„Life is motion – Leben ist Bewegung“
Was die Experten beim Aktionstag zum Thema Rückenschmerzen raten. Und welche Übungen die Leiden lindern können. Auch Orthesen können helfen
Ottmar Pfanz-Sponagel hatte sich auf einen Stuhl gestellt und machte dann verschiedene Bewegungen vor, die das Publikum ihm nachahmte. Nachdem alle ihre Arme verschränkt hatten, forderte der Diplom Sportfachlehrer für Reha und Prävention von der AOK die Zuschauer dazu auf, dies nun zu wiederholen, doch dieses Mal anders herum. Da kamen schon die ersten koordinativen Schwierigkeiten bei dem ein oder anderen auf. „Viele tun sich schwer, diese festen Bewegungsmuster, wie beispielsweise das Verschränken der Arme oder aber auch die Körperhaltung, zu verändern“, sagte Pfanz-Sponagel. Dies sei auch eine der Ursachen für Rückenleiden.
Denn genau diese waren das Thema der verschiedenen Vorträge am gestrigen Sonntagnachmittag in der Kreisklinik Wertingen. Im Krankenhaus fand ein Aktionstag statt, bei dem sich die Besucher rund um das Thema Rückengesundheit informieren konnten. Neben Präsentationen zur konservativen Therapie, zur Vorsorge gegen Wirbelsäulenbeschwerden und zur Anschaffung einer Orthese, konnte man sich außerdem an verschieden Ständen weiterbilden. Dass es sich bei Rückenschmerzen um eine Volkskrankheit handelt, bestätigte Ottmar Pfanz-Sponagel: „Rückenschmerzen sind der häufigste Grund für eine Krankmeldung.“Gründe für Rückenleiden gäbe es viele, fügte er hinzu. Zu wenig Bewegung, Stress, schwere körperliche Arbeit und Übergewicht seien nur einige davon.
Eine falsche Rumpfhaltung beim Heben und Tragen von Lasten führe auch sehr schnell zu einer gebogenen Form der Wirbelsäule und somit zu Rückenschmerzen. „Man sollte immer beachten, dass der Rücken gerade bei solchen Tätigkeiten ist“, erklärte Pfanz-Sponagel den Besuchern.
Dass körperliche Bewegung sehr wichtig für ein gesundes Leben ist, verdeutlichte auch Stefan Bär, Leiter der Abteilung Physiotherapie der Kreiskliniken. „Life is motion“– „Leben ist Bewegung“war der Leitsatz seines Vortrags, dessen Thema die konservative Therapie bei Rückenleiden war. Zu dieser zählen unter anderem Krankengymnastik, Massagen oder Elektrotherapien. Das Ziel sei es, eine Verbesserung des Stoffwechsels und eine Wiederherstellung der Beweglichkeit sowie der körperlichen Kraft zu schaffen, um somit eine Schmerzlinderung zu gewährleisten. Bär betonte, dass jede Therapie individuell ablaufe und dass sich jeder auch ohne Therapeuten weiterhelfen kann. Man solle auf seinen Körper hören und negative Signale ernst nehmen. Außerdem sollte sich jeder sein eigenes Trainingsprogramm zusammen stellen und auf seine Ernährung achten, sagte Bär.
Dass die konservative Therapie der Elementarbaustein der Behandlung bei Wirbelsäulenschäden bleibt, bestätigte auch Chefarzt Dr. Markus Weißkopf: „ 95 Prozent der Beschwerden können durch solch eine Therapie behoben werden.“Absolute Grenzen der konservativen Therapie seien eine instabile Fraktur und akute neurologische Ausfälle, sagte Weißkopf. Hierbei gäbe es die Möglichkeit einer operativen oder minimalinvasiven Therapie, von der der Chefarzt jedoch abrät, da es bisher noch keine wissenschaftlichen Nachweise gäbe, die die Wirksamkeit dieser Behandlung bestätigen.
Abschließend informierte Andreas Komander, OrthopädietechnikMeister, Sanitätshaus Lindauer medicare GmbH, die Besucher rund um das Thema Orthesen. Dazu stellte Andreas Komander verschiedene Varianten des sogenannten „Vier-Punkt-Stützkorsett“vor, das als Wirbelsäulenstütze dienen soll. Er erklärte, dass jeder Patient von Orthopädietechnikern vermessen werde und somit eine individuelle Orthese erhalte, die auf die Bedürfnisse des Patienten eingestellt sei.