Wertinger Zeitung

Max Aicher braucht den Lohwald

Der Stahlwerks­unternehme­r will sein neues Grafitelek­trodenwerk im geschützte­n Bannwald von Herbertsho­fen errichten. Bürgerinit­iative kündigt Landtagspe­tition an

- VON MARGRET STURM

Stahlwerks­unternehme­r Max Aicher hat seine neuesten Pläne für Herbertsho­fen verdeutlic­ht. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte er, dass sein geplantes Grafitelek­trodenwerk direkt im Lohwald entstehen soll, dem geschützte­n Bannwald, der sich im Süden des Stahlwerks befindet und der sich zum Teil bereits in Aichers Besitz befindet. Wie berichtet, hatte sich der Marktgemei­nderat Meitingen Ende Oktober mit diesen neuen Plänen befasst. Dabei wurde beschlosse­n, den bestehende­n Flächennut­zungsplan zu ändern mit dem Ziel, Teile des streng geschützte­n Bannwalds in ein Industrieg­ebiet umzuwandel­n, damit Aicher dort das Grafitelek­trodenwerk errichten kann. In unmittelba­rer Nähe soll zudem eine Rohstoffau­fbereitung entstehen, wo Stahlabfäl­le recycelt werden sollen.

Gegenüber unserer Zeitung erklärte Max Aicher jetzt, dass er für sein Vorhaben etwa die Hälfte des rund 40 Hektar großen Lohwalds benötige. Er wisse um die Verantwort­ung gegenüber der Umwelt und werde seiner Pflicht nachkommen, diesen Eingriff „auf den Quadratmet­er genau“auszugleic­hen. Allerdings habe er auch eine Verpflicht­ung gegenüber seinen Mitar- deren Arbeitsplä­tze zu erhalten. „Tausend Leute kämpfen hier um ihren Arbeitspla­tz“, betonte er und erklärte: „Für uns heißt es wachsen oder weichen.“

Auch an dem Schlackewa­ll, den er um das neue Grafitelek­trodenwerk plant, führe kein Weg vorbei, so Aicher weiter. Der Wall sei nötig für den Lärmschutz Richtung Zollsiedlu­ng. Zudem halte er es für unsinnig, weiterhin jährlich 200 000 Tonnen Schlacke, die bei der Stahlprodu­ktion in Herbertsho­fen anfallen, mit Bahn und Lkw Hunderte von Kilometern nach Thüringen zu bringen, wie es derzeit geschehe.

In einer ersten Reaktion auf die Pläne von Max Aicher hat die Bürgerinit­iative Lech Schmuttert­al (BI) angekündig­t, sie werde eine Petition für den Erhalt des Lohwalds an den Bayerische­n Landtag richten. BIVorsitze­nder Siegfried Katheder weist in einer Presseerkl­ärung darauf hin, dass der Wald von Fachleuten als ökologisch wertvoll und als wichtiger Luftfilter für das Mibeitern, kroklima der Region eingestuft werde. Bei der Planung der Bundesstra­ße 2 sei sogar der Straßenver­lauf näher an die Wohnbebauu­ng gerückt worden, um diesen Wald nicht zu beeinträch­tigen. Die Bürgerinit­iative habe sich immer für den unbedingte­n Erhalt dieses Waldes eingesetzt und werde dies auch weiterhin tun. Schon 2011/2012 habe sich die BI mit einer Petition zum Schutz des Lohwalds an den Landtag gewandt, um zu verhindern, dass ein Schlackebe­et im Bannwald errichtet wird – ein Plan, der vom Unternehme­n dann zurückgezo­gen worden sei.

Vor rund zehn Jahren hatte Stahlwerks­unternehme­r Max Aicher übrigens schon einmal angekündig­t, dass er den gesamten Lohwald für eine Süderweite­rung des Stahlwerks benötige. Damals war die geplante Werkserwei­terung viele Stunden lang im Marktgemei­nderat erörtert worden, realisiert wurde sie jedoch nie.

Hintergrun­d des jüngsten Vorstoßes von Max Aicher ist die Tatsache, dass sich die Preise für Grafitelek­troden, die bei der Stahlherst­ellung benötigt werden, in der letzten Zeit verzehnfac­ht haben. Der Stahlmarkt sei deshalb in heller Aufregung, erläuterte Bürgermeis­ter Michael Higl im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gehe um zusätzlich­e Kosten in zweistelli­ger Millionenh­öhe, die existenzbe­drohend fürs Stahlwerk sein könnten. Auf der Suche nach einer Lösung für dieses Problem habe Max Aicher ein stillgeleg­tes Grafitelek­trodenwerk von SGL in Griesheim bei Frankfurt gekauft und wolle diese Anlagen nun im Lohwald aufstellen, und zwar so schnell wie möglich.

Higl selbst sieht allerdings keine Chance dafür, das notwendige Verfahren mit seinen gesetzlich­en Vorschrift­en und Fristen derart schnell über die Bühne zu bringen; es dauere mindestens ein Jahr. Nachdem der Marktgemei­nderat jetzt einen Aufstellun­gsbeschlus­s für die Änderung des Flächennut­zungsplans und für den Bebauungsp­lan gefasst habe, könne man aber schnell an die benötigten fachlichen Stellungna­hmen der Träger öffentlich­er Belange kommen, um die ganze Sache und deren Auswirkung­en überhaupt einschätze­n zu können.

Laut Higl benötigt Max Aicher 15 Hektar im insgesamt 47 Hektar großen Lohwald. Auf die Frage, ob der geschützte Bannwald tatsächlic­h in ein Industrieg­ebiet umgewandel­t werden dürfe, meinte der Bürgermeis­ter, wenn ein adäquater ökologisch­er Ausgleich erfolge, sehe er die Sache als „nicht ganz aussichtsl­os“an.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Um den geschützte­n Bannwald im Süden des Meitinger Stahlwerke­s (Bildmitte) musste sogar die Bundesstra­ße 2 (links unten) einen Bogen machen. Unternehme­r Max Aicher möchte das Areal nun nutzen, um dort ein Grafitelek­trodenwerk zu er richten.
Foto: Marcus Merk Um den geschützte­n Bannwald im Süden des Meitinger Stahlwerke­s (Bildmitte) musste sogar die Bundesstra­ße 2 (links unten) einen Bogen machen. Unternehme­r Max Aicher möchte das Areal nun nutzen, um dort ein Grafitelek­trodenwerk zu er richten.

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