Wertinger Zeitung

Ein Baum zum Gedenken an Martin Luther

Wertinger Pfarrerin Ingrid Rehner forderte am gestrigen Reformatio­nstag dazu auf, standhaft zum Glauben zu stehen. Anschließe­nd pflanzten die Konfirmand­en einen Apfelbaum

- VON FILIPPA MÖRZ

Wertingen „Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, ich würde heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“Dieses Zitat, das von Martin Luther stammt, nahmen die Wertinger Protestant­en am gestrigen Dienstag zum Anlass, selbst einen Apfelbaum hinter ihrer Bethlehemk­irche zu pflanzen. Um das Graben, Einsetzen und Bewässern kümmerten sich unter der Leitung von Josef Uhl die Konfirmand­en der evangelisc­hen Kirchengem­einde. Der Baum solle wachsen, gedeihen und einmal viele Früchte tragen, sagte Pfarrerin Ingrid Rehner. Vor allem aber solle er an den besonderen Tag erinnern, an dem er gepflanzt worden ist – der Reformatio­nstag, an dem die evangelisc­he Kirchengem­einde das 500. Jubiläum von Martin Luthers Thesenansc­hlag in Wittenberg feierte.

Vorher war in der gut gefüllten Bethlehems­kirche in Wertingen ein besonderer Gottesdien­st abgehalten worden. Begonnen wurde er mit einem feierliche­n Marsch der Binswanger Bläser, die den gesamten Gottesdien­st musikalisc­h untermalte­n. Pfarrerin Ingrid Rehner freute sich, dass sie auch viele katholisch­e Gäste an diesem Festtag in der evangelisc­hen Kirche begrüßen konnte. Sie betonte, dass eine Zusammenar­beit und ein aufrichtig­es Miteinande­r zwischen Protestant­en und Katholiken elementar sei. Denn man dürfe nie vergessen, dass der Katholizis­mus die Wurzel der evangelisc­hen Kirche sei. Deshalb seien gemeinsame Gottesdien­ste und Gespräche zwischen den beiden Konfession­en laut Rehner besonders wichtig. „Glaube kann problemlos miteinande­r gelebt werden, auch wenn man nicht der gleichen Konfession angehört“, sagte die evangelisc­he Pfarrerin und erinnerte an Jesus Christus, der auch alle Menschen in seine Gemeinscha­ft eingeladen habe.

Die Lesung wurde dann aus der neuen Bibel vorgetrage­n, die die Kirchengem­einde zu Ehren des Reformatio­nstags von der evangelisc­hlutherisc­hen Landeskirc­he Bayern geschenkt bekommen hatte. In der darauffolg­enden Predigt forderte Ingrid Rehner dazu auf, dass sich die Christen wieder mehr zu Gott und ihrem Glauben bekennen. Man solle sich nicht für Gott schämen, son- dern die Frohe Botschaft weiterbrin­gen. Dabei erinnerte sie an Martin Luther, der vor dem Reichstag in Worms seine 95 Thesen widerrufen sollte, dies aber ablehnte und sich zu Gott bekannte. „Er war standhaft und hat sich für Gott und seinen Glauben entschiede­n“, sagte Rehner und forderte ihre Gemeindemi­tglieder auch zu solch einer Standhafti­gkeit auf.

Vor allem solle man sich an diesem Feiertag aber die Frage stellen, ob man seinem Auftrag als Kirche gerecht werde, sagte sie. Denn in einem christlich geprägten Land wie Deutschlan­d müsse man als Einzelner nicht viel tun, um den Glauben weiterzubr­ingen. Trotzdem verliere er bei vielen im Alltag an Bedeutung, bedauerte Ingrid Rehner. „Viele junge Menschen wissen nicht einmal, was an bestimmten Feiertagen eigentlich gefeiert wird“, sagte sie. Um dem entgegen wirken zu können, müsse der Glaube wieder mehr in der Familie praktizier­t werden, forderte die Pfarrerin.

Nach dem Gottesdien­st und dem Pflanzen des Apfelbaums feierte die Kirchengem­einde bei Schmalzbro­ten, Keksen und Bier diesen besonderen Reformatio­nstag.

 ?? Foto: Filippa Mörz ?? Die Konfirmand­en der evangelisc­hen Kirchengem­einde pflanzten gemeinsam mit Josef Uhl (rechts) zu Ehren Martin Luthers einen Apfelbaum hinter der Kirche.
Foto: Filippa Mörz Die Konfirmand­en der evangelisc­hen Kirchengem­einde pflanzten gemeinsam mit Josef Uhl (rechts) zu Ehren Martin Luthers einen Apfelbaum hinter der Kirche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany