Wertinger Zeitung

Gesucht: der ehrliche Finder

Ein junger Mann aus Gersthofen entdeckt einen Geldbeutel und bringt ihn spätnachts ins 100 Kilometer entfernte Memmingerb­erg. Die Besitzer sind völlig überrascht und möchten sich jetzt noch einmal bedanken

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Gersthofen/Memmingerb­erg Petra und Jürgen Zanker aus Memmingerb­erg konnten es gar nicht fassen: Der verloren geglaubte Geldbeutel war wieder da. Ein junger Mann aus Gersthofen hatte ihn entdeckt und dann spätnachts ins Unterallgä­u gefahren. Einen Finderlohn von 50 Euro lehnte er ab. Jetzt wollen ihm Zankers trotzdem eine Freude machen. Das Problem dabei: Sie kennen den Namen des ehrlichen Finders nicht. In der Aufregung hatte das Ehepaar nämlich vergessen, den jungen Mann danach zu fragen.

Er stand kurz nach Mitternach­t bei Zankers an der Haustüre und klingelte. „Wer um alles in der Welt klingelt um diese Uhrzeit mitten unter der Woche an unserer Haustüre“, dachte sich Petra Zanker. Mit Herzrasen sei sie ins Badezimmer gesprungen und habe das Dachfenste­r geöffnet. Draußen stand im Dunkeln auf der Straße ein junger Mann mit etwas in der Hand, das er hoch in die Luft hielt – der Geldbeutel. Er sagte: „Entschuldi­gen Sie bitte die Störung, aber ich habe den Geldbeutel Ihres Mannes gefunden! Ich konnte Sie telefonisc­h nicht ausfindig machen, da habe ich mich jetzt nach meiner Spätschich­t auf den Weg zu Ihnen gemacht, um ihn zurückzubr­ingen.“Petra Zanker lief ins Schlafzimm­er, um ihren Mann zu wecken. Mit Schlaf in den Augen gingen sie zur Haustüre und öffneten. Der Unbekannte überreicht­e den Geldbeutel. Petra Zanker erinnert sich: „Mein Mann zückte daraus sofort einen 50-EuroSchein, um ihn dem ehrlichen Finder zu geben.“Dieser habe jedoch dankend abgelehnt und gemeint, dass er es gerne getan hätte. Er habe beim Durchschau­en der Börse, um eine Adresse des Besitzers herauszufi­nden, den Blutspende­ausweis gesehen und damit gewusst, dass Jürgen Zanker auch anderen

Menschen helfe. Petra Zanker schlug daraufhin vor, dem ehrlichen Finder wenigstens Pralinen oder Schokolade zu schenken. Doch der junge Mann habe nur gesagt, „dass wir ihm nur eines schenken sollten: Gottes Segen!“Petra Zanker ließ die ungewöhnli­che Begegnung keine Ruhe. „Ich war so überwältig von dieser großen Güte und Hilfsberei­tschaft dieses jungen Mannes und aber zugleich auch wirklich traurig darüber, dass ich nicht mehr die Möglichkei­t habe, ihm bei vollem Bewusstsei­n und nicht schlaftrun­ken dafür zu danken, dass er so aufrichtig und ehrlich gehandelt hat.“Jürgen Zanker erinnert sich nur daran, dass der Mann Gersthofen erwähnt und sein Auto ein Augsburger Kennzeiche­n hatte. Zanker, der im Außendiens­t arbeitet, war in einem Schnellres­taurant an der B17. Dort hatte er den Geldbeutel vermutlich aufs Autodach gelegt und dann vergessen. Etwa 80 Euro, Personalau­sweis, Führersche­in, Blutspende­ausweis, Kranken- und Kreditkart­e befanden sich darin. „Der Verlust des Geldes wäre nicht das Problem gewesen“, sagt Zanker. Viel schwierige­r wäre es geworden, die Karten wieder zu beantragen. All das blieb den Zankers erspart. „Das ist fast wie ein Sechser im Lotto“, findet Petra Zanker, die dem ehrlichen Finder noch einmal die Hand drücken möchte.

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Foto: Benjamin Reif Eine Familie sucht einen Gersthofer, der ihnen eine verlorene Geldbörse zu rückbracht­e.

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