Alte Klischees überdenken
Sie braucht weder Cap noch Mütze auf dem Kopf. Dafür hat sie ja ihren praktischen Schleier. Ihr ärmelloses schwarzes Ordenskleid kombiniert sie wahlweise mit T-Shirt, Bluse und Pullover. Darunter trägt sie je nach Witterung Woll- und Feinstrumpfhose. Am allerliebsten läuft sie barfuß. Im Urlaub sportelt sie schon mal mit den Binswangern in Turnhose und T-Shirt und zum Schwimmen trägt sie selbstverständlich einen Badeanzug. Sie erzählt von ihrer Namenstagsfeier im Abenteuerwald, wo sie sich von Baum zu Baum hangelte. Und davon, wie sie wild um den See radelt.
Sie ist die 33-jährige Schwester Regina-Maria. Eine junge Frau, die sich bewusst für den Eintritt ins Kloster, den Orden der Dillinger Franziskanerinnen und die „Hochzeit“mit Gott entschieden hat.
Sie verkauft auf einem Hofladen „die besten Tomaten weit und breit“, die vielleicht wegen der Liebe, mit der sie angebaut und angeboten werden, so gut schmecken. Sie nennt sich einen sehr heimatververwurzelten Menschen und kann sich gleichzeitig vorstellen, zumindest zeitweise nach Brasilien, Indien oder Amerika zu gehen.
„Unser Kloster ist die Welt“, zitiert die 33-Jährige den heiligen Franziskus. Dessen Leben wechselte ab zwischen umherziehen, predigen, mitten unter Leuten sein und zurückgezogen in der Einsiedelei, zu sich kommen und seine Beziehung zu Gott intensivieren.
Eine große Rednerin sei sie nicht, gesteht Schwester Regina-Maria. Doch sie will mit ihrem Ordenskleid sichtbar sein. Und das ist sie, radelt mit ihrem Kleid und Schleier quer durch den Landkreis, mischt sich beim Sport und bei der Arbeit unter die Menschen, sucht ruhige Momente in der Freizeit. Sie genießt gutes naturgegebenes Essen und praktische Kleidung. Sie betet um das, worum Menschen sie bitten und spricht offen über sich und ihr Leben.
Von wegen verschleierte Klosterschwester hinter dichten Mauern. Die 33-Jährige lässt einen über eigene alt eingeprägte Klischeebilder nachsinnen.