Doppelmord: Alles spricht gegen Waldemar N.
Halbzeit im Verfahren um die grausame Bluttat von Hirblingen. Etliche Indizien belasten den Angeklagten schwer. Doch der 32-Jährige schweigt weiter. Und so fehlen Antworten auf einige drängende Fragen
Augsburg Es ist Halbzeit im Prozess um den Doppelmord von Hirblingen. Acht von geplanten 16 Verhandlungstagen sind vorbei. Die meisten Polizeibeamten, die mit dem Fall beschäftigt waren, haben ihre Zeugenaussagen bereits gemacht. Anfang November haben die Sachverständigen das Wort. Am 6. Dezember soll das Urteil fallen. Doch wie wird es lauten?
Nach derzeitigem Stand der Dinge sieht es schlecht aus für den Angeklagten Waldemar N., 32. Vieles deutet darauf hin, dass er am Morgen des 9. Dezember 2016 seine beiden Nachbarinnen Beate N. und Elke W. in deren eigener Wohnung auf bestialische Weise ermordet hat.
Die Tathypothese der Augsburger Kriminalpolizei geht so: N. habe nach seiner Nachtschicht am Freitagmorgen seine Nachbarinnen mit zwei mitgebrachten Messern erstochen. Den Schlüssel zur Wohnung der Frauen hatte er, weil seine Mutter sich in Abwesenheit der Nachbarinnen um deren Katze und Pflanzen gekümmert hat. N. soll die Leichen in Schlafsäcke gepackt und in einem Kellerraum versteckt haben. Zuvor habe er sich die PIN-Nummern der Bankkarten mit brutalen Schlägen erzwungen. Die Karten nahm er mit und hob gut 5000 Euro von den Konten des Paares ab. In der Nacht zum Sonntag soll N. die Leichen außerhalb von Hirblingen an der Schmutter vergraben haben. Für den Transport der Leichen habe er Beate N.s Peugeot benutzt. Die Wohnung der Opfer soll er penibel geputzt haben. Dann meldete er sich krank und fuhr nach Prag. Seit 16. Dezember 2016 sitzt N. in U-Haft.
Die Kripo hat viele gewichtige Indizien gesammelt, die klar gegen ihn sprechen. Eine Übersicht:
DNA Spuren Die Spurensicherung hat an den Fußgelenken beider Opfer DNA-Spuren von Waldemar N. gefunden. Die Ermittler erklären das damit, dass N. die Leichen an den Füßen gezogen hat. An zwei Messern, die auf einer Couch in N.s Wohnung versteckt waren, entdeckte die Polizei Genspuren der Opfer. Molekulargenetische Spuren waren außerdem an Wasserhähnen in der Waschküche und im Kellerbad der Frauen. N. soll die Spuren dort hinterlassen haben, als er die Wohnung putzte. Und weiter: Teile von N.s DNA fand die Kripo auf einer Taschenlampe, die im Schlafsack neben Beate N.s Leichnam lag.
Spaten Rechnung In der Schmutter lag ein Spaten. Mit dem hat der Täter offensichtlich das Erdgrab geschaufelt. Genau einen solchen Spaten hat Waldemar N. am Samstagabend in einem Gersthofer Baumarkt gekauft. Die Quittung lag noch in der Mittelkonsole seines weißen 3er BMW.
Hausschlüssel In der Nähe der Vergrabungsstelle entdeckten die Spurensicherer zudem einen Hausschlüssel. Ein Kripobeamter fuhr damit zum Haus der Familie N. und probierte ihn aus. Ergebnis: Er passte an der Haustür und an Waldemar N.s Wohnungstür. Zwei elektrische Garagenöffner der Frauen wurden außerdem am Vergrabungsort gefunden.
Schuhspuren Festzustehen scheint, dass der Angeklagte Beate N.s Auto gefahren hat. Auf der Fußmatte unter dem Fahrersitz dokumentierte die Polizei Fragmente eines Sohlenabdruckes, die zu Schuhen aus seiner Wohnung passen.
Abhebungen von Geldautomaten Die Kripo ist sicher, dass der Mann auf Fotos verschiedener Überwachungskameras im Raum Augsburg und in Prag Waldemar N. ist – auch wenn dieser Mann mit Kapuze und Schal getarnt ist. Das ergebe sich aus Kleidung, Statur, Körpergröße und Fußhaltung.
Geld In N.s BMW fanden die Ermittler 1470 Euro Bargeld. Sie sind überzeugt davon, dass das Geld von den Konten der Opfer abgehoben worden ist. Am Montag nach der Tat zahlte Waldemar N. zudem 1150 Euro in bar auf sein eigenes Konto ein.
