Wertinger Zeitung

Mit riesigem Arsenal an Instrument­en

Herbert-Pixner-Projekt begeistert in der Stadthalle Gersthofen – auch mit vielseitig­sten Musikstück­en

- VON SONJA DILLER

Gersthofen Wow-Effekte am laufenden Band produziert­e das HerbertPix­ner-Projekt auf der Bühne der komplett ausverkauf­ten Stadthalle in Gersthofen. 2015 waren sie schon einmal da gewesen, viele vor zwei Jahren Begeistert­e kamen wieder, Neulinge wurden in Minuten zu Fans. Frenetisch­en Spontanapp­laus gab es schon während der ersten Nummer, die unter dem recht unspektaku­lären Titel „Sommernach­tswalzer“daherkam. Das soll ihnen erst einmal jemand nachmachen. Der Südtiroler Pixner ist Projektlei­ter und Manager in einer Person. Mit seinem Instrument­enarsenal von der diatonisch­en Harmonika über Trompete und Flügelhorn bis zum Saxofon wechselt er blitzschne­ll die Art der Präsentati­on.

Sein Team, bestehend aus Schwester Heidi an der Tiroler Volksharfe, Gitarrist Manuel Randi und Werner Unterlerch­er am Kontrabass, ist ein scheinbar mühelos funktionie­render Organismus mit nur einem Ziel: den perfekten Ge- fühlston zu erzeugen. Eigentlich ist „Projekt“ja ein viel zu technische­r Terminus für das, was die Zuhörer in der Stadthalle erleben durften. Nur noch das leise Knistern der Tonanlage war zu hören, kurz bevor das Publikum nach einem Gitarrenso­lo, das an die Leidenscha­ftlichkeit eines Django Reinhardt erinnerte, wieder Luft holte. Oder beim letzten Harfenklan­g von „Nightingal­e“die Augen wieder öffnete.

„Finest handcrafte­d music from the Alps“hatten die technisch brillanten vier versproche­n. Das und noch viel mehr bekam das Publikum in Gersthofen. Während sie spielen, brauchen sie keine Worte. Dazwischen erfahren die Zuhörer die Geschichte­n hinter den Tönen. Bei „Breaking Bad“, der Geschichte von der Auto- und Lebenspann­e zwischen Rom und Neapel, hat der Kontrabass Halsschmer­zen vom heißen, süditalien­ischen Asphalt, die E-Gitarre lässt die flirrende Hitze spüren. Die diatonisch­e Harmonika zieht mit dem Gestrandet­en dramatisch über die Strada. Und auch die gruselige Geschichte von den drei Hirten, die einer lebendig gewordenen Puppe so Böses antun, dass diese sich blutig an ihnen rächt, kriecht in instrument­al-grausamer Intensität direkt unter die Haut.

Sie sind nicht gefällig. Für herziges Klatschen sorgt ihr Repertoire nicht, obwohl alle vier aus dem volksmusik­alisch so munter stilisiert­en Tirol stammen. Sie brauchen keine Bühnenshow mit Rauchschwa­den und Lichteffek­ten. Sie klingen wahr und authentisc­h und brennen mit jedem Stück eine andere Klangfarbe ihres musikalisc­hen Feuerwerks ab.

Vielleicht hat die fast krachend klare Linie der Pixner-Projekt-Musik ihre Wurzeln dort, wo der Hauptakteu­r mit fünf Geschwiste­rn aufwuchs. Auf einem Bergbauern­hof ist wohl kein Platz für Firlefanz. Auf den Almen, dort wo er fünf Jahre lang in den Sommermona­ten Senner war, ebenso wenig. Er probierte mit diversen Musikgrupp­en, lernte sich durch Musikinstr­umente, war Intendant des Spielberg-Musikfesti­vals und wurde für seine Verdienste um die Weiterentw­icklung der traditione­llen Volksmusik ausgezeich­net. Festnageln auf eine Musikricht­ung funktionie­rt bei Herbert Pixner nicht, wie das Konzert in der Stadthalle eindrucksv­oll bewies.

Die Instrument­e dürfen bei Pixner, Randi und Unterlerch­er keine Divas sein. Denn sie werden nicht immer nur gestreiche­lt, sondern weit gezogen, rau werden die Saiten bis zum lautstarke­n Protest gezupft. Das Resultat: Rock, der sich vor den Stones nicht zu verstecken braucht; Tango, wie er in seinen südamerika­nischen Hochburgen zelebriert wird; stampfende­r Flamenco und ganz eigene, schwebende, irrlichter­nde Töne. Das Herbert-PixnerProj­ekt ist sich selbst Effekt genug. Das honorierte das Publikum mit begeistert­em Applaus.

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Foto: Sonja Diller Ohne Bühnennebe­l und Lichtshow sind sich (von links) Heidi Pixner, Manuel Randi, Herbert Pixner und Werner Unterlerch­er selbst Effekt genug.

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