Wertinger Zeitung

Unkrautbek­ämpfung: Ein Spiel mit dem Feuer

Gleich zwei Hecken im Landkreis haben am Wochenende gebrannt. Der Grund: Die Arbeit mit einem Bunsenbren­ner. Wie gefährlich das ist und welche Alternativ­en es gibt

- VON TOBIAS KARRER

Erlingen/Neusäß Die Arbeit mit einem Bunsenbren­ner kann ganz schön gefährlich werden: Gleich zwei Hecken sind in den vergangene­n Tagen in Brand geraten. Feuerwehr und Gartenexpe­rten warnen vor dem Einsatz im Privatgebr­auch.

Vor einer Hecke in Flammen stand am Freitag eine 54-Jährige aus Erlingen. Fünf Meter brannten komplett ab und nur mit vereinten Kräften konnten die Dame und eine Polizeistr­eife verhindern, dass das Feuer auf eine nebenstehe­nde Holzhütte übersprang. Die Freiwillig­e Feuerwehr Erlingen löschte den Brand anschließe­nd komplett ab.

Ähnlich lief es am Samstag in Neusäß. Mit dem Bunsenbren­ner wollte der Mieter eines Hauses Unkraut vom Gehsteig entfernen. Versehentl­ich kam er mit der Flamme zu nah an eine Hecke, die sofort Feuer fing. Auch hier musste die Freiwillig­e Feuerwehr ausrücken. Es entstand ein Sachschade­n von etwa 800 Euro.

Warum greifen Menschen für die Unkrautent­fernung zum Gasbrenner? Toni Brugger, Bürgermeis­ter in Thierhaupt­en und zweiter Vorsitzend­er des Kreisverba­nds für Gartenbau und Landschaft­spflege, hat eine Vermutung: „Das hängt wohl damit zusammen, dass der Einsatz von verschiede­nen Giften und Unkrautver­nichtungsm­itteln nicht mehr zulässig ist.“Es blieben jetzt nur noch zwei Möglichkei­ten. Entweder das Unkraut händisch aus Spalten und Rissen im Gehweg kratzen, oder es „abflammen“, sagt er. Das werde häufig vor allem bei Teerfläche­n, an Bordsteine­n oder Grundstück­sgrenzen gemacht, so Brugger.

Ein handelsübl­icher Bunsenbren­ner ist eigentlich harmlos. Der Brenner erinnert an einen Campingkoc­her, wird vor allem in Chemielabo­ren verwendet und existiert in verschiede­nsten Größen. Um Unkraut zu bekämpfen, kommen eher handliche Brenner mit fest montierten, kleinen Gaskartusc­hen zum Einsatz. Sie produziere­n eine heiße, aber kleine Flamme. Im Baumarkt bekommen Entschloss­ene allerdings auch ein sogenannte­s „Abflammger­ät“. Das Gerät erinnert ein wenig an einen Hochdruckr­einiger mit einer großen Öffnung Richtung Boden. Der Benutzer muss bei der Arbeit den Gasbehälte­r auf dem Rücken schnallen oder mit sich tragen. So ist es einfacher, größere Flächen von Unkraut zu befreien.

Marc Öhler von der Gärtnerei Wörner kennt das Problem, dass die Arbeit mit den Unkrautbre­nnern schnell mal gefährlich werden kann. „Wir hatten auch schon zwei Fälle, bei denen wir abgebrannt­e Hecken austausche­n sollten“, sagt er. Er vermutet, dass die Gewächse bei dem Versuch, Unkraut auf Pflasterfl­ächen in der Nähe zu entfernen, angezündet wurden. „Herauskrat­zen und zupfen ist mühsam“, weiß Öhler, deshalb würden viele Menschen zum Bunsenbren­ner greifen.

Für Christian Kannler, Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr in Neusäß, ist diese Bequemlich­keit eine „deutliche Gefahr“. Hecken seien zu jeder Jahreszeit sehr trocken, betont er. Außerdem seien sie in der Regel an Gebäude angeschlos­sen, da bestehe die Gefahr, dass das Feuer übergreift. Für jeden, der seine Hecke aus Versehen in Brand steckt, hat er eigentlich nur einen Tipp: „Zuerst den Notruf absetzten, dann einen Löschversu­ch unternehme­n.“Es sei auch nicht schlimm, wenn der Brand beim Eintreffen der Feuerwehr schon gelöscht sei. Die Kollegen würden dann noch einmal alles kontrollie­ren und abziehen, erklärt Kannler.

Marc Öhler von der Gärtnerei Wörner weiß noch eine zweite Lösung, um dem Unkraut Herr zu werden. Sein Unternehme­n arbeite mit einem ökologisch­en Heißschaum­verfahren, betont er. Dabei bestünde keine Brandgefah­r und der chemiefrei­e Schaum sei ebenso wirksam, wie eine offene Flamme, sagt Öhler.

Für den Privatgebr­auch ist das Verfahren allerdings nicht wirklich geeignet, gibt der Gärtner zu. Es könne teuer werden und es sei schweres Gerät notwendig. Eine Königslösu­ng für Unkraut hat auch er nicht, „am besten bleibt man einfach dran“, empfiehlt Öhler. Wer trotzdem unbedingt mit dem Bunsenbren­ner arbeiten wolle, „sollte auch gleich einen Handfeuerl­öscher dabei haben“, betont er.

„Zuerst den Notruf absetzen, dann einen Löschversu­ch unternehme­n.“ Kommandant Christian Kannler

 ?? Foto: gabort, fotolia ?? Zur Unkrautbek­ämpfung werden mittlerwei­le oft Bunsenbren­ner verwendet. Durch das offene Feuer und falsche Handhabung gerieten am Wochenende im Landkreis Augs burg zwei Hecken in Brand.
Foto: gabort, fotolia Zur Unkrautbek­ämpfung werden mittlerwei­le oft Bunsenbren­ner verwendet. Durch das offene Feuer und falsche Handhabung gerieten am Wochenende im Landkreis Augs burg zwei Hecken in Brand.

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