Motiv Für Polizei und Staatsanwaltschaft ist klar: Der Angeklagte steckte in Geldnöten. Er hatte 130000 Euro Schulden, seinen Dispokredit schöpfte er fast jeden Monat aus. Das Motiv für den Doppelmord ist aus Sicht der Ermittler Habgier.
Das sind in der Summe eine ganze Menge belastender Indizien, und es sind nur die wichtigsten. Hinweise, dass Waldemar N. doch nicht der Doppelmörder von Hirblingen ist, gibt es derzeit keine. Der Angeklagte schweigt, und auch seine Verteidiger Walter Rubach und Hansjörg Schmid haben bislang nichts Entlastendes vortragen können. Stattdessen haben sie Zweifel an der Neutralität der Vorsitzenden Richterin gesät und den Ermittlern vorgeworfen, sie hätten schwere Formfehler begangen. Ein Befangenheitsantrag ist allerdings schon abgewiesen worden. Und ein Antrag, wichtige Beweise wegen der angeblichen Fehler der Ermittler nicht zu verwenden, dürfte ebenfalls scheitern.
Einige Fragen sind aber nach wie vor ungeklärt. Steckte N. wirklich in so großer Geldnot, passt also das Motiv? Was hat sich genau in der Wohnung der Frauen abgespielt? Antworten könnte nur einer geben: Waldemar N. Doch er schweigt weiter. Und es ist nicht zu erwarten, dass sich das noch ändert. Bleibt alles so, wie es derzeit ist, dann sieht Waldemar N. einer Verurteilung zu lebenslanger Haft mit besonderer Schwere der Schuld entgegen. Das bedeutet, dass er nicht nach 15 Jahren entlassen werden kann, sondern wahrscheinlich mindestens 25 Jahre im Gefängnis sitzen muss.
Acht Verhandlungstage stehen noch aus. Fortsetzung ist am Dienstag, 7. November, um 9 Uhr im Saal 101 des Augsburger Strafjus tizzentrums.
Dann werden zunächst einige wei tere Kripobeamte als Zeugen aussagen, darunter der Hauptsach bearbeiter des Falles und ein Spu rensicherer.
Sind alle Polizisten gehört, haben die Sachverständigen das Wort. Sie kommen aus den Bereichen Rechtsmedizin, Spurensicherung und DNA Forschung. Ein psychiatri scher Gutachter gibt eine Expertise über Waldemar N.s Persönlichkeit.
Das Urteil soll nach bisheriger Planung am Nikolaustag, 6. De zember, fallen. (hogs)
Immer mehr Störche in Bayern sparen sich den Flug in den Süden und überwintern hierzulande. Ja logisch! Warum sollte Adebar auch bis nach Afrika fliegen, wo in den meisten Ländern die politische Lage instabil, wenn nicht gefährlich ist? Gar nicht zu reden von den Risiken eines Fluges über vom Islamischen Staat beherrschte Gebiete.
Dass Meister Adebar den Urlaub in Afrika immer öfter absagt, liegt nicht nur an den hierzulande inzwischen beinahe mediterranen Wintern. So ein Verhalten hat auch damit zu tun, dass der Storch (nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen rechtspopulistischen Frontfrau) auch mal an Heiligabend als Glücksbringer jobben will. Dass der Heiland, nach allem, was wir aus dem Neuen Testament wissen, nicht vom Storch gebracht worden sein soll, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Allerdings ließe sich die angeblich unbefleckte Empfängnis Marias mit Adebars segensreichem Wirken auch für Josef und alle Nichtchristen endlich nachvollziehbar erklären. Wenn man nun auch noch weiß, dass die mittelhochdeutsche Bezeichnung für den Storch odebar ist – im Althochdeutschen odebero –, dann tritt ein Zusammenhang zwischen dem Jesukindlein und dem Wirken des Vogels zutage. Denn diese beiden Begriffe lassen sich – man höre und staune – mit Heils- oder Segensbringer übersetzen.
Ob der Geburtenboom in Bayern mit dem Überwintern der Störche zu tun hat, konnte bisher nicht zweifelsfrei geklärt werden. Auf der anderen Seite hat der Verzicht auf die große Winterreise auch unerfreuliche Aspekte. Denn in der CSU befürchten erste Politiker, dass bei einer weiter steigenden Geburtenquote die Staatsverschuldung durch den Bau von Kitas und Schulen steigen könnte. Damit es nicht so weit kommt, plant die Partei eine Storchenobergrenze und will ausreiseunwillige Exemplare ohne Prüfung des Asylstatus’ sofort abschieben.
5000 Euro von den Konten des Paares abgehoben So geht der Prozess weiter