment sieht sich das Ehepaar allerdings mit einer Herausforderung konfrontiert: Es fehlt an Fachkräften. Deshalb haben die Caesmanns den Betrieb in der Woche um vier Stunden verringert: Sonntags bleibt das Madlon zu.
Das sei jedoch eine Anpassungsmaßnahme an eine vorübergehende Schwankung in der Personalsituation. Und nichts weiter, sagen die Caesmanns. „Uns geht es gut hier, wir werden geschätzt, haben zahlreiche Stammkunden. Ein Herr kommt seit 40 Jahren täglich in dieses Haus“, sagt Anita Caesmann. Und ergänzt mit Nachdruck: „Wir machen weiter!“Gerüchte, dass das Madlon bald den Betrieb einstellt, nennt Jochen Caesmann „gegenstandslos“.
Die Zeiten seien in vielerlei Hinsicht schnelllebiger geworden. Doch dem Zeitgeist brauchten sich die Konditoren nicht immer zu unterwerfen. Caesmann grenzt seinen Konditorenberuf klar zur Filialproduktion ab, wie sie in der Region beispielsweise von Ihle betrieben wird. „Bei uns ist alles, was wir verkaufen, von Hand gemacht. Und von diesem Standard werden wir keinen Zentimeter abweichen“, sagt der Konditor.
Diese Handarbeit bedeutet aber auch, gerade am Wochenende, äußerst gewöhnungsbedürftige Arbeitszeiten. Um 2.30 Uhr nachts wird Caesmann da aus dem Bett geklingelt, um 3 Uhr beginnt die Arbeit. In den Augen der Caesmanns ist das eine Tatsache, die bei den Bewerbern die Spreu vom Weizen trennt. Man brauche dann eine Hingabe zum Handwerk, wenn Freitagabend nicht mit den Freunden ins Wochenende starten kann, sondern sich auf einen harten Arbeitstag einstellen muss.
Isabell Zikeli fand vor sieben Jahren, dass es in Wertingen noch Platz für ein weiteres Café gegeben hatte – also eröffnete sie „Isas’s Café. Sie verfolgt nach eigenen Angaben einen anderen Ansatz als das Wertinger Traditionshaus.
Die Einrichtung, das Angebot und das Konzept sind modern. „Bei uns backen Hausfrauen eher nach ‚Omas Rezept‘“, sagt die Inhaberin und lacht. Dabei werden auch mal ausgefallene Kuchenkreationen über die Theke gereicht. Und gebacken wird nur mit Dinkelmehl, oft auch komplett ohne tierische Produkte.
In direkter Konkurrenz zum Madlon oder auch zu Ihle sieht sich Zikeli nicht. „Jeder hat hier so seine Nische, da nimmt sich meiner Meinung nach niemand etwas weg“, sagt sie.
Und es gehe ja allen sehr gut, unterm Strich. Zikeli sieht seit jeher eine Stärke beim eigenen Frühman stücksgeschäft – „da kommen nach wie vor sehr viele Leute“, sagt sie.
An Kundschaft mangele es sicher nicht in der kleinen Zusamstadt, die sich nach Ansicht Zikelis in den vergangenen Jahren „sehr gemacht“hat. Auch Besucher von weiter weg kehren ihrer Erfahrung nach gern in Wertingen auf einen Kaffee mit einem Stück Kuchen im schönen Ambiente ein.
Auch die Caesmanns sehen das Fundament ihres Berufs nicht wackeln. Die derzeitigen Schwierigkeiten seien nichts allzu Ungewöhnliches – schon vor ein paar Jahren musste der Betrieb wegen Personalmangel etwas gedrosselt werden. Es sei kein genereller Abwärtstrend auszumachen – vielmehr kämpfe das Handwerk insgesamt derzeit mit akutem Nachwuchsmangel.
Kaffee und Kuchen, im stimmungsvollen Ambiente von freundlichen Mitarbeitern serviert – diesem Anspruch will das Paar auch noch in vielen Jahren gerecht werden: „Das erwarten unsere Kunden einfach von uns.“