Ein Baum zum Gedenken an Martin Luther
Wertinger Pfarrerin Ingrid Rehner forderte am gestrigen Reformationstag dazu auf, standhaft zum Glauben zu stehen. Anschließend pflanzten die Konfirmanden einen Apfelbaum
Wertingen „Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, ich würde heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“Dieses Zitat, das von Martin Luther stammt, nahmen die Wertinger Protestanten am gestrigen Dienstag zum Anlass, selbst einen Apfelbaum hinter ihrer Bethlehemkirche zu pflanzen. Um das Graben, Einsetzen und Bewässern kümmerten sich unter der Leitung von Josef Uhl die Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde. Der Baum solle wachsen, gedeihen und einmal viele Früchte tragen, sagte Pfarrerin Ingrid Rehner. Vor allem aber solle er an den besonderen Tag erinnern, an dem er gepflanzt worden ist – der Reformationstag, an dem die evangelische Kirchengemeinde das 500. Jubiläum von Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg feierte.
Vorher war in der gut gefüllten Bethlehemskirche in Wertingen ein besonderer Gottesdienst abgehalten worden. Begonnen wurde er mit einem feierlichen Marsch der Binswanger Bläser, die den gesamten Gottesdienst musikalisch untermalten. Pfarrerin Ingrid Rehner freute sich, dass sie auch viele katholische Gäste an diesem Festtag in der evangelischen Kirche begrüßen konnte. Sie betonte, dass eine Zusammenarbeit und ein aufrichtiges Miteinander zwischen Protestanten und Katholiken elementar sei. Denn man dürfe nie vergessen, dass der Katholizismus die Wurzel der evangelischen Kirche sei. Deshalb seien gemeinsame Gottesdienste und Gespräche zwischen den beiden Konfessionen laut Rehner besonders wichtig. „Glaube kann problemlos miteinander gelebt werden, auch wenn man nicht der gleichen Konfession angehört“, sagte die evangelische Pfarrerin und erinnerte an Jesus Christus, der auch alle Menschen in seine Gemeinschaft eingeladen habe.
Die Lesung wurde dann aus der neuen Bibel vorgetragen, die die Kirchengemeinde zu Ehren des Reformationstags von der evangelischlutherischen Landeskirche Bayern geschenkt bekommen hatte. In der darauffolgenden Predigt forderte Ingrid Rehner dazu auf, dass sich die Christen wieder mehr zu Gott und ihrem Glauben bekennen. Man solle sich nicht für Gott schämen, son- dern die Frohe Botschaft weiterbringen. Dabei erinnerte sie an Martin Luther, der vor dem Reichstag in Worms seine 95 Thesen widerrufen sollte, dies aber ablehnte und sich zu Gott bekannte. „Er war standhaft und hat sich für Gott und seinen Glauben entschieden“, sagte Rehner und forderte ihre Gemeindemitglieder auch zu solch einer Standhaftigkeit auf.
Vor allem solle man sich an diesem Feiertag aber die Frage stellen, ob man seinem Auftrag als Kirche gerecht werde, sagte sie. Denn in einem christlich geprägten Land wie Deutschland müsse man als Einzelner nicht viel tun, um den Glauben weiterzubringen. Trotzdem verliere er bei vielen im Alltag an Bedeutung, bedauerte Ingrid Rehner. „Viele junge Menschen wissen nicht einmal, was an bestimmten Feiertagen eigentlich gefeiert wird“, sagte sie. Um dem entgegen wirken zu können, müsse der Glaube wieder mehr in der Familie praktiziert werden, forderte die Pfarrerin.
Nach dem Gottesdienst und dem Pflanzen des Apfelbaums feierte die Kirchengemeinde bei Schmalzbroten, Keksen und Bier diesen besonderen Reformationstag.