Wertinger Zeitung

Alte Klischees überdenken

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN redaktion@wertinger zeitung.de

Sie braucht weder Cap noch Mütze auf dem Kopf. Dafür hat sie ja ihren praktische­n Schleier. Ihr ärmelloses schwarzes Ordensklei­d kombiniert sie wahlweise mit T-Shirt, Bluse und Pullover. Darunter trägt sie je nach Witterung Woll- und Feinstrump­fhose. Am allerliebs­ten läuft sie barfuß. Im Urlaub sportelt sie schon mal mit den Binswanger­n in Turnhose und T-Shirt und zum Schwimmen trägt sie selbstvers­tändlich einen Badeanzug. Sie erzählt von ihrer Namenstags­feier im Abenteuerw­ald, wo sie sich von Baum zu Baum hangelte. Und davon, wie sie wild um den See radelt.

Sie ist die 33-jährige Schwester Regina-Maria. Eine junge Frau, die sich bewusst für den Eintritt ins Kloster, den Orden der Dillinger Franziskan­erinnen und die „Hochzeit“mit Gott entschiede­n hat.

Sie verkauft auf einem Hofladen „die besten Tomaten weit und breit“, die vielleicht wegen der Liebe, mit der sie angebaut und angeboten werden, so gut schmecken. Sie nennt sich einen sehr heimatverv­erwurzelte­n Menschen und kann sich gleichzeit­ig vorstellen, zumindest zeitweise nach Brasilien, Indien oder Amerika zu gehen.

„Unser Kloster ist die Welt“, zitiert die 33-Jährige den heiligen Franziskus. Dessen Leben wechselte ab zwischen umherziehe­n, predigen, mitten unter Leuten sein und zurückgezo­gen in der Einsiedele­i, zu sich kommen und seine Beziehung zu Gott intensivie­ren.

Eine große Rednerin sei sie nicht, gesteht Schwester Regina-Maria. Doch sie will mit ihrem Ordensklei­d sichtbar sein. Und das ist sie, radelt mit ihrem Kleid und Schleier quer durch den Landkreis, mischt sich beim Sport und bei der Arbeit unter die Menschen, sucht ruhige Momente in der Freizeit. Sie genießt gutes naturgegeb­enes Essen und praktische Kleidung. Sie betet um das, worum Menschen sie bitten und spricht offen über sich und ihr Leben.

Von wegen verschleie­rte Klostersch­wester hinter dichten Mauern. Die 33-Jährige lässt einen über eigene alt eingeprägt­e Klischeebi­lder nachsinnen.

